Ludwigshafen

Am Montag startet die Ludwigshafener Vesperkirche

Bei weitem nicht jedes Kind bekommt zuhause regelmäßig warme Mahlzeiten. Um auf die Kinderarmut hinzuweisen, startet an diesem Montag wieder die Vesperkirche in Ludwigshafen - diesmal zwei Wochen lang

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Katja Geiler
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„Jeder ist Willkommen“ – so lautet das Motto der Kindervesperkirche, die ab diesem Montag und in diesem Jahr zum neunten Mal in der Protestantischen Jugendkirche stattfindet. Es gibt einige Neuerungen: Zum ersten Mal wird die Kindervesperkirche zwei Wochen lang stattfinden, vom 14. bis 24. November, und zwar mit zwei Grundschulen. In der ersten Woche wird täglich eine Klassenstufe der Brüder-Grimm-, in der zweiten der Wittelsbachschule zu Gast sein. Am letzten Tag, dem 25. November, gibt es wieder das große Familienfest, bei dem die Kinder ihre Angehörigen mitbringen können.

Vor zwei Jahren war die Vesperkirche ausgefallen, letztes Jahr fand sie ohne das Fest statt. Umso mehr freuen sich die Veranstalter, dass alles wieder in vollem Umfang stattfinden kann. Auch wenn es nach einer großen Feier mit viel Spaß klingt, hat die Veranstaltung einen ernsten Hintergrund. „Mit der Kindervesperkirche möchten wir auf Kinderarmut hinweisen“, sagte Yvette Wagner, Dekanat Ludwigshafen. „Jedes fünfte Kind bekommt Grundsicherung. Wir brauchen strukturelle Bedingungen, damit Kinder gut aufwachsen können“, ergänzte Dekan Paul Metzger.

„Wir kochen selbst“

Durch die Corona-Regeln im vergangenen Jahr hatten keine Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen den Service beim Mittag übernehmen können. 60 Ehrenamtliche waren eingesprungen. „Die Ehrenamtlichen haben uns den Impuls gegeben, die Vesperkirche zwei Wochen lang stattfinden zu lassen, denn dieses Jahr haben wir sie und wieder die Schulen. Neu ist, dass wir selbst kochen, sodass alle Kinder dasselbe bekommen. Es gibt jeden Tag Nudeln mit Tomatensoße“, so Stadtjugendpfarrerin Florentine Zimmermann.

Wie immer bekommt die Kindervesperkirche von allen Seiten viel Unterstützung. Kochen und Service übernehmen die Ehrenamtlichen, Teams der BASF und die Jugendlichen aus weiterführenden Schulen. Am Nachmittag finden Workshops statt, die von Schülerinnen und Schülern der Anna-Freud-Schule geleitet werden. Die Einladungen zu den Workshops wurden liebevoll gestaltet. „Die Kinder haben Briefe bekommen mit Infos zu den Workshops. Jedes Kind darf sich zwei aussuchen“, sagte Zimmermann.

Häufig kein Frühstück

Hauptsponsor ist wieder der Verein „Adler helfen Menschen“, der die Aktion mit 9000 Euro unterstützt. „Wir sind Mitinitiatoren der ersten Kindervesperkirche in Mannheim und sind damals mit Ludwigshafen in Kontakt gekommen. Es ist skandalös, dass wir über Kinderarmut reden müssen,“ so Matthias Binder, Geschäftsführer der Adler Mannheim. Doch nicht nur an Geld mangelt es den Eltern, auch an Zeit. „Viele Eltern sind berufstätig, die älteren Geschwister passen auf die jüngeren auf, keiner macht Frühstück“, so Anita Hoffmann, Leiterin der Wittelsbachschule. „Wenn ein Fünftel aller Kinder gefrühstückt hat, ist das viel. Die Wertigkeit der gemeinsamen Mahlzeiten hat nachgelassen“, fügte Andreas Böcker hinzu, Leiter der Brüder-Grimm-Schule.

Auch ein Info-Abend findet statt: Am Donnerstag, 17. November, gibt es in der Protestantischen Jugendkirche, Ludwig-Börne-Straße 2, von 18 bis 20:30 Uhr einen Vortrag mit dem Thema „Kinder aus sucht- und psychisch belasteten Familien“ in Kooperation mit der Drogenberatungsstelle Ludwigshafen.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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