Soziales - Felicia Linke unterstützt ein Jahr lang Kinderhilfsprojekt in Peru / Verkauf von Weihnachtskarten kommt Arbeit vor Ort zugute

Wohltätige Weihnachtsgrüße

Von 
Isabell Boger
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Lampertheim. Sie sehen ungewöhnlich aus, diese Weihnachtskarten, die Felicia Linke mitgebracht hat. Die Menschen darauf tragen meist Hüte, die Landschaften im Hintergrund sind bergig, auf manchen Karten ist ein Lama zu sehen. Und doch wird schnell klar: Das ist eine Weihnachtskarte. Denn ein geschmückter Tannenbaum - der darf auch in Peru an Weihnachten nicht fehlen.

"Das Land ist sehr katholisch", erzählt Linke, die ein Jahr lang in der nordperuanischen Stadt Cajamarca gelebt hat. Sie half dort über den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst "weltwärts" beim Projekt "Incawasi" mit. 45 Kinder werden dabei außerhalb ihrer Schulzeit betreut. Sie erhalten zwei Mahlzeiten, Hilfe bei den Hausaufgaben, Aufklärung im hygienischen und gesundheitlichen Bereich. Dinge, die in Deutschland meist die Eltern übernehmen.

Auch die Incawasi-Kinder haben Eltern, bei denen sie leben. "Doch häufig sind es so viele Geschwister, dass nicht genug Essen da ist und die Kinder mitarbeiten müssen, um den Lebensunterhalt zu verdienen", erzählt Linke.

Platz und Ruhe für Hausaufgaben

Das durch Spenden finanzierte Projekt biete den Kindern einen Rahmen. "Zu Hause haben sie oft keine Zeit, keinen Platz und keine Ruhe, ihre Hausaufgaben zu machen", sagt Linke. Zusammen mit einer Sozialarbeiterin habe sie die Eltern eines Kindes besucht: "Da herrscht viel Trubel, mehrere Frauen kochen zusammen, es gibt oft nur einen Raum für die ganze Familie, die Kinder schlafen zusammen in einem Bett."

Die 20-Jährige, die mittlerweile Geografie an der Universität Heidelberg studiert, hat einen realistischen Blick auf die Dinge. Sie weiß, dass viele Eltern froh sind, dass ihre Kinder bei Incawasi eine Chance erhalten. "Vor allem bei Töchtern aber", sagt sie, "halten es manche ab einem gewissen Alter nicht mehr für nötig, dass sie zur Schule gehen und dafür lernen." In der Andenregion habe sie viele schwangere Teenager gesehen. "Häufig heiraten die Mädchen schon mit 14, 15 Jahren", erzählt die Lampertheimerin. In den Räumen von Incawasi versuche man daher auch, Müttern wie Kinder aufzuklären. "So einfach ist das aber nicht", sagt Linke. Schließlich dürfe man in dem katholischen Land beispielsweise keine Kondome verteilen.

Die Projektverantwortlichen legen aber nicht nur Wert auf Bildung. "Die Kinder sollen auch Spaß haben, kreativ werden", erklärt Linke. Die vielen Freiwilligen aus allen Teilen der Welt tragen dazu bei: Mancher bringe den Kindern - sie sind zwischen sechs und 18 Jahre alt - eine Fremdsprache bei, anderer Tanzen oder Musizieren. "Und es wird viel gebastelt", sagt Linke. So entstand auch die Idee, eigene Weihnachtskarten zu gestalten und zu verkaufen: "Es gibt zwar auch Patenschaften und sonstige Möglichkeiten, Geld zu spenden, aber so haben die Käufer auch etwas davon."

Deshalb hat Linke eine ganze Menge der in Peru gedruckten Karten mitgebracht. "Hinten drauf steht immer, wer das Bild gemalt hat und wie alt das Kind ist", erzählt sie. Läuft die Aktion gut, wolle man vielleicht auch Geburtstagskarten gestalten und drucken lassen. Ein spezielles Projekt werde damit nicht finanziert. "Das Geld wird da eingesetzt, wo es gebraucht wird." Weil sie die Menschen vor Ort persönlich kennt, ist sich Linke sicher, dass das Geld komplett ankomme.

"Es entstehen ja schon viele Kosten dafür, die Kinder und Betreuer jeden Tag zu verköstigen", sagt die 20-Jährige, die in ihrer Zeit als Freiwillige häufig auf dem Markt einkaufen war. "Doch zu sehen, wie glücklich die Kinder sind, nur weil sie zu Essen haben - das ist toll." Auch wenn sich die junge Frau erst daran gewöhnen musste, dauernd gefragt zu werden, was sie in ihrer Kindheit denn gegessen habe. "Denn 1,80 Meter und blond - damit fällt man in Peru schon auf."

Kartenkauf

Weihnachtskarten der Incawasi-Kinder aus Peru können in der Buchhandlung Pegasos in Lampertheim und beim Gemeindebüro der Luther-Gemeinde für zwei Euro pro Stück erworben werden.

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