Fastnacht

Stadtprinzessin übernimmt Geschäfte im Rathaus in Lampertheim

Das Rathaus in Lampertheim ist jetzt fest in der Hand der Narren. Diese haben gemeinsam mit Stadtprinzessin Daniela I. und den Verwaltungsmitarbeitern ein ordentliches Spektakel inszeniert

Von 
Rosi Israel
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Die Verwaltung mit Bürgermeister Gottfried Störrmer ergibt sich im Nebel der Feuerwerkskörper. © Rosi Israel

Lampertheim. Es zischte und rumste, Knallkörper flogen durch die eisige Luft: Pünktlich um 14.11 Uhr gaben die Fastnachter des Ersten Carneval-Clubs Rot-Weiß (CCRW) 1956 Lampertheim auf dem Europaplatz das Kommando für das närrische Gefecht.

Ingvelde Huthof hatte den Koffer mit Munition herbeigeschleppt, und Ilonka Grosch schaute auf die Uhr, um sekundengenau den Befehl zum Angriff zu geben. Die gezündeten Böller der Fastnachter wurden in Richtung Stadthaus geworfen, auf dessen Balkon sich Lampertheimer Prominenz zeigte, wie Bürgermeister Gottfried Störmer und Spargelkönigin Ayleen I.

Und schon begann ein erbitterter Kampf mit Pyrotechnik und Feuerwerkskörpern, denn die Narren hatten das Ziel, das Stadthaus zu erobern. Außerdem wollten sie die Stadtkasse übernehmen und Bürgermeister Gottfried Störmer bis Aschermittwoch in Urlaub schicken. Siegessicher gingen die angreifenden Fastnachter ans Werk.

Quietscheente sicher verwahrt

Die CCRW-Lieblichkeit, Stadtprinzessin Daniela I., hielt einen Sicherheitsabstand, um Gefahren aus dem Weg zu gehen, damit nicht etwa in ihr traumhaft schönes, rotes Tüllkleid ein Loch gebrannt werde. Ihr Maskottchen, eine Maxi-Quietscheente, verwahrte indessen Vereinsvorsitzender und Elferratsmitglied Holger Braun. Um die Narren zu motivieren, ließ er lautstark den Fastnachtsruf „Helau“ erschallen.

Auch wenn die Fastnachter vor Kälte eine rote Nase bekamen und bibberten – sie legten sich bei ihrer närrischen Attacke mächtig ins Zeug. Der Balkon des Stadthauses war schon bald von den Feuerwerkskörpern der Angreifer in Rauchschwaden gehüllt. Doch die städtischen Vertreter ließen sich nicht lumpen und setzten zur Gegenwehr an.

Störmer hisst die weiße Fahne

Letztendlich hatten die Vertreter der Stadt Lampertheim keine Chance gegen die Fastnachter. Sie mussten sich geschlagen geben. Bürgermeister Gottfried Störmer holte die weiße Fahne aus dem Schrank, schwenkte sie vom Balkon und bat um Frieden. Die Verwaltungsmitarbeiter und Magistratsmitglieder ergaben sich ihrem Schicksal. Ihnen blieb nichts weiter übrig, als die Narren in den Magistratsraum einzuladen.

Dort herrschte dann bei einem Empfang mit dem Ersten Stadtrat Marius Schmidt, Politikern und städtischen Mitarbeitern versöhnliche Heiterkeit. Die Ehrenpräsidentin Margit Selb sollte Recht behalten, denn auch wenn die Verwaltung Widerstand leistete, die Narretei hatte gesiegt.

Sitzungspräsidentin Jesina Litters bekräftigte: „Wir verbreiten Freude und Humor in Lampertheim.“ Stadtprinzessin Daniela I. erhielt höchst erfreut aus den Händen des Bürgermeisters den symbolischen Verwaltungsschlüssel mit den Worten: „Ihr habt mit der Macht der Jeckenschar die Verwaltung besiegt, das ist doch klar.“ Trotz Niederlage wünschte sich der Verwaltungschef: „Ich hoff’, dass bei uns Gesundheit und Friede einkehrt und erhalten bleibt, und im negschde Joar ihr alle wieder bei uns seid.“

Zum Abschluss der Feierlichkeit verkündete die Stadtprinzessin noch ihre elf närrischen Paragrafen. Etwa den: „Ab sofort ist es allen Bürgern gestattet, den Alltag mit einem fröhlichen Hüpfer zu beginnen.“

Freie Autorin

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