Freizeit

Seit 20 Jahren in Lampertheim: „Oma“ und ihr Minigolfplatz

Von 
Rosi Israel
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Elfriede Schubert greift beim Familientreffen auch selbst zum Schläger. Dabei sind Friederike Knoerzer (in Rot) mit Tochter Laura und Vater Ernst Haller. © Rosi Israel

Lampertheim. „Das ist mein Leben“, sagt Elfriede Schubert und meint ihren Minigolfplatz in der Rheinstraße 100 und die damit verbundenen sozialen Kontakte. Seit 20 Jahren betreibt sie diese Anlage nahe der Biedensand Bäder inklusive eines Ausschanks.

Die Besucherinnen und Besucher finden eine fröhliche, agile 90-Jährige vor, die ihre Freizeit und ihr Herzblut nutzt, um ihren Gästen ein Freizeitvergnügen zu bieten. Auch im Winter. „Dann heize ich das Öfchen ein und wir machen es uns gemütlich. Es ist immer lustig bei uns“, sagt Elfriede Schubert lachend. In Lampertheim sei es die einzige Minigolfanlage und die Gäste kämen auch wegen der schönen, ungezwungenen Atmosphäre vorbei.

Viele Stammgäste

„Darunter sind viele Stammgäste“, berichtet Schubert. Sie wird von ihnen „Oma“ genannt. Zum einen ist sie eine gutmütige Wirtin und zum anderen eine Oma von drei Enkelkindern. Doch bei dem Begriff „Oma“ geht es nicht unbedingt um die Vorfahrensgeneration, sondern weil die Lampertheimerin ein reiferes Alter besitzt und dennoch fast täglich die Wünsche der Entspannungssuchenden erfüllt.

Betrieb vom Sohn übernommen

Einige Erholungssuchende kommen vorbei, um die ruhige Atmosphäre am Badesee zu genießen, andere starten Wettbewerbe im Bahnengolf. Das Geschicklichkeitsspiel bringt ihnen viel Spaß, wenn sie sich auf den 18 Minigolf-Stationen versuchen. Die Inhaberin hat mit Eintritt in ihr Rentnerinnenleben die Anlage von ihrem mittlerweile verstorbenen Sohn Bernhard übernommen. „Auch die originelle Dekoration im Lokal habe ich so gelassen“, sagt die 90-Jährige.

Sie liebe nette Menschen und freue sich, wenn der eine oder andere Gast mit anpackt, betont die Wirtin. Vor allem die Dauergäste seien hilfsbereit. So werden der Seniorin schwere Arbeiten abgenommen, wie das Schleppen von Getränkekisten oder das Rasenmähen. Schließlich liege es den Stammkunden am Herzen, dass ihre „Oma“ den Laden noch viele Jahre schmeißt.

Die Anerkennung durch ihre Gäste sei für sie ein wichtiger Ansporn, betont die Seniorin. Und die Wertschätzung und Freude der anderen Menschen fühle sich nicht nur gut an, sondern schaffe auch die Grundlage für gute Beziehungen.

„Ich komme glücklich hierher und ich gehe wieder glücklich nach Hause“, drückt Elfriede Schubert ihre Zufriedenheit über dieses Gefühl des Miteinanders aus. Ihr gehe es gut, weil sie auch im hohen Alter noch gebraucht und in eine Gemeinschaft eingebunden wird.

Auf die Frage, wie sie fit geblieben ist, erklärt die Seniorin, dass der soziale Aspekt wichtig für die Gesundheit und ein langes Leben sei. In ihrem 40-jährigen Berufsleben als Verkäuferin sei sie täglich von Menschen umgeben gewesen. Und deshalb möchte sie auch im Rentenalter viel Umgang haben. Außerdem habe sie gesund gelebt, sei immer in Bewegung und an der frischen Luft.

Schließung wegen Corona

„Die Zeit der Corona-Pandemie war sehr schlimm. Ich musste die Freizeitanlage ein Jahr lang schließen. Aber auch das habe ich überstanden“, resümiert Elfriede Schubert. Sie lasse sich nicht unterkriegen. Gut gelaunt begrüßt sie ihre Gäste und hat stets einen Scherz auf Lager.

Drei Generationen aktiv

Friederike Knörzer kommt mit ihrer Familie zum Minigolfspielen. Drei Generationen treten im Match gegeneinander an. Während die Familienmitglieder und Freunde zu den Minigolf-Schlägern, Bällen und Spielprotokollen greifen, verrät Friederike Knörzer: „Wir nutzen die Anlage schon viele Jahre. Das Spielen baut Stress ab, bringt Gaudi und Gemeinsamkeit. Noch dazu ist Oma sehr kinderlieb.“

Oma greift dann auch selbst zum Schläger, platziert den Ball präzise und zielt in die Richtung des Hindernisses auf der Bahn. Während des Spiels kommt Elfriede Schubert auch auf das Thema Ukraine-Krieg zu sprechen. Sie wurde mit ihrer Familie einst aus Schlesien vertrieben. Darum berührten sie die Bilder vom Ukraine-Krieg sehr. „Ich denke an die armen Menschen in der Ukraine“, sagt sie und hält dabei für einen Moment inne, ehe das Spiel weitergeht.

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