Lampertheim. Die Jugendlichen haben sich aufgestellt. Übungsleiter Dirk Wagner gibt letzte Anweisungen: „Geschlossene Türen müsst ihr wie Wände behandeln, Menschenrettung hat Priorität!“ Kurz darauf treffen die ersten Feuerwehrfahrzeuge ein. Der Brand im Fertigwarenlager auf dem Werksgelände der BASF in Lampertheim ist eines von drei Rettungsszenarien an diesem Samstagvormittag.
Rund 100 junge Menschen nehmen teil: Mitglieder der Jugendfeuerwehren Lampertheim, Hofheim und Hüttenfeld, der DLRG-Ortsverband sowie die Jugendgruppen von DRK und THW aus Lampertheim. Zwei Retter bilden einen Trupp, 14 Fahrzeuge sind im Einsatz, von denen die meisten die Feuerwehr stellt. Schon deren Positionierung will gelernt sein: „Rettungswege dürfen nicht behindert werden“, erklärt Andreas Ebeling, stellvertretender Wehrführer der Feuerwehr Hofheim.
Gefahren lauern bei der Übung, die in dieser Größenordnung seit Jahren nicht mehr stattgefunden hat, gleich in mehrerlei Hinsicht: Während im Lagergebäude der Keller brennt und Rauch durch das Treppenhaus zieht – erzeugt von einer Nebelmaschine – kommt es draußen zur Explosion. Am simulierten Gefahrgutfahrzeug bekämpfen die Nachwuchskräfte im Alter zwischen 10 und 17 Jahren die Leckage, sie kühlen das Fahrzeug und starten einen „Schaumangriff“.
Wer den Chemieschutzanzug trägt, im Fachjargon „CSA“, hat wenig Gefühl in den Fingern: „Es ist kaum möglich, ein Geldstück vom Boden aufzuheben“, wissen erfahrene Feuerwehrleute aus eigenem Erleben. Im Gebäude werden derweil Personen vermisst. Gespielt sind sie von Mitgliedern der Lampertheimer Kinderfeuerwehr, die im Vorfeld geschminkt wurden.
Ein weiteres Unglück ereignet sich zeitgleich direkt vor der Halle: Unter einem Abrollcontainer befindet sich ein Mensch, der in Beinhöhe eingeklemmt ist. Als Dummy dient eine Puppe. Dann machen die Helfer die nächste Entdeckung: Eine Person wurde in den Container geschleudert, von Paletten verschüttet. „Hier kommt die technische Rettung zum Einsatz“, verweist Ebeling auf die besondere Schwierigkeit, während das THW zur Stelle ist. Mit Holzpflöcken zum Unterbauen und einem Hydraulikinstrument kann die Box gehoben werden.
Die Einsätze leitet ein Jugendlicher: Nico Hahl ist aktiv bei der Jugendfeuerwehr Lampertheim und koordiniert die Szenarien. Die Versorgung mit Löschwasser sowie die Unterstützung bei der Menschenrettung stehen dabei im Mittelpunkt. Die Übung in der Bauhofstraße endet nach etwas mehr als einer Stunde mit dem Transport der Verletzten zur Sammelstelle.
Kameradschaft stärken
„Wir wollen die Leistungsfähigkeit aller beteiligten Rettungsorganisationen demonstrieren“, unterstreichen die Verantwortlichen. Insbesondere die Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich wolle man fördern. Wie gut es geklappt hat, erfahren die jungen Retter beim gemeinsamen, von der Stadt finanzierten Grillen. Eine klassische „Manöverkritik“ gebe es jedoch nicht, betont Andreas Ebeling. Entscheidender sei es, den Jugendlichen ein Gefühl für die Situation zu vermitteln und die Kameradschaft untereinander zu stärken.
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