"Freiheit muss immer mit Verantwortung gekoppelt sein" - dies steht wie ein Leitmotiv über dem politischen Handeln von Thomas Schell. Der promovierte Rechtsanwalt tritt als Kandidat der FDP an. Er steht auf dem Landeslistenplatz 14 und macht sich keine großen Hoffnungen auf ein Mandat im Bundestag. Aber versuchen will er es: "Der Wahlkampf ist schließlich auch eine Zeit, um Positionen zu vertreten und dafür Aufmerksamkeit zu bekommen."
Schell ist es ein Anliegen, den Mittelstand in Deutschland und in der Region zu stärken: "Wir müssen den Unternehmern die Rahmenbedingungen bieten, damit sie weitermachen können." Die beste Sozialpolitik ist aus seiner Sicht, den Menschen die Möglichkeit zum Arbeiten zu geben. Hierfür sei eine "Balance ohne Neidgesellschaft" nötig. So etwas wie die "Reichensteuer" oder ein bedingungsloses Grundeinkommen lehnt er ab. "Die FDP vertritt immer den Grundsatz, dass die Starken den Schwachen helfen. Aber nicht in die Richtung ,Die Fleißigen helfen den Faulen'", betont Schell.
Grund ist für ihn ein gleichzeitiges Vertrauen und Misstrauen dem Staat gegenüber. Dass dieser oft selbst die Gesetze nicht einhält, die er erlässt, bringt den Rechtsanwalt auf die Palme. Der Artikel 28 des Grundgesetzes, der den Kommunen eine Selbstverwaltung einräumt, sei ausgehebelt. Das Konnexitätsprinzip ("Wer bestellt, bezahlt") müsse beim Land durch die Städte eingeklagt werden. "Die Bürger haben ein Recht auf eine funktionierende Infrastruktur, da kann man nicht immer sagen, es sei kein Geld da", erklärt er kämpferisch.
Auch die "Innovationsfeindlichkeit" anderer Parteien ist ihm fremd. Einem Unternehmen wie der BASF die Forschung an der Stärkekartoffel Amflora zu verbieten, kommt für ihn der Vertreibung von Unternehmern und Wissenschaftlern ins Ausland gleich. Ein Parteisoldat der FDP sei er nicht, betont Schell. Er sei nicht mit allem einverstanden - wie der Abschaffung der Wehrpflicht oder der Einführung des Betreuungsgeldes - , fühle seine Positionen jedoch bei den Liberalen am besten vertreten. "Machen und Umsetzen, das kann die FDP", fasst er zusammen.
Das Thema Bildung liegt dem Vater von zwei Teenager-Töchtern sehr am Herzen. Ihm ist schleierhaft, wieso man in Deutschland ein gut funktionierendes und breites Bildungsangebot demontieren wolle. Eine Entwicklung hin zu Privatschulen, die sich nur Begüterte leisten können, ist ihm suspekt. Im Rückblick auf die Legislaturperiode findet Schell, dass die schwarz-gelbe Koalition eine gute Politik gemacht habe. Er habe sich mehr versprochen und höre dies in vielen Gesprächen. Koalitionspolitik sei aber kein Wunschkonzert, man müsse auf dem Boden der Tatsachen bleiben. In der Euro-Krise, die für ihn die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg war, habe die Bundesregierung "weise Entscheidungen" getroffen.
Fragebogen an Thomas Schell
Mit wem würden Sie gerne einen Abend verbringen? Mit dem FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle.
Wer ist für Sie ein (politisches) Vorbild? Hans-Dietrich Genscher.
Welches ist Ihr Lieblingsbuch? "Momo" von Michael Ende.
Was wünschen Sie sich für Ludwigshafen? Den Ausstieg aus der Schuldenfalle.
Was ist Ihre persönliche Stärke, was Ihre persönliche Schwäche? Stärken: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Ausdauer; Schwächen: Meine manchmal zu direkte Art.
Thomas Schell
Dr. Thomas Schell wurde am 11. Januar 1964 in Ludwigshafen geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und dem Jura-Studium arbeitete er in einer Genossenschaftsbank. 1997 machte er sich mit einem Partner in einer Kanzlei selbstständig.
Seit 2005 ist Schell Mitglied der FDP, seit 2009 im Stadtrat und dort inzwischen Fraktionsvorsitzender.
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