Pandemie - Lampertheimer Mutter will verhindern, dass Kinder während des gesamten Unterrichts einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen

Online-Petition gegen Maskenpflicht in Schulen

Von 
Alexandra Hoffmann und Daniela Hoffmann
Lesedauer: 
Kinder, die medizinische Masken tragen, an einer Schule in Berlin. © dpa

Lampertheim. Dass Grundschüler seit Montag während des gesamten Unterrichts Maske tragen müssen, will die Lampertheimerin Kristina Zewe nicht hinnehmen. Daher hat sie eine Online-Petition gestartet, mit der sie Eltern aus dem Kreis Bergstraße anspricht und um Unterstützung bittet.

„Sind die Kinder morgens im Unterricht und nachmittags in der Betreuung, müssen sie von 7.30 bis 16.30 Uhr Maske tragen. Das schadet ihrer Gesundheit und ihrer Psyche“, behauptet Kristina Zewe im Gespräch mit dieser Redaktion.

Fast 200 Unterschriften

Die Regelung zum Maskentragen in hessischen Schulen

In hessischen Schulen und sonstigen Ausbildungseinrichtungen ist seit dem 22. Februar generell eine Mund-Nasen-Bedeckung – nach Möglichkeit eine medizinische Maske – zu tragen. So sieht es die aktuelle hessische Corona-Verordnung vom 13. Februar vor.

Das Robert Koch-Institut empfiehlt dieses Vorgehen in seiner Veröffentlichung zu Präventionsmaßnahmen in Schulen vom 12. Oktober 2020 als einen Baustein zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. So heißt es, dass bei einer Inzidenz ab von 35 Mund-Nasen-Schutz im Klassenzimmer getragen werden sollte.

Die jetzige Maskenpflicht gilt in Hessen nicht für Kinder unter sechs Jahren oder Personen, die aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder einer Behinderung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen können. off

In Sachen Infektionsschutz hält die Mutter zweier Kinder kleinere Lerngruppen in den Schulen, Wechselunterricht und Abstände zwischen den Tischen für ausreichend. Wo es eng werde und das Abstandhalten schwierig sei, könne sie das Tragen von Masken akzeptieren: „Aber nicht auf Distanz im Klassenzimmer sitzend und über Stunden hinweg.“

Unter „diesen Bedingungen“ befürchtet Zewe „langfristig massive Nachteile für die Kinder, die nicht im Verhältnis zum Schutz vor Corona“ stünden. Das Lesen- und Schreiben- Lernen werde gerade für die Erst- und Zweitklässler erschwert, wenn sie die Mundbewegungen des Lehrers nicht sehen, seine Stimme nicht richtig verstehen könnten. Auch die Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen sei erschwert, wenn die Mimik des Gegenübers nicht erkennbar sei. Und nicht zuletzt hätten Kinder aus ihrem Umfeld über Kopfweh geklagt, wenn sie die Maske allzu lange getragen hätten, schildert Kristina Zewe.

Demgegenüber bekräftigt der Lampertheimer Kinderarzt Peter Bärwinkel seine Einschätzung, wonach es sei mittlerweile „wissenschaftlich erwiesen“ sei, dass Mund-Nasen-Bedeckungen für Kinder gesundheitlich völlig unbedenklich seien. Auch bei kranken oder behinderten Kindern seien keine Schäden durch das Tragen einer Maske zu befürchten.

Bärwinkel befürwortet daher, dass auch schon Grundschüler im Präsenzunterricht dauerhaft einen Mundschutz tragen. Ob FFP 2, medizinischer Mundschutz oder eine sogenannte Community-Maske sei dabei nachrangig, da alle drei Formen – bei richtigem Sitz – die Virenlast in der Umgebung verringerten. „Wichtig ist zunächst, dass die Aerosole dadurch zurückgehalten werden“, erklärt der Mediziner. Bärwinkel, der auch beim kinderärztlichen Notdienst in Darmstadt arbeitet, berichtet zudem, dass dort seit dem Beginn der zweiten Corona-Welle nun immer wieder auch Kinder positiv getestet würden.

Unterdessen ist die Online-Petition von Kristina Zewe, die seit dem 12. Februar auf der Plattform petitionen.com läuft, inzwischen von über 250 Menschen unterschrieben worden – bis Mittwoch kamen 80 Unterschriften aus Lampertheim, acht aus Biblis, acht aus Bürstadt, aber auch etliche über den Kreis Bergstraße und Hessen hinaus – einige Unterschriften kamen auch aus Österreich.

„Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass sich Eltern angesichts der ausgeweiteten Maskenpflicht im Unterricht und auch generell angesichts der partiellen Schulöffnungen um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen“, so Landrat und Schuldezernent Christian Engelhardt auf Nachfrage.

Doch über Fragen der Schulorganisation und der Hygiene-Konzepte an Schulen entscheide das Land Hessen. „Wir als Landkreis wollen jedoch dazu beitragen, dass die Infektionsrisiken für die Bergsträßer Kinder und Jugendlichen in der Schulumgebung beziehungsweise auf dem Weg zur Schule so gering wie möglich sind.“ Daher habe er unter anderem verfügt, „dass die Schülerinnen und Schüler FFP 2-Masken erhalten, mit denen sie sich schützen können“, betont Engelhardt.

Allerdings will Kristina Zewe ihre Petition auch nicht beim Kreis Bergstraße als Schulträger einreichen, sondern beim Land Hessen. Des Weiteren überlegt die Lampertheimerin, sich einer Sammelklage gegen die Maskenpflicht im Unterricht anzuschließen.

Redaktion

Copyright © 2025 Südhessen Morgen