Energieversorgung

BASF-Kläranlage soll Fernwärmeausbau in Ludwigshafen voranbringen

Die TWL wollen die Abwärme der BASF-Kläranlage mit effizienten Wärmepumpen nutzen, um die Fernwärmeversorgung in der Stadt massiv auszubauen. Das genaue Konzept soll bis Ende 2026 stehen

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Thomas Schrott
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Die TWL wollen die Abwärme der BASF-Kläranlage mit effizienten Wärmepumpen nutzen, um die Fernwärmeversorgung in der Stadt massiv auszubauen. © TWL

Ludwigshafen. Etwas überraschend ist der Zusammenhang zumindest auf den ersten Blick. Das Fernwärmenetz soll in Ludwigshafen dank der BASF-Kläranlage massiv ausgebaut werden. Jeder zweite Haushalt soll künftig mit Fernwärme versorgt werden – fast doppelt so viele wie bisher. Dieses Ziel zur Energiewende bis 2045 nennt Thomas Mösl, Vorstand der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL), bei der Bilanzpressekonferenz.

Der entscheidende Ansatzpunkt für das Gelingen des Großprojekts ist, dass das gereinigte Abwasser der Kläranlage mit 23 Grad Celsius in den Rhein nicht mehr ungenutzt bleibt. „Die Temperatur bleibt auch im Winter konstant, und bei der großen Abwassermenge lässt sich dank sehr effizienter Wärmepumpen viel Energie gewinnen“, ist Mösl überzeugt. Die Entscheidung über das Projekt Wärmewende Vorderpfalz mit den Partnern BASF und Frankenthal fällt nach seinen Angaben Anfang 2025, wenn die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorliegen.

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Bettina Eschbacher
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In Ludwigshafen könnte das nördliche Stadtgebiet entlang einer Achse von der Innenstadt bis zur Pfingstweide mit dieser Heizenergie versorgt werden. Bislang erhalten 27 Prozent der Haushalte Fernwärme, die vornehmlich im GML-Müllheizkraftwerk im Stadtteil West erzeugt wird. Das sind jetzt schon deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt mit 14 Prozent.

„Grüne Fernwärme ist ein zentraler Baustein der kommunalen Wärmeplanung in Ludwigshafen“, betont der Vorstand. Das genaue Konzept soll bis Ende 2026 stehen, könnte laut TWL aber auch schon 2025 vorliegen.

Auch das Stromnetz will der Energieversorger für künftige Anforderungen, die unter dem Generalthema Dekarbonisierung bis 2045 laufen, fit machen. „Anders als in etlichen ländlichen Gegenden haben wir derzeit keine Probleme“, sagt Mösl. Erst ab 2030 müssten die Kapazitäten der Umspannwerke für rund 13 Millionen Euro erhöht werden.

Millionen-Investitionen in den IT-Bereich

Finanziell hat der städtische Energiekonzern schwierige Zeiten hinter sich gelassen. Er weist für 2023 einen Überschuss von 20,5 Millionen Euro aus, wobei ÖPNV-Verluste von neun Millionen Euro schon einbezogen sind. Zur Erinnerung: Der Konzerngewinn für 2022 lag nur bei 0,5 Millionen Euro und 2021 schloss die Bilanz sogar mit einem hohen Verlust von 15,8 Millionen Euro. Das „außerordentlich gute“ Ergebnis 2023 führt der kaufmännische Vorstand Dieter Feid auf mehr Umsatz und höhere Preise bei Strom und Gas, aber auch auf Wertberichtigungen, Sonderabschreibungen und Bereinigung des Portfolios zurück. Zwei defizitäre Vertriebsgesellschaften hätten ihre Geschäftstätigkeit eingestellt.

Millionenbeträge sind auch in den IT-Neuaufbau geflossen, der nach dem Hackerangriff 2020 nötig war und nun beendet wurde. Gleichwohl sind 2024 von 44 Millionen Euro Gesamtinvestitionen weitere sechs Millionen Euro für IT-Software vorgesehen. Mit dem Geschäftsverlauf in diesem Jahr ist Feid ganz zufrieden. „Der positive Trend hat sich fortgesetzt.“ Er erwartet als Konzerngewinn einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Strom- und Gaspreise wolle das Unternehmen in diesem Jahr stabil halten.

Redaktion MM-Redakteur seit 1984, zuständig für den Bereich Ludwigshafen - mit all seinen Facetten

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