Verwaltung - 23 Fahrzeuge bei Versteigerung / 200 Euro für Wagen mit 475 275 Kilometern

Autokäufer suchen nach Schnäppchen

Von 
Andreas Dauth
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Ludwigshafen. Klebt ein roter runder Zettel an der Windschutzscheibe, bedeutet das für den Fahrzeughalter nichts Gutes. Kümmert er sich nicht darum, wird der Wagen abgeschleppt und bei der Stadtverwaltung eingelagert. Die Zettel bedeuten aber auch, dass hier ein Schnäppchen schlummern könnte. Denn die Autos werden versteigert, wenn sie vorher keiner auslöst. Der Bereich Straßenverkehr hat diesmal 23 Fahrzeuge anboten.

40 Interessenten sehen sich die Autos am eiskalten Morgen auf dem Hinterhof des Straßenverkehrsamts an. Ein junges Pärchen sucht ein Ersatzfahrzeug für ihr in die Jahre gekommenes Auto. Ihr Blick wandert über die Wagen, die sich teils mit offener Motorhaube präsentieren. Alle Fahrzeuge, die versteigert werden sollen, haben einen Infozettel mit Mindestgebot und Angaben wie Typ und Kilometerstand. Die Scheiben sind notdürftig vom Laub befreit.

Das junge Pärchen sucht zielstrebig einen Kombi als Familienwagen. „Unser alter ist in noch schlimmerem Zustand als manche Fahrzeuge hier“, erklärt Toryalay Rahim aus Ludwigshafen. Der Großteil der Fahrzeuge präsentiert sich in erbärmlicher Weise. Scheinwerfer gefüllt mit Wasser, Innenräume vergammelt bei eingeschlagenen Scheiben. Doch manche Autos stehen so da, als könnte man den Zündschlüssel einstecken und sofort losfahren. Darauf hoffen etliche Schaulustige.

„Das ist schon ein Risiko“

Ralf Püttmann aus Mannheim ist indes entsetzt über das Angebot. „Das sind nur abgewrackte Dinger hier“, meint er kopfschüttelnd. Eigentlich hofft er auf Motorräder. Aber die sind diesmal nicht dabei. Einen Jeep Cherokee betrachtet er sich. Der Innen- und Motorraum sind in gutem Zustand, doch das Mindestgebot von 1600 Euro schreckt ihn ab. Mehr Interesse an dem Fahrzeug hat Michael Kolb und notiert sein Angebot auf den verbindlichen Versteigerungsbogen der Stadt. „Es ist schon ein Risiko, ob der Wagen läuft oder nicht“, erklärt er. Da müsse man abwägen, was bringen die Einzelteile, wenn man ihn weiterverkaufen muss. Ein Türschaden stört ihn weniger. Für den alten Diesel mit roter Abgas-Plakette und 169 000 Kilometer Laufleistung gibt es genug günstige Ersatzteile.

Auch ein junger Mann hat Hoffnungen auf ein Schnäppchen als sein erstes eigenes Fahrzeug. „Das hat sich gerade zerschlagen“, sagt Felix Gebauer, als sein Blick über die Fahrzeuge wandert. Da sei nichts für ihn dabei. Denn kaum ein Auto macht den Eindruck, als sei es fahrbereit. „Ich kann zwar basteln, aber das hier“, schüttelt Felix den Kopf, das sei nichts für ihn.

Drei Sicherheitsbeamte sorgen dafür, dass die Coronabedingungen eingehalten werden, und nehmen die Angebote entgegen. Der Jeep hat am Ende nur 1820 Euro eingebracht. Ein Renault Megane, der von allen Fahrzeugen den besten Eindruck gemacht hat, geht für 5200 Euro weg. Verkauft wird auch ein Toyota Celica mit einer ausgewiesenen Laufleistung von 475 275 Kilometern – für 200 Euro. Auf 17 Fahrzeuge sind letztlich Angebote abgegeben worden, die Autos müssen jetzt binnen drei Tagen abgeholt werden.

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