Freizeit

Riesenzulauf bei den Lampertheimer Pfadfindern

Der Lampertheimer Stamm Guy de Larigaudie wird 75 Jahre alt. Zum Jubiläum wollen so viele Kinder bei den Pfadfindern aufgenommen werden, dass es eine Warteliste gibt. Doch was macht das Pfadfinderleben so spannend?

Von 
Daniela Hoffmann
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Lampertheim. Schichtwechsel im Garten der katholischen Pfadfinder in Lampertheim: Während die Jüngsten - sprich Wölflinge und Jungpfadfinder - mit Spielen auf der Wiese ihre Gruppenstunden beenden, kommen die zwölf- bis 16-jährigen Pfadis gerade mit den Rädern an. Das Gelände am Ortseingang ist von der B 44 kaum einsehbar. Es liegt am Feldrand, ist gesäumt von großen, Schatten spendenden Bäumen. Hütten und Bauwagen stehen darauf - und natürlich gibt es eine Feuerstelle.

Am Lagerfeuer sitzen und Stockbrot machen: Das gehört für Nils (12) und Jamy (14) zu den besten Dingen am Pfadfinderleben. „Aber auch in der Natur unterwegs sein - und die Zeltlager“, meinen ihre Stammes-Kollegen Finn (15) und Lea (13).

Alternativen zum Handyzocken und Gemeinschaftsgefühl

Es sind wohl genau diese Klassiker, die die Pfadfinder für Kinder und Jugendliche so interessant machen. Heute genauso wie vor einem dreiviertel Jahrhundert, als der Lampertheimer Stamm Guy de Larigaudie gegründet wurde. „Ist eben schon eine gute Alternative zum Handyzocken zu Hause - obwohl unsere Pfadis das natürlich auch machen“, sagt Gruppenleiter Alexander Tybussek schmunzelnd.

Gruppenleiter werden derzeit dringend gesucht. © Berno Nix

Aktuell hat der Stammrund 90 aktive Mitglieder und derart viel Zulauf wie selten zuvor. „Fast jede Woche erreichen uns Mails von Eltern, deren Kinder mal zum Schnuppern vorbeikommen wollen“, berichtet Tybussek. Gerade bei den Kleinen seien es so viele, dass inzwischen Wartelisten eingeführt werden mussten.

Das war natürlich nicht immer so. In der Corona-Zeit hatten auch die katholischen Pfadfinder Sorge, dass es mit der Zukunft ihres Stammes vielleicht schwierig werden könnte. Mit Online-Gruppenstunden retteten sie sich durch die Lockdowns, beteiligten sich 2021 an der Lampertheimer „Kerwe to go“.

Solche Formate halfen den Georgspfadfindern durch die Pandemie. Danach suchten gerade Kinder und Jugendliche wieder nach Gemeinschaft. „Wie sehr wir alle gemeinsame Erlebnisse brauchen, wurde vielen da wohl erst bewusst“, meint Alexander Tybussek.

Wenn es um Zusammengehörigkeitsgefühl und um Engagement geht, sind die katholischen Pfadfinder nicht mehr aus der Lampertheimer Stadtgesellschaft wegzudenken. Denn rund ums Jahr bereichern sie mit vielen Aktionen das öffentliche Leben in der Kommune. Sei es mit der 72-Stunden-Aktion, dem Mitwirken an der „Sauberen Gemarkung“ oder dem Fastnachtsumzug, mit dem Bringen des Friedenslichts, der Adventskranz- und Nikolaus-Aktion oder dem Stand auf der Kerwe.

Für Alexander Tybussek und seinen Kumpel Nils Rudolph, der gerade mit ihm die nächste Gruppenstunde vorbereitet, gehören diese Einsätze ebenfalls zum Pfadfinderleben. „Die Welt ein kleines Stück besser machen, die berühmte ,gute Tat an jedem Tag’ ist für uns schon wichtig“, betont Nils Rudolph.

Auch als durchaus politisch sehen die beiden 23-Jährigen die Pfadfinderschaft. „Nicht im Sinn von Parteipolitik, aber im Sinn von kritischem Denken oder auch von Demokratie fördern“, macht Tybussek deutlich. Letzteres fange schon in den Gruppenstunden an, wo die Mädchen und Jungen mitentscheiden. Oder wenn Delegierte für Versammlungen gewählt würden.

Feierlichkeiten zum Jubiläum

  • Der kathoische Pfadfinderstamm Guy de Larigaudie Lampertheim wurde im Juni 1949 in Lampertheim gegründet.
  • Das 75-jährige Bestehen soll am 15. Juni ab 14.30 Uhr auf dem Pfadfindergelände (Nähe Stadtausfahrt über die B44 Richtung Mannheim) gefeiert werden.
  • Die Veranstaltung beginnt mit einer Andacht. Danach gibt es Kaffee und Kuchen und es wird gegrillt. Außerdem entzünden die Pfadfinder ein Lagerfeuer.
  • Der Stamm bittet alle, die mitfeiern möchten, sich anzumelden - per E-Mail an mail@dpsglampertheim.de oder telefonisch unter 06206/9 51 06 44.
  • Außerdem bitten die Pfadfinder aus ökologischen Gründen darum, eigenes Geschirr und Besteck mitzubringen. off

Dass der Stamm Guy de Larigaudie 1949, dem Gründungsjahr der Bundesrepublik, entstand, halten die beiden jungen Männer ebenfalls für ein wichtiges Zeichen. „Die Pfadfinder haben sich damals ganz klar als Gegenentwurf zur Hitlerjugend gesehen“, sagt Tybussek.

Zudem seien die Georgspfadfinder fest mit der katholischen Pfarrgruppe verbunden. „Was allerdings nicht bedeutet, dass es hier eine Rolle spielt, welche Konfession man hat“, so Nils Rudolph, der selbst evangelisch ist.

Im Übrigen habe man auch gute Kontakte zu den Kollegen vom Stamm Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz. Dieser ist den evangelischen Gemeinden in Lampertheim angegliedert und genauso alt wie die katholischen Georgspfadfinder.

Vorfreude aufs Zeltlager im Sommer im westpfälzischen Ramstein

Das Lachen von Lea, Jamy, Nils und Finn verspricht gute Laune für das Treffen an diesem Abend. „Der Bau eines Katapults steht diesmal auf dem Programm“, verrät Betreuer Nils Rudolph. Das Katapult soll beim diesjährigen Zeltlager zum Einsatz kommen - als Wurfmaschine für Wasserbomben.

Auf den Sommeraufenthalt im westpfälzischen Ramstein freuen sich alle riesig. Mit anderen zusammen wird Nils Rudolph wieder die Küche übernehmen, Alexander Tybussek gehört zum Orga-Team.

Über weitere helfende Hände beim Stamm Guy de Larigaudie würden sich die Gruppenleiter freuen. Nicht nur beim Zeltlager, sondern vor allem unterm Jahr. „Dann könnten wir noch mehr Kindern und Jugendlichen den Pfadfinder-Spaß ermöglichen“, sagen die beiden. Und Wartelisten bräuchte man dann hoffentlich auch nicht mehr. Wer sich vorstellen könnte, als Leiter aktiv zu werden, kann sich ganz einfach per E-Mail melden an mail@dpsglampertheim.de.

Redaktion

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