Hüttenfeld

Wie für die seltene Kreuzkröte Lebensraum entsteht

Tiere bevorzugen flache Gewässer – und sollen sie bekommen. Stadt, Naturschützer und der Betrieb von Thomas Büchner ziehen dabei an einem Strang

Von 
red
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Alexander Ochmann von der Stadt Lampertheim (r.) mit Thomas Büchner (3. v. l.) und dessen Mitarbeitern. © Muna E.V.

Jedes Frühjahr wandern Hunderte Amphibien vom Viernheimer Wald zum sogenannten Funksee westlich des Lampertheimer Stadtteils Hüttenfeld und queren auf der Strecke zu ihrem Laichgewässer Wege und Straßen. Alexander Ochmann vom Fachdienst Umwelt der Stadt Lampertheim berichtet, dass bei Amphibien-Untersuchungen im vergangenen Jahr auch ein bisher unbekanntes Vorkommen der seltenen Kreuzkröte in Hüttenfeld entdeckt wurde. Dabei habe sich überraschend herausgestellt, dass eine unscheinbare Pfütze am Rande einer Fertigrasenkultur der streng geschützten Kreuzkröte als Fortpflanzungsgewässer dient.

Genau solche fischfreien, flachen und sonnigen Gewässer in offenem Gelände bevorzugen Kreuzkröten als Pionier-Spezialisten, wie Dirk Bernd vom Verein Mensch, Umweltschutz, Natur- und Artenschutz (Muna) mit Sitz in Heppenheim laut einer Mitteilung des Vereins erläutert. Solche zeitweise wasserführende Senken in der Agrarlandschaft werden demnach immer seltener – und damit auch Kreuzkröten, Wechselkröten oder Gelbbauchunken, die auf flache Wasserstellen angewiesen sind, so Silvia Fusch vom Kreisverband Bergstraße des Naturschutzbunds (Nabu). Sie schützt alljährlich mit zahlreichen Helfern an mehreren Orten im südhessischen Raum die wandernden Amphibien vor dem Verkehrstod. Die Kreuzkröte ist eine klassische Pionierart natürlicher Auen, die heutzutage allerdings fast ausschließlich Sekundärlebensräume in Kies- und Sandgruben oder in Agrarlandschaften besiedelt, so Ochmann laut Mitteilung.

So versuche die Stadt Lampertheim in Kooperation mit dem Naturschutz und den landwirtschaftlichen Betrieben einen Verbund aus mehreren Kleingewässern anzulegen, welcher der Art ein dauerhaftes Überleben ermöglicht.

Senke in Fertigrasenfläche als dauerhaft wertvolles Habitat

Als Thomas Büchner von Fertigrasen Büchner in Hüttenfeld von dem wertvollen Habitat auf seiner bewirtschafteten Fläche erfuhr, erklärte er sich sofort bereit, die nasse Geländesenke mit seinen Mitarbeitern nachzuprofilieren und falls nötig zu bewässern. Die Niederschläge der vergangenen Tage haben bereits einige Kreuzkröten zum Ablaichen veranlasst. Gelingt den Kreuzkrötenlarven im Wettlauf mit dem Austrocknen des Gewässers die Verwandlung in etwa sechs Wochen zum Hüpferling, kommen sie als erwachsene Tiere im zweiten Jahr wieder zu diesem Gewässer zurück. In der Zwischenzeit leben sie an Land in den umliegenden Ackerflächen und Waldrandbereichen und ernähren sich von Schnecken, Käfern, Asseln und Würmern. „Von allen Tierartengruppen sind die Amphibien am stärksten bedroht“, schreibt der Verein Muna außerdem.

Ohne Hilfsmaßnahmen, insbesondere innerhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen, drohen demnach einige Amphibienarten, in den kommenden Jahren zu verschwinden, wie Dirk Bernd von Muna erklärt. Meist reichten wenige 100 Quadratmeter Fläche, etwa Ackersenken, die bei entsprechender Gestaltung eine Vernetzung von Lebensräumen ermöglichten.

Wer ebenfalls Hilfsmaßnahmen auf seinen eigenen Ackerflächen umsetzen will, kann sich für Auskünfte an Dirk Bernd vom Naturschutzverein Muna, Telefon 0176/ 23 43 15 57 wenden. red

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