Lampertheim

Nur alte Heizungen austauschen

Viele Menschen wollen noch vor Inkrafttreten des geplanten Heizungsgesetzes eine neue Öl- oder Gasheizung beim Lampertheimer Unternehmen Eistal ordern. Das ist nicht immer sinnvoll.

Von 
Stephen Wolf
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Heizen soll klimafreundlich werden. © Hannes Albert

Lampertheim. Lampertheim. Wie viele Heizungsbauer in der Republik, so erhält auch die Lampertheimer Firma Haustechnik Eistal zurzeit viele Anfragen von Kunden, die eine Öl- oder Gasheizung bestellen wollen. „Es sind schon mehrere Anfragen in der Woche“, sagt Geschäftsführer René Blume. Der Grund für den plötzlichen Boom: Die Pläne der Bundesregierung könnten teure Folgen für Besitzer von Öl- und Gasheizungen haben. Daher versuchen zurzeit viele Haus- und Wohnungsbesitzer, ihre alten Anlagen noch in diesem Jahr durch ein moderneres Öl- oder Gas-Gerät zu ersetzen.

Alte Anlagen können raus

Manche Kunden, so sagt Blume, wollten aber auch relativ neue Anlagen austauschen. „Das ist wenig sinnvoll, da ein neues Gerät mit Blick auf klimaschädliche Abgase kaum eine Verbesserung bringt.“ Deshalb wolle das Lampertheimer Unternehmen solche Aufträge eigentlich nicht annehmen. Anders verhalte es sich, wenn Geräte ersetzt werden sollen, die bereits vor Jahrzehnten eingebaut wurden.

Weil diese veralteten Anlagen wesentlich mehr Emissionen freisetzen als moderne Geräte, sei ein Austausch sinnvoll. Diese CO2-Werte ließen sich auf diese Weise sogar halbieren. Zudem sei die notwendige Infrastruktur wie der Öltank oder der Anschluss an die Gasleitungen bereits installiert. In dem zurzeit noch diskutierten Gesetz ist vorgesehen, dass vom kommenden Jahr an jede neueingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Öko-Energie betrieben werden muss. Alternativ kann auf klimaneutral erzeugte Wärme aus einem Wärmenetz umgestellt werden. Der Umstieg soll sozial abgefedert werden, außerdem soll es Übergangsfristen und Härtefallregelungen geben - die Details dazu sind umstritten, nicht zuletzt, weil Haus- und Wohnungsbesitzer hohe Kosten fürchten.

Aber ist das wirklich der Fall? Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält die Sorgen teilweise für unbegründet und teilt mit, dass etwa eine Wärmepumpe im Bestand schon günstiger als eine neue Gasheizung betrieben werden könne. Dies zeige ein Kostencheck, den die DUH und der Energieberaterverband GIH gemeinsam erstellt haben.

Demnach komme es für Kunden teuer zu stehen, wenn sie jetzt noch eine neue Gasheizung installieren lassen. „Wer heute im Einfamilienhaus eine Wärmepumpe statt einer neuen Gasheizung installiert, spart unter Berücksichtigung der Investitionskosten rund zwölf Prozent Energiekosten im Jahr.“ Dem stimmt der Lampertheimer Fachmann nur teilweise zu. Zwar geht auch Blume davon aus, dass Gas früher oder später massiv mit CO2-Abgaben belegt wird. Für den sinnvollen Einsatz einer Wärmepumpe brauche man aber vor allem eine große Fläche. „Das ist bei Altbauten schwierig umzusetzen.“ Zwar könne eine Wärmepumpe, die effizient läuft, mit möglichst wenig Strom viel Wärme erzeugen. Dieser Umstand sei aber auch das Problem vieler Bestandsbauten.

Isolierung ist teuer

So könne eine Wärmepumpe im Prinzip nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn das Haus oder die Wohnung ausreichend isoliert ist. „Auch wenn die Wärmepumpe nicht die Welt kostet - zahlreiche Kunden müssten zusätzlich Geld für die Dämmung ihrer alten Immobilie ausgeben“, fügt Blume hinzu. Bei gut isolierten Neubauten sei das kein Thema und daher sinnvoll. Hier liege der Anteil der Wärmepumpenheizungen schon bei über 50 Prozent.

Entscheidend sei allerdings auch die Vorlauftemperatur der Heizung, erklärt der Geschäftsführer. Sie müsse idealerweise 70 Grad betragen. Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, die das Wasser im Heizungssystem hat, wenn es in die Leitungen und Heizkörper strömt - unabhängig von Einstellungen, die man etwa am Heizkörper vornimmt. Je geringer sie ist, desto effizienter arbeiten Wärmepumpen und umso weniger Strom wird verbraucht.

Für Kunden, die weder bauliche Möglichkeiten noch Geld für eine teure Isolierung haben und nun dennoch eine neue Heizung kaufen wollen, erachtet der Geschäftsführer der Lampertheimer Firma eine Hybrid-Heizanlage als sinnvollen Mittelweg. Zumal solche Anlagen bisher staatlich gefördert werden.

Die Kombination eines Öl- oder Gas-Brennwertkessels plus Solarthermieanlage oder Wärmepumpe funktioniere effizient. Dabei könne man statt der in Zukunft geforderten 65 Prozent Öko-Energie zwar nur 40 Prozent erreichen, das aber sei auch schon ein Fortschritt. Ein Problem, das Immobilienbesitzer nicht beeinflussen können, sei der Fachkräftemangel in der Branche. Um seinen Personalstamm von 14 Mitarbeitern aufzustocken, hatte Blume jüngst sogar eine mehrere tausend Euro teure Anzeige in sozialen Medien veröffentlicht. „Dabei ist nichts herausgekommen“, sagt der Geschäftsführer. Das sei ein bundesweites Problem und habe nichts mit Lampertheim zu tun.

Immerhin: Hausbesitzer könnten beim Umstieg auf eine klimafreundlichere Heizung nun doch mehr Zeit bekommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will beim heftig umstrittenen Gebäudeenergiegesetz nachbessern.

Redaktion

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