Das Wichtigste in Kürze
In Biblis muss dagegen neben dem neuen Konverter auch ein neues Umspannwerk gebaut werden, ein deutlich größeres Projekt als weiter südlich in Lampertheim. „Wir wären damit sehr gerne aufs Kraftwerksgelände gegangen, aber dafür ist nicht genug Platz“, verweist der Gesamtprojektleiter auf die Pläne von Kraftwerksbetreiber RWE. Die direkte Nachbarschaft kam ebenfalls nicht infrage: „Hier gibt es ein großes Vogelschutzgebiet“, macht Stunder deutlich. Damit sei eine solche Anlage keinesfalls genehmigungsfähig.
Der Bereich bei Bürstadt gilt als vielversprechende Fundstätte für archäologische Ausgrabungen. Weil es damit zu jahrelangen Verzögerungen beim Trassenbau kommen könnte, hat Amprion auch diesen Bereich aus der Planung genommen. In Hofheim spielen ebenfalls Naturschutzgründe eine Rolle. Zudem ist es hier für eine zusätzliche Leitung bereits etwas eng: Bei mehreren Trassen nebeneinander wären Bau und Betrieb viel zu komplex und zeitaufwendig.
Am heutigen Dienstag lädt Amprion zu einem weiteren Infoabend in der Bibliser Riedhalle ein. Eine Anmeldung ist dafür nicht erforderlich.
Lampertheim/Biblis. Seit Monaten laufen aufwendige Prüfungen und Bodenuntersuchungen. Jetzt hat sich Amprion festgelegt: Die beiden Konverter, die für die neue Erdkabeltrasse Rhein-Main-Link gebraucht werden, sollen beim Lampertheimer BASF-Standort sowie in Biblis auf etwa halber Strecke zwischen Kernkraftwerk und Kraftwerkskreuzung entstehen. Darüber hat der Stromnetzbetreiber am Montagabend in der Lampertheimer Siedlerhalle informiert.
Untersucht hat Amprion für die neuen Anlagen mehrere Flächen, auch in Hofheim und Bürstadt. Letztere sind nun quasi aussortiert und werden für das Vorhaben nicht weiter betrachtet. „Wir planen mit Lampertheim und Biblis“, macht Gesamtprojektleiter Dominik Stauder deutlich. „Das sind die besten Standorte.“ Das letzte Wort habe dann die Bundesnetzagentur, die für die Genehmigung des Projekts zuständig ist.
Windenenergie soll von der Nordsee bis ins Ried fließen
Mit der neuen Trasse soll Windenergie von der Nordsee bis ins Ried gelangen. Großer Abnehmer dabei ist die BASF, aber auch die Städte und Gemeinden im Ried sollen mit grünem Strom versorgt werden. Durch die Erdkabel fließt dann Gleichstrom, der in den Konvertern wieder zu Wechselstrom für die Endverbraucher umgewandelt werden soll. Dass dabei zwei solcher Anlagen im Bereich von Lampertheim bis Groß-Rohrheim gebraucht werden, stand längst fest. Und auch, dass das Umspannwerk beim Lampertheimer Stadtteil Rosengarten eine tragende Rolle spielt.
Im Bereich von zehn Kilometer rund um die Anlage wurde nach dem bestmöglichen Standort für den Konverter gesucht. Der Flächenbedarf beträgt etwa acht Hektar. Nun hat sich Amprion für das Grundstück, das sich nördlich an den Lampertheimer BASF-Standort anschließt, entschieden – zwei Kilometer vom Umspannwerk entfernt. Diese Strecke soll von einer neuen Freileitung – und mehren zusätzlichen Strommasten – überbrückt werden.
In Biblis muss dagegen neben dem neuen Konverter auch ein neues Umspannwerk gebaut werden, mit mehr als zwölf Hektar Platzbedarf ein deutlich größeres Projekt. „Wir wären damit sehr gerne aufs Kraftwerksgelände gegangen, aber dafür ist nicht genug Platz“, verweist der Gesamtprojektleiter auf die Pläne von Kraftwerksbetreiber RWE. Die direkte Nachbarschaft kam ebenfalls nicht infrage: „Hier gibt es ein großes Vogelschutzgebiet“, macht Stunder deutlich. Damit sei eine solche Anlage keinesfalls genehmigungsfähig.
Archäologische Fundstätte und Vogelschutzgebiet umgangen
Der Bereich bei Bürstadt und Bobstadt gilt als vielversprechende Fundstätte für archäologische Ausgrabungen. Weil es damit zu jahrelangen Verzögerungen beim Trassenbau kommen könnte, hat Amprion auch diesen Bereich aus der Planung genommen. In Hofheim spielen ebenfalls Naturschutzgründe eine Rolle. Zudem ist es hier für eine zusätzliche Leitung bereits etwas eng: Bei mehreren Trassen nebeneinander wären Bau und Betrieb viel zu komplex und zeitaufwendig.
„Einen verträglichen Standort“ nennt der Lampertheimer Bürgermeister Gottfried Störmer die Entscheidung von Amprion, den südlicheren Konverter direkt neben der BASF zu planen. „Das war auch unsere Empfehlung“, macht Störmer bei der Infoveranstaltung am Montag deutlich. Somit werde aus dem Konverter „kein neuer Störfaktor mitten im Feld“. Auch die Wohnbebauung sei weit genug entfernt.
Windstrom aus dem hohen Norden
Für die Energiewende entstehen in Deutschland mehrere neue Stromleitungen, die grünen Strom aus den Nordsee-Windparks nach Süden transportieren. Eine davon ist der Rhein-Main-Link, der die Region rund um Frankfurt und das südlichste Hessen mit regenerativer Energie versorgen sollen.
Von anfangs vier Kabelsträngen enden dann zwei bei Frankfurt, die beiden anderen führen bis ins Ried zu den neuen Konverterstandorten.
Um die beiden Kabelstränge in die Erde zu bringen, wird ein Arbeitsstreifen von etwa 30 Metern gebraucht. Der endgültige Schutzstreifen darüber soll rund 15 Meter breit werden. In diesem Bereich kann Landwirtschaft betrieben werden, Bäume und alles, was tiefer wurzelt, dürfen hier nicht wachsen.
In etwa einem Jahr will Amprion die Unterlagen zur Planfeststellung einreichen. Dann steht die Beteiligung der Öffentlichkeit an. Mit einem Beschluss rechnet das Unternehmen im Jahr 2028. Etwa 2033 könnte die neue Stromtrasse in Betrieb gehen.
Der Bibliser Bürgermeister Volker Scheib ist weniger begeistert. Die Details will er sich am Abend bei der Infoveranstaltung in der Riedhalle anschauen, erläutert er am Dienstagmittag im Telefongespräch. Dass Amprion sich für den Standort in Biblis entschieden hat, ist für ihn allerdings keine Überraschung. „Der Mönchsacker war von Anfang an Favorit.“ Er würde die neue Anlage am liebsten so weit in Richtung Rhein verschieben wie möglich, schon allein, weil nicht weit entfernt, auf der anderen Seite der Landstraße, neue Wohngebiete entstehen sollen. Es gebe vor Ort allerdings auch Stimmen, die das Projekt positiv bewerten, macht Scheib deutlich
Landwirte befürchten jahrelange Ernteausfälle
Kritisch betrachten auch etliche Landwirte, die am Montagabend nach Lampertheim gekommen sind, das Vorhaben des Stromnetzbetreibers. Fest steht: Amprion will sich möglichst einvernehmlich über Grundstücksankäufe einigen, wie Dominik Stunder versichert. Er macht aber auch deutlich, dass die Stromtrasse absolut Vorrang hat.
Holger Roth aus Nordheim möchte auf jeden Fall vorab wissen, was auf ihn zukommt. Er besitzt Felder, über die die neue Trasse verlaufen soll. Dass er nach den Arbeiten über Jahre Einbußen bei der Ernte haben wird, steht für ihn außer Frage: „Die Bodenstruktur ist kaputt.“ Zwar versichert Amprion, die Erdschichten würden genauso wieder verfüllt, wie sie ausgebaggert wurden. Dennoch spricht Landwirt Reiner Lameli aus Hofheim von einem „Rieseneingriff in die Erde“ mit jahrzehntelangen Folgen. Zudem sei zu erwarten, dass die Stromkabel das darüber liegende Erdreich um bis zu drei Grad erwärmen. Das führe dazu, dass der Boden noch weiter austrocknet. Claus Schmitt vom Beregnungsverband macht sich Sorgen um die Bewässerungsbrunnen im Ried, die im Bereich der Trassenarbeiten liegen. Auch hier dürfte es noch sehr viel zu besprechen geben.
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