Ludwigshafen

Bettwäsche für die Foo Fighters gereinigt

Rund eine Tonne Wäsche - 200 Maschinen-Ladungen - hat AchimTopf am Wochenende bei Rock am Ring gereinigt. Das Familienunternehmen aus Ludwigshafen betreibt die Rock'n'Roll Laundry und ist weltweit für Musikstars unterwegs.

Von 
Bernhard Zinke
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Ein Blick in die Wäscherei der Familie Topf im Fahrerlager auf dem Nürburgring am vergangenen Wochenende. © Achim Topf

Ludwigshafen. Vier Tage Rock am Ring gehen ganz schön in die Knochen. Sehr wenig Schlaf habe er gehabt, erzählt Achim Topf über die Freisprechanlage seines Telefons, als er am Montag mit seinem Fahrzeug auf die A 650 und damit auf die Zielgerade nach Ludwigshafen einbiegt. Allerdings: Er hat am Nürburgring nicht gefeiert, sondern mehr oder minder durchgearbeitet. Rund eine Tonne Wäsche werden es gewesen sein, die er für die Musiker des Großevents und ihre Crews gewaschen hat. „Rund 200 Ladungen waren es wohl“, rechnet Achim Topf im Kopf nach.

Die Familie Topf hat ein Geschäft, das ziemlich einzigartig ist auf der Welt. Sie betreibt seit den 1980ern die Rock’n’Roll-Laundry und sorgt dafür, dass Rockmusiker weltweit bei ihrer Arbeit frisch gewaschene Wäsche, Handtücher, Klamotten und Bettzeug haben. Dazu kommen die Geschirrtücher des Caterings, die Warnwesten des Sicherheitspersonals und die T-Shirts der Roadies. Am vergangenen Donnerstag sind sie am Nürburgring angereist, mit drei Waschmaschinen und drei Trocknern im Gepäck, alle schön in einem Racksystem verpackt, wie dies im Musikbusiness üblich ist.

Ein Blick in die Wäscherei der Familie Topf im Fahrerlager auf dem Nürburgring am vergangenen Wochenende. © Achim Topf

Es ist ein Job, bei dem Topf durchaus Fingerspitzengefühl und Sorgfalt benötigt. Erstens berühre der Reinigungsservice ja schon den Intimbereich der Menschen. „Und außerdem finden es die Leute schon gut, wenn sie ihr Lieblings-T-Shirt in der originalen Form und Größe wieder bekommen“, sagt Achim Topf.

Die Foo Fighters waren am Donnerstag einen Tag vor Festivalbeginn die ersten Kunden. Sie baten darum, die Bettwäsche ihrer Tourbusse gewaschen zu bekommen. Die Band um Dave Grohl und ihre Crew waren mit drei Bussen unterwegs und übergaben Achim Topf rund 50 Bettgarnituren. „Die haben sie am Freitag wieder frisch gewaschen zurückbekommen“, erzählt er.

Wäscherei Topf

  • Der Rock’n’Roll ist ihre Leidenschaft, das Brot-und-Butter-Geschäft der Service für die Gastronomie in der Region.
  • In Ludwigshafen wäscht das Familienunternehmen unter anderem für die Gastronomie pro Tag 4,5 Tonnen Tischwäsche. Zum Service gehört auch der Verleih von Tischwäsche.
  • Die Chance ist groß, dass Restaurantbesucher in Heidelberg oder der Pfalz an einem Tisch Platz nehmen, dessen Tischtuch in Ludwigshafen gewaschen wurde.

Auch für die Hosen gewaschen

Zu den zahlreichen Kunden am Wochenende zählte auch die Band Spiritbox, die vor ihren kommenden Auftritten in Frankreich ihre Wäsche nochmal gereinigt haben wollte. Dort gebe es keinen derartigen Service, habe man ihm erzählt. Und natürlich sorgte Achim Topf dafür, dass auch Campino und die Toten Hosen vor und nach ihrem Festival-Finale am Sonntagabend in sauberen Klamotten auf und neben der Bühne unterwegs waren.

Die Musikerinnen und Musiker hat Achim Topf diesmal tatsächlich nicht zu Gesicht bekommen. „Wir waren etwas entfernt im alten Fahrerlager untergebracht, in der Box von Graham Hill, dem Vater von Damon Hill“, erzählt der Ludwigshafener. Und die lag etwas entfernt vom Bereich, in dem die Künstler untergebracht waren. Die Wäsche gaben die Teams an einem Infodesk ab, wo Topf sie abholte und auch wieder hintransportierte. „Früher hatten wir die Wäscherei zehn Meter neben der Künstlergarderobe.“ Da passierte es schon mal, dass sie mit den Musikern, während diese auf ihre Wäsche warteten, ein Bierchen tranken.

Das Zwillingsfestival Rock im Park auf dem Nürnberger Zeppelinfeld betreute das Familienunternehmen ebenfalls. Dort war es mit zwei Waschmaschinen und zwei Trocknern unterwegs. Mit der Heimkehr vom Nürburgring sind die beiden Events aber noch nicht erledigt. Die eigentliche Arbeit steht dem Team nämlich noch bevor. Die Rock’n’Roll-Laundry hatte nämlich auch 10 000 Handtücher für die Musiker und ihre Crews mit im Gepäck. „Das ist eine deutlich größere Menge als das, was wir vor Ort gewaschen haben“, erläutert Achim Topf.

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Besondere Wäschewünsche habe es diesmal übrigens nicht gegeben. Allerdings habe man beim Einsammeln der Handtücher in den Duschen neben zerrissenen Gitarrensaiten erstaunlich viele Unterhosen gefunden. „Die haben wir dann fachmännisch entsorgt“, sagt Topf grinsend.

Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt indessen nicht. Schließlich wartet mit dem Nova Rock-Festival im österreichischen Burgenland direkt neben der Grenze zu Ungarn der nächste Job. Dort starten die Shows bereits an diesem Mittwoch. Und dann gibt es schon ein Wiedersehen mit mehreren Bands, die auch am Ring und im Park auf den Bühnen standen. „Das ist ja das Besondere von Rock am Ring. Es ist das erste große Festival im Jahr. Da treffen sich alle Mitglieder der Rock’n’Roll-Familie wieder. Und das sind gar nicht so viele, wie man denkt“, erzählt Achim Topf.

Mit den Fanta Vier auf Tour

Danach wird der Ludwigshafener die Fantastischen Vier bei deren Tournee durch Deutschland und die Schweiz als Garderobier begleiten. Dann wird er auf die Klamotten der Künstler achten, aber auch darauf schauen, dass die Umkleide ordentlich aussieht, es genügend Steckdosen zum Handy-Aufladen und eine gemütliche Couch gibt, also alles dafür tun, dass sich die Künstler in der Garderobe wohlfühlen.

Zur Rock’n’Roll-Wäscherei kam Achims Vater Hans-Jürgen Topf per Zufall. Er wies in den 1980ern Ted Nugent an einer roten Ampel den Weg zur Eberthalle und bekam Backstage-Tickets. Dabei machte er der Band das Angebot, deren Sachen zu waschen. Der Rest ist Rock’n’Roll-Geschichte.

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