Klimawandel

Wassersparen wird Thema

„Der Juni 2023 fiel bisher extrem trocken aus", heißt es vom Deutschen Wetterdienst mit Blick auf Lampertheim und die Region. Wie viele andere Regionen, leidet das Ried zunehmend unter Trockenheit. Das hinterlässt Spuren

Von 
Stephen Wolf
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Wegen des Klimawandels nehmen schlechte Ernten zu, außerdem leiden zahlreiche Tiere und der Mensch. Das gilt auch für Südhessen. © Berno Nix

Lampertheim. Landwirte beklagen Ernteausfälle und auch die Tier- und Pflanzenwelt leidet an hohen Temperaturen und geringen Niederschlagsmengen. Vor allem die anhaltende Trockenheit macht den Menschen in der Stadt zu schaffen. In den kommenden Tagen dürfte sich die Situation kurzzeitig etwas entspannen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) dürften am Freitag Wolken aufziehen: „Zeitweise fällt schauerartiger, teils mit Gewittern durchsetzter Regen. Die Temperaturen liegen etwas niedriger als an den Vortagen.“

Extrem trockener Juni

Doch auch wenn am Samstag noch Wolken über der Stadt hängen und hin und wieder ein Schauer niedergeht, die Bilanz für den nun endenden Monat ist den Fachleuten zufolge eindeutig: „Der Juni 2023 fiel bisher extrem trocken aus. Bis jetzt sind nur 10 Millimeter Niederschlag gefallen“, hieß es Mitte der Woche. Das sei ein Viertel der Menge, die bisher im langjährigen Mittel gefallen sei. Im Juli könnten sich den Meteorologen zufolge erneut sommerliche Temperaturen bei wechselnder Bewölkung einstellen.

Ob dann die Niederschläge wieder ausreichend fallen, ist laut DWD noch nicht klar. So oder so, schon jetzt hinterlässt die Trockenheit Spuren im gesamten Ried. Zumal auch der Mai deutlich zu trocken war „mit deutlich weniger als der Hälfte des üblichen Durchschnittsniederschlags“, wie es vom Wetterdienst heißt, der eine Messstation in Neuschloß betreibt.

Weil sich in den Sommermonaten vergangener Jahre mehrfach ein ähnliches Bild gezeigt hat, geht Guido Carl vom BUND im Kreis Bergstraße davon aus, dass Konsequenzen dringend nötig sind. Die Entwicklung zeige, wie schnell der Klimawandel den Alltag in der eigentlich wasserreichen Region beeinflusse. Es sei daher dringend geboten, dass Kommunen und Unternehmen aber auch private Haushalte künftig mehr Wasser sparen. „Aktuell verbrauchen wir in der Region täglich 120 bis 150 Liter pro Person. Schwer vorstellbar, dass es so bleiben kann.“ Zumal die Folgen der veränderten Bedingungen aus Sicht Carls offensichtlicher werden: „Niedrigwasser in Bächen und Flüssen sorgt dafür, dass Ökosysteme zunehmend gefährdet werden.“

Insbesondere an Bächen bestehe die Gefahr, dass zusätzliche Wasserentnahmen „den Fischen und anderen Gewässerorganismen jegliche Überlebensmöglichkeiten entziehen und diese dann absterben“, warnte jüngst das Regierungspräsidium Darmstadt. Gerade Amphibien, wie Frösche, Kröten und Lurche gerieten durch den Wasserschwund in Rinnsalen und Bächen unter Druck, ergänzt Carl, der im Kreisvorstand des BUND tätig ist.

Zudem sehe es so aus, als beschleunige sich das Insektensterben durch fehlende Feuchtigkeit. „Die Trockenheit hat mit der Veränderung der Niederschläge zu tun. Zwar wird langfristig übers Jahr gleich viel Regen fallen wie bisher, aber eben in ganz anderer Form“, prognostiziert er. Es sei davon auszugehen, dass sich Niederschläge verstärkt in die Winterzeit verschieben, so dass im Sommer lange Trockenzeiten stattfinden. Zudem werde Niederschlag wohl immer häufiger als Starkregen niedergehen, den der Boden wiederum nicht aufnehmen kann. Mit der Folge, dass künftig viel Wasser über Bäche und Flüsse aus der Region abfließt, das früher versickert wäre: „Wenn wir dieser Entwicklung nicht entgegentreten, trocknet die Region zunehmend aus.“

Private Schwimmbäder im Blick

Doch was lässt sich kurzfristig tun? Immer mehr Kommunen haben in den vergangenen Tagen und Wochen etwa die Wasserentnahme aus Flüssen, Bächen und Seen verboten, um Pflanzen und Tiere zu schützen. In Lampertheim ist es noch nicht soweit. Sicher, Mitarbeiter des städtischen Bauhofs rücken täglich mit Tankwagen aus, um zu gießen. Doch das wird auf lange Sicht nicht ausreichen, um die Folgen des Klimawandels zu lindern. In den kommenden Jahren könnte es in Deutschland durchschnittlich bis zu einem Grad wärmer werden als in den vergangenen drei Jahrzehnten. Das haben Klimavorhersagen ergeben, die der DWD 2022 veröffentlichte.

Zwar gibt es in Lampertheim noch keine Kampagne zum Wassersparen, aber Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) betonte in einer Sitzung im Umwelt-, Mobilitäts- und Energieausschusses im März, die Stadt setze sich mit dem Thema auseinander und diskutiere Strategien. Zudem habe es einen „Runden Tisch“ zum Thema Grundwasser gegeben, entsprechende Ergebnisse werte man aus. Es stelle sich etwa die Frage, inwieweit sich Regenwasser im privaten Bereich sowie für gewerbliche oder industrielle Zwecke nutzen lässt.

Es biete sich etwa an, den neuen Bauhof mit einem Brauchwassersystem auszustatten. Auch mit Blick auf Neubaugebiete müssten solche Schritte diskutiert werden. Gefiltertes Regenwasser lasse sich für Toilettenspülungen sowie für die Bewässerung von Grünanlagen nutzen. „Mittel- bis langfristig müssen sicherlich auch private Haushalte einbezogen werden, um Wasser zu sparen“, sagt Störmer auf Anfrage. So werde etwa von Fachleuten diskutiert, wie sinnvoll Einschränkung in Bezug auf private Schwimmbäder und Swimmingpools sein könnten.

Redaktion

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