Naturschutz

Wilde Ecken im Garten erwünscht

Manchmal empfiehlt es sich, auf der Wiese etwas Unordnung zuzulassen. Vor allem, wenn Reisighaufen oder morsche Äste bedrohten Tieren Unterschlupf bieten.

Von 
Rosi Israel
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Wer Glück hat, kann nun das eine oder andre Rotkehlchen beobachten. © G. Bernoth

Lampertheim. Frühling liegt in der Luft. So lassen die wärmenden Sonnenstrahlen etwa die Kohlmeisen aktiv werden, ihre Lockrufe sind schon zu hören. Die Vögel gehören zu den ersten Frühlingsboten in unseren Gärten. Je nach Wetterlage beginnt die Brutzeit der Meisen.

Das Lampertheimer Ehepaar Klaus und Christine Feldhinkel hat sich schon vor Jahren einen naturnahen Garten angelegt, der insektenfreundliche Blühpflanzen und Unterschlupfmöglichkeiten für Kleintiere bietet. In der warmen Jahreszeit wird ihr Garten zur Insektenweide und bietet auch anderen Tieren Lebensraum. So erfreut sich das Paar an der Vogelvielfalt, zahlreiche Arten sind bei den Feldhinkels im Garten heimisch geworden.

Die kleinen Piepser bauen ihre Gehege vor allem im Geäst dichter Hecken und Sträucher, wie das Paar erzählt. „Kohl- und Blaumeisen, Rotkehlchen, Zaunkönige kommen, aber auch Grünfinken, Stare sowie Amseln und Spatzen.“ Das Ehepaar weiß, dass Vögel eine wichtige Aufgabe haben. Sie vertilgen Schädlinge, bestäuben Pflanzen und verteilen Samen. Schon deshalb müssten sie geschützt werden. Die Nist- und Brutsaison dürfte nun mit zunehmenden Nachttemperaruten beginne, wie Klaus Feldhinkel sagt.

Der Gärtnermeister und Zweite Vorsitzende der Lampertheimer Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu): „Damit brütende Vögel nicht gestört werden, ist das kräftige Schneiden von Hecken, Gebüsch und Bäumen laut Bundesnaturschutzgesetz von März bis Oktober verboten.“ Auch wenn sich bei den einzelnen Arten der Gartenvögel Unterschiede beim Brutbeginn zeigten. „Den Verschnitt erledige ich immer im Winterhalbjahr, da die Pflanzen noch Winterruhe halten und beim Beschneiden nicht viel an Substanz verlieren“, sagt der Gärtnermeister. Sollten aber während der Zeit des Vogelschutzes einige Äste aus einer Hecke auf den Gehweg herausragen, dann kann eine vorsichtige Pflege im Juni beginnen. „Die Tage werden länger, Bäume, Büsche und Sträucher treiben aus. Viele Gartenbesitzer fangen an, ihren Garten aufzuräumen und für das Frühjahr vorzubereiten. Aber auch Vögel beginnen, ihre Reviere abzugrenzen, einen Partner zu finden und einen geeigneten Nistplatz zu suchen“, sagt der Nabu-Landesvorsitzende Gerhard Eppler. Deshalb sollte auf die gesetzliche Schonzeit beim Pflege- und Rückschnitt von Sträuchern und Hecken beachtet werden: „Ein brütender Vogel darf durch die Heckenpflege nicht gestört werden“, so Eppler.

Zurückhaltung bei der Pflege

„In diesem Zeitraum bieten Gebüsche einen optimalen Unterschlupf für Vögel, Säugetiere und Amphibien. Die Tiere ziehen dort ihren Nachwuchs groß, finden darin eine gute Versteckmöglichkeit und ziehen sich im frischen Grün auch mal zum Schlafen zurück“, erläutert der Landesvorsitzende. Auch bitten die Naturschützer darum, Reisighaufen aus abgesägtem Holz und Ästen liegenzulassen und obendrein kleine wilde Ecken im Garten einzurichten, um weitere Tiere anzulocken. Ein möglichst naturnaher Garten sei ein wichtiger Beitrag zum Erhalt biologischer Vielfalt. Matthias Schimpf, hauptamtlicher Kreisbeigeordneter und Dezernent für die Untere Naturschutzbehörde im Kreis Bergstraße, appelliert an Hundebesitzer, in der Brut- und Setzzeit die Vierbeiner an die Leine zu nehmen. Damit leisteten sie einen Beitrag zum Schutz heimischer Arten: „Wiesenflächen, Streuobstwiesen, Äcker und Wälder bieten wichtige Rückzugsgebiete für die heimische Tierwelt.“

Wiesenvögel wie der Weißstorch suchen in diesen Gebieten nach Nahrung. Gerade während der Brut- und Setzzeit von März bis Ende Juni reagierten Wildtiere besonders empfindlich auf Störungen. Daher empfehle es sich, Wege zu nutzen und Wiesen, Felder sowie das Unterholz des Waldes mit Hunden zu meiden. Habe der Vierbeiner ein Wildtier gewittert, komme es nicht selten vor, dass er diesem nachstellt. Alleine das Aufschrecken der Wildtiere bringe großen Stress mit sich und könne auch zum Verlust des Nachwuchses führen, so Schimpf.

Freie Autorin

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