Lampertheim. Gaby Weiß-Szpera hält einen Stein in ihren Händen. „Wenn Trauer unbewältigt bleibt, lastet sie schwer auf unserer Seele“, verdeutlicht sie. Die Koordinatorin, Trauerbegleiterin und pflegerische Schmerzexpertin der Hospizinitiative Ried, referiert nach der Begrüßung durch Einrichtungsleiter Henning Krey zum Thema „Was ist Trauer, wie begegne ich ihr?“ im gut besuchten Veranstaltungssaal des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses.
„Der unwiderrufliche Verlust eines nahestehenden Menschen versetzt uns in eine Art Schockzustand“, erklärt Weiß-Szpera. Es würden Gefühle verspürt, die noch nie erlebt wurden und das lasse uns oft glauben, „verrückt“ zu werden. Nach der Phase des „Nicht-Wahrhaben-Wollens“ breche ein emotionales Gefühlschaos aus, zu dem sich unterschiedliche körperliche Probleme wie Herzrasen, Luftnot, Müdigkeit, Heißhunger oder Appetitmangel einstellten.
Für viele Monate sei die Trauer ein ständiger Begleiter, nicht selten werde versucht, dies mit Alkohol oder Tabletten zu unterdrücken. „Dazu kommt der Umstand, dass wir oft keine Zeit haben, uns der Trauer zu widmen. Die Beerdigung muss organisiert, und es muss sich um die Versicherungsangelegenheiten gekümmert werden“, beschreibt die Trauerbegleiterin die Situation. Dabei gebe es verschiede Trauerarten, wie etwa der „vorausgehenden Trauer“, die nicht nur von Menschen, die an einer lebensverkürzenden Erkrankung leiden, erlebt würde, sondern auch für die Angehörigen, Freunde und Kollegen. Sie trauern um die Unerfüllbarkeit von Wünschen, Hoffnungen und den Verlust von Lebenschancen.
Die „erschwerte Trauer“ stelle sich ein, wenn schon einige Verluste erlitten wurden. Eine Begleitung durch einen Psychotherapeuten sei hier empfohlen. Bei „verschleppter Trauer“ wäre oft aufgrund Arbeit oder Kindererziehung keine Chance auf echte Bewältigung möglich gewesen. Bei der „nicht anerkannten Trauer“ – etwa bei Suizid in der Familie – würde nicht gern darüber gesprochen. Das alles erschwere die notwendige Trauerbewältigung.
„Kinder können bis zu einem bestimmten Alter den Tod noch nicht richtig begreifen“, sagt Weiß-Szpera. Sie reagieren in einem Moment total traurig, im nächsten spielen sie wieder. Sie fänden jedoch instinktiv Möglichkeiten des Ausdrucks, wie etwa durch Malen von Bildern. „Ein Heilmittel gibt es nicht gegen Trauer, wir müssen sie zur Verarbeitung durchleben. Jeder auf seine Weise“, erklärt sie.
Die einen könnten den Verlust allein bewältigen, die anderen bräuchten jedoch Unterstützung durch Entspannungsangebote, Begegnungen mit anderen Betroffenen in Trauergruppen oder beim Austausch im Bürstädter Trauercafé der Hospizinitiative.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/lampertheim_artikel,-lampertheim-trauer-als-staendiger-begleiter-_arid,1213080.html