Ludwigshafen. Das Gelände rund um die Blies präsentiert sich in der Regel als idyllischer Ort an dem die Menschen vor allem eines suchen: Entspannung. Wenn aber wie am Samstag beim Blies-Festival 24 Künstlerinnen und Künstler von 12 Uhr bis Mitternacht am Plattenteller stehen, verwandeln wummernde Bässe und mitreißende elektronische Tanzmusik das Areal in eine fröhliche Open-Air-Disco. DJs wie etwa das Duo Hard Candy, DJ Stingray 313 aus Detroit, die Niederländerin Estella Boersma oder THC beherrschen die Mischpulte und bringen die Menge zum Tanzen. Die Stimmung ist ausgelassen, die rund 2500 Besucherinnen und Besucher sind gut gelaunt.
„Wir sind ein Non-Profit-Festival, also nicht gewinnorientiert“, sagt Veranstalter Danjiel Jozic. „Unser Konzept ist, eine Plattform für die Musikszene zu sein. Es steckt viel Ehrenamt drin.“ In diesem Jahr gibt es zwei Neuerungen: Zwei Bühnen, sowie ein Awareness-Team. „Die Leute sollen eine Anlaufstelle haben, falls es einen Awareness-Fall geben sollte. „Das gehört mittlerweile zu einem guten Festival dazu, denn wir wollen ein Safe Space sein, wo man sich wohlfühlt.“ Das Thema Sicherheit habe in der Vorbereitung aufgrund des Attentats in Solingen eine Rolle gespielt, so Jozic. Die Polizei zeige viel Präsenz, Notausgänge wurden stärker gesichert und Taschenkontrollen intensiviert.
Der heiße Nachmittag geht in eine laue Sommernacht über. Marc und Alisha freuen sich über das Set von DJ Stingray 313. „Wir haben selbst eine Zeit lang in Detroit gelebt“, sagt der Mannheimer.
Christopher, Greta und Lucy sind Anfang 20. Das Trio genießt das Set von Shoki287. „Die Leute sind super entspannt“, lobt Greta aus Wiesbaden. „Die Stimmung ist super“, sagt Lucy. Christopher schätzt an dem Event, dass es um Musik und nicht um Kommerz geht. „Techno verbindet die Menschen, egal aus welcher Nation sie kommen.“
Nach Wirbel im Vorfeld: Girls Don’t Sync treten nicht auf
Im Vorfeld gab es Wirbel um den Londoner Act „Girls Don’t Sync“ nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen Gaia Ahuja, Mitglied der Formation (wir berichteten). Jozic habe sich daraufhin um Klärung gekümmert. „Wir haben die Polizei hinzugezogen, die eine zivile Aufklärung gemacht hat in Bezug auf die Anschuldigungen gegenüber der Künstlerin als auch Bedrohungslagen ihr gegenüber“, sagt er. „Die Zivile Aufklärung hat sehr intensiv gearbeitet, nichts gefunden und keine Bedenken gehabt.“ Zudem sei es für ihn das Wichtigste gewesen, alle Parteien, also auch Band und das Management transparent in den Prozess miteinzubinden. Dennoch: „Sie haben daraufhin selbst Sicherheitsbedenken gehaben und ihre Show gecancelt. Das muss man dann akzeptieren.“ Es ist ein sehr sensibles politisches Thema, betont er.
Vielfalt und Multikulturalität gehören zum Format dazu. Roi Perez etwa, der an diesem Tag beim Blies-Festival aufgelegt hat, stehe für die queere Szene in Tel Aviv, so Jozic. „Wir haben es bisher immer geschafft, alle Künstler hier auftreten zu lassen. „Das ist ein Zeichen, dass alles gut organisiert ist.“
Das Finale bestreitet Ellen Allien mit harten Sounds auf der Mainstage, während Interplanetary Criminal aus Manchester nebenan mit Samples und Songs aus den 90ern chillige Old-School-Vibes verbreitet. Das Blies-Festival soll weiter wachsen. Im kommenden Jahr möchte Jozic in Kooperation mit der BASF eine Freitagabendbühne auf die Beine stellen. „Damit möchten wir den Festivalcharakter noch stärken.“
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