Rundgang

Orte in Lampertheim erinnern an starke Frauen

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands hat zu einem Spaziergang durch Lampertheim eingeladen. Er führte an Orte, die nach Frauen benannt sind.

Von 
Astrid Schwörer
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Am Clara-Schumann-Weg gab Edith Held einen Einblick in die Lebensgeschichte der Pianistin. © Astrid Schwörer

Lampertheim. In Lampertheim gibt es wenige Straßen, die nach Frauen benannt sind. Naturwissenschaftlerinnen, Künstlerinnen oder Politikerinnen findet man bei der Suche auf dem Stadtplan eher selten. „Wir setzen uns für die Gleichstellung von Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft ein“, erläuterte Marianne Fritsch vom Leitungsteam der lokalen Gruppe der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands. Zusammen mit Edith Held hatte sie zum Spaziergang durch das Wohngebiet Rosenstock eingeladen, um das Wirken starker Frauen sichtbar zu machen. Dabei wurden Lebensgeschichten vorgestellt, die überraschten und berührten. Der lehrreiche Rundgang vermittelte nicht nur historische Fakten, sondern ließ Geschichte lebendig werden.

Schule nach einer der Mütter des Grundgesetzes benannt

Das Interesse am Thema Gleichberechtigung im öffentlichen Raum scheint groß: Rund 30 Teilnehmerinnen hatten sich beim Treffpunkt versammelt. „Wir fangen mit einer Frau an, deren Name durch eine Schule schon länger im Ort bekannt ist“, erklärte Fritsch zum Portrait der Politikerin und Juristin Elisabeth Selbert. Selbert sei eine der „Mütter des Grundgesetztes“. Ihr sei es zu verdanken, dass der Gleichheitsgrundsatz als unveräußerliches Recht im Grundgesetz festgeschrieben wurde.

Der Halt an der Anne-Frank-Straße war besonders bewegend. Held zeichnete eindrucksvoll nach, wie ein junges Mädchen mit einem Tagebuch zur Stimme einer ganzen Generation wurde und noch heute für das Schicksal von Millionen verfolgter und ermordeter Juden steht.

Der Nobelpreisträgerin Marie Currie ist in Lampertheim ein kleiner Weg gewidmet. „Das ist Idealismus“, lobte Fritsch den mühsamen Weg der Physikerin zu ihrer bahnbrechenden Entdeckung der Radioaktivität und wies darauf hin, dass die Wissenschaftlerin erst nach dem Tod ihres Mannes dessen Lehrstuhl an der Pariser Sorbonne übernehmen durfte.

Nicht einfach nur die Frau von Robert Schuman

„Jetzt werden wir musikalisch“, versprach Held am Clara-Schumann-Weg. Diese sei weit mehr als nur die Gattin des Komponisten Robert Schumann gewesen, sie habe vielmehr bereits mit 16 Jahren als Pianistin von Weltruhm gegolten. Ob es sich bei der vom Vater geprägten Ausbildung allerdings um Talentförderung oder Zwang gehandelt habe, wurde im Gespräch kritisch hinterfragt.

Ein paar Meter weiter hob Fritsch die Bedeutung der Karmelitin Edith Stein als eine große Frauengestalt der Kirche des 20. Jahrhunderts hervor und betonte: „Ihr Wirken ist ein Zeugnis eines unbeirrt gelebten Glaubens.“

Mit Auszügen aus einer Biografie, die Ordensschwester Philippa Rath verfasst hat, erinnerte Held an die 1098 geborene Hildegard von Bingen. Noch heute spiele die Visionärin als Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters eine wichtige Rolle. „Sie sagte jedem die Meinung, ob er es hören wollte oder nicht“, verdeutlichte Held den Verdienst der Vorkämpferin für die Emanzipation.

„Frauenrechtlerin“ ist auf dem Straßenschild von Helene Lange zu lesen. Lange habe sich bereits in den 1870er Jahren für eine gleichwertige Bildung für Jungen und Mädchen eingesetzt, berichtete Fritsch und fügte schmunzelnd hinzu: „Etwas ganz futuristisches.“

Weiter ging die Tour über den Maria-Montessori-Weg, den Bertha-Benz-Weg, die Sophie-Scholl-Straße bis zur Irena-Sendler-Straße. Alles Frauen, die mit Mut, Verstand und Menschlichkeit Geschichte geschrieben haben.

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