Lampertheim. Lampertheimer Geschäftsleute und Gastronomen atmen auf: Am Freitag hat der Kreis Bergstraße die Bundesnotbremse gelöst. Das heißt, es gibt Lockerungen in den verschiedensten Bereichen. Einkaufen mit Termin ist ab sofort wieder möglich. Die Außengastronomie darf wieder öffnen.
Vor dem Bekleidungsgeschäft „Me&More“ in der Domgasse herrscht reger Andrang. „Endlich kann man wieder spontan sein, beim Einkaufen, die Ware anfassen, stöbern“, fasst Inhaberin Pamela Radatz die Freude ihrer Kunden über die Öffnung des Geschäftes zusammen. „Und auch für uns ist es unheimlich erleichternd, dass wir wieder öffnen dürfen“, sagt die Geschäftsfrau. Seit 14 Jahren betreibt sie zusammen mit Claudia Mehner den Laden in der Domgasse. Auch wenn die vergangenen Monate schwer für die Unternehmerinnen waren, sei Aufgeben nie eine Option gewesen.
„Seit dem ersten Tag des Lockdowns waren wir jeden Tag im Laden. Wir haben fast schon hier gewohnt“, erinnert sich Radatz. Um für ihre Kunden sichtbar zu bleiben, haben die beiden Inhaberinnen jede Menge Bilder ihrer Kleider ins Internet gestellt, Ware an Kunden geliefert und viel Netzwerkarbeit gemacht.
Auch andere Lampertheimer Einzelhändler zeigten sich in der langen Zeit des Lockdowns kreativ. So hatte das Modehaus Horlé an Markttagen einen Außentresen aufgebaut, der sehr gut besucht war. Dort konnten unterschiedliche Waren von den Kunden geordert werden. Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln ist aktuell im Modehaus wieder ein Sofort-Termin möglich. „Wir sehen, es geht voran. Dem passen wir uns an“, sagt Geschäftsführer Hans-Peter Horlé. Die Situation sei für alle nicht einfach, aber er freue sich über sein tolles Team, mit dem sie das Ganze so gut gemeistert haben.
Als befreiend empfindet Herbert Bissdorf, Inhaber des Schuhhaus Hörmann, den Öffnungsschritt. Obwohl er schon seit zehn Jahren auch online Schuhe verkauft, spürt er den Wunsch der Kunden, wieder ins Geschäft zu kommen. Und auch das Personal freue sich auf den direkten Kontakt zum Kunden. „Wir mussten zum Glück niemanden entlassen“, erzählt er auf Nachfrage. Die Mitarbeiter seien alle in Kurzarbeit gewesen. Auch den Arbeitsalltag habe die Pandemie verändert. „Der Einkauf gestaltet sich aufgrund der unsicheren Perspektive schwieriger.“ So hätten beispielsweise die Lieferanten weniger eingekauft, so dass ein Nachbestellen von Sommerware nicht möglich sei.
Großer Schritt
Während der Einzelhandel im zweiten Lockdown wenigstens zeitweise wieder öffnen konnte, blieben die Türen der Restaurants durchgehend geschlossen. „Nach acht Monaten ist das ein großer Schritt für uns, wieder zu öffnen“, betont Georgios Zois vom Restaurant „Paradies“. „Ich finde es richtig, dass wir langsam beginnen“, sagt er in Bezug darauf, dass zunächst nur die Außengastronomie öffnen darf. Man müsse sich erst wieder an den Arbeitsalltag gewöhnen, und auch das Personal muss in vielen Restaurants erst wieder gefunden werden. Personal fehlt auch bei Wolfgang Praller-Ludwig vom „Deutschen Haus“. „Wir sind eigentlich startklar – jetzt muss nur noch das Wetter besser werden.“ Über die vergangenen Monate sei einiges zu überwinden gewesen. Dennoch konnte sich der Gastronom mit Essen zum Mitnehmen, Überbrückungshilfen und einigen Geschäftsleuten als Hotelgäste über Wasser halten. „Um Kosten einzusparen, musste ich auch ordentlich mitbuckeln“, erzählt er.
Die Zukunft stehe noch in den Sternen – dennoch macht sich bei Praller-Ludwig ein leiser Optimismus breit. „Den Kopf in den Sand stecken, kann man immer noch!“
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