Lampertheim. Der Tag der Deutschen Einheit stand am Dienstag auch in Lampertheim im Zentrum des Interesses. Zahlreiche Bürger waren zum Einheitsbaum im Rosenstock gekommen, um mit Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) an die Bedeutung dieses Tages zu erinnern. Auch Stadtverordnetenvorsteher Franz Korb (CDU) sowie Ortsbeiräte und Mitglieder des Stadtparlaments waren gekommen.
Der Einheitsbaum, eine Eberesche, wurde 2020 gepflanzt. Sie steht symbolisch für die Einheit, die wachsen und gedeihen soll.
Nach einer musikalischen Einleitung durch Hans-Peter Stoll, Manuel und Noam Jandl, ergriff der Bürgermeister das Wort. Das große Interesse an der Feierstunde sehe er als „Zeichen der Unterstützung für die Demokratie und für unseren geeinten Staat“. Störmer skizzierte die Unterschiede der beiden deutschen Staaten, die nach dem Krieg über Jahrzehnte existierten.
Auf der einen Seite sei ein demokratisches Land mit Westbindung und demokratischen Werten entstanden. Auf der anderen Seite die DDR, eine von der Sowjetunion geprägte kommunistische Diktatur. Der Mauerbau 1961 zementierte später die Teilung für Jahrzehnte.
Der Bürgermeister wies auf die Unterschiede der Systeme hin, die 40 Jahre lang sowohl politisch als auch gesellschaftlich und wirtschaftlich bestanden. Die wirtschaftliche Entwicklung im Westen habe sich positiv entwickelt. Politischen Protesten, etwa für mehr Umweltschutz, habe man versucht, mit politischen Reformen Rechnung zu tragen. Im Osten blieben, trotz großer Versprechen der dortigen politischen Führung, sowohl Mangelwirtschaft als auch persönliche Unfreiheit dominant. Mit dem Mauerfall kam die Wende. Das Grundgesetz, „eine der wichtigsten Errungenschaften nach dem Krieg“, wie es Störmer formulierte, galt nun für das geeinte Land. Er unterbrach seine Rede und die Musikgruppe spielte das Lied „Grundgesetz“ von Bodo Wartke. Hans-Peter Stoll trug in gerappter Form die ersten unveränderbaren Paragrafen der Verfassung vor, eine Interpretation, die mit Beifall bedacht wurde. Im Anschluss beleuchtete der Rathauschef die Gegenwart nach 33 Jahren Einheit und bekannte, dass bei der Vereinigung auch Fehler gemacht wurden, etwa im wirtschaftlichen Bereich. Leidenschaftlich appellierte er an die Zuhörer, heutige Probleme nicht zum Anlass zu nehmen, demokratischen Parteien den Rücken zu kehren.
Aktuell sei das Vertrauen in den Staat geschwächt. Nicht alle Bürger seien mit den den politischen Lösungen zufrieden. Mit Blick auf Umfragen, die etwa auf einen Anstieg extremistischer Einstellungen hinweisen, sprach Störmer von einer gefährlichen Entwicklung.
Er bekräftigte, „dass wir unsere guten Errungenschaften nicht wegwerfen sollten. Entgegen allen Beruhigungsfloskeln, die besagten, unsere Demokratie halte Erscheinungen an extremistischen Rändern aus, könne man nur entgegenhalten: “Wehret den Anfängen“.
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