Lampertheim. Vor dem Jugendheim Mariä Verkündigung hält ein Kleintransporter, der von ehrenamtlichen Helfern mit Waren des täglichen Bedarfs und verschiedenen Hilfsmitteln beladen wurde. Das Jugendheim ist jetzt ein Spendenlager geworden – umfunktioniert von der Hilfsinitiative Helping Hands/Rudis Netzwerk.
In einem Regal finden sich Nahrungsmittel wie Nudeln und Tomatensoße, in einem anderen stehen Waschmittel. Gegenüber warten Fahrräder auf neue Besitzer, und auch Kinderwagen stehen bereit. Claudia Lamm von Helping Hands/Rudis Netzwerk möchte einen Teil der Sachspenden in Lampertheim lassen, vor allem, weil auch diejenigen, die aus der Ukraine Geflüchtete privat bei sich zu Hause aufnehmen, sich hier materielle Unterstützung holen können. Ein anderer Teil werde in die Ukraine transportiert.
Zentrallager in Speyer
„Ich fahre die Sachspenden ins Zentrallager nach Speyer. Von dort gehen die Hilfsgüter in die Ukraine“, erklärt Fahrer René Böhme. Er ist im Auftrag des Christlich Diakonischen Hilfswerks (CDH) Stephanus unterwegs, dessen Bundeszentralverband seinen Sitz in Speyer hat, und er ist in Eile.
Claudia Lamm von Rudis Netzwerk berichtet, dass für den Verein Personen arbeiten, die persönliche Kontakte in die Ukraine hätten. So kämen die Waren zielgenau dort an. Kaum ist der kleine Lastwagen vom Hof gefahren, kommen Frauen, die Hygiene- und Babyartikel spenden möchten.
Auch Spenderin Sandra Knaup ist gekommen – bepackt mit Windeln, Feuchttüchern, einem Autokindersitz und Aufbewahrungsdosen. „Mein Sohn ist jetzt ein halbes Jahr alt, ich weiß, was man für ein Baby braucht, und dass zum Beispiel viele Windeln benötigt werden“, sagt die junge Mutter. Sie betont: „Ich finde es sehr wichtig, sich gegenseitig zu helfen.“ Deshalb will auch sie nicht außen vor sein.
Rita Lüling vom Hilfeladen „Einfach Miteinander in Lampertheim“ (EMIL) schaut im Jugendheim vorbei, um sich mit Claudia Lamm abzusprechen. Grundsätzlich sind die Helfenden und ihre Projekte bestens über Messengerdienste miteinander vernetzt. Doch manchmal ist der persönliche Austausch wichtig. „Wir besprechen uns und arbeiten mit der Stadt Lampertheim zusammen“, sagt Lüling.
Helfer gesucht – Englisch- oder Russischkenntnisse von Vorteil
- Die Initiative Helping Hands/Rudis Netzwerk informiert Interessierte, die spenden oder helfen wollen, über Facebook oder per E-Mail (rudisnetzwerk@gmail.com). Die Organisatoren führen eine Liste, was aktuell benötigt wird. Kleidung wird nicht angenommen.
- Spenden können im Jugendheim der katholischen Kirchengemeinde Mariä Verkündigung an der Hagenstraße abgegeben werden.
- Die Stadtverwaltung Lampertheim sucht ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Englische oder russische Sprachkenntnisse sind von Vorteil, aber kein Muss. Wer sich engagieren möchte, kann sich per E-Mail an ukrainehilfe@lampertheim.de melden.
- Außerdem hat die Stadt eine Stelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienst im Bereich der Flüchtlingsbetreuung zu besetzen. Infos hierzu auf der städtischen Homepage.
Übersetzer vor Ort
Sie bringe ihre jahrelange Erfahrung durch das EMIL-Projekt ein. Die Stadt habe ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen zusammengestellt, das in der Flüchtlingsunterkunft Altes Forsthaus hilft. Auch Übersetzer seien vor Ort. „Es ist ein Team von guten Leuten dort“, sagt Lamm. Das habe sie erfahren, als sie Hilfsgüter in die Unterkunft gebracht hat.
Auch Ulrike Gliem ist von so viel Hilfsbereitschaft in Lampertheim gerührt. Die Trainerin des Kanu-Clubs Lampertheim (KCL) hat Geldspenden und Einkaufsgutscheine für die Unterstützung der Ukraine-Flüchtlinge gesammelt. Zum einen für die, die bereits im Alten Forsthaus einquartiert sind, zum anderen für weitere Flüchtlinge, die noch in Lampertheim ankommen werden. „Von Vereinsmitgliedern, Freunden und Bekannten kamen fast 3000 Euro zusammen“, berichtet Gliem. Der KCL werde die Spenden gezielt einsetzen.
Mittagessen gekocht
Am vergangenen Samstag hatte Gliem schon ein Team zusammengestellt, das für die Kriegsflüchtlinge Mittagessen gekocht hat. Um sich mit den Geflüchteten verständigen zu können, hatten die Helfenden eine Übersetzerin mit dabei.
„Die Flüchtlinge haben signalisiert, dass sie sich über das Entgegenkommen freuen, aber sie möchten auch gerne mithelfen“, schildert Gliem ihre Erfahrungen. In ihrem WhatsApp-Status postet Gliem regelmäßig, was in der Flüchtlingsunterkunft benötigt werde. So konnten erste Bedürfnisse und Wünsche bereits erfüllt werden.
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