Hochwasser

Nach der Flut im Ahrtal: Neuer Blick auf Schutz in Lampertheim

Kreis Bergstraße will Kommunen wappnen

Von 
Stephen Wolf
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Ulrich Androsch (l.) und Klaus Reiber an der Sandsackfüllmaschine. © S. Wolf

Lampertheim/Heppenheim. Die Ahrtal-Katastrophe im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass der Hochwasserschutz für sämtliche Regionen neu justiert werden muss. Auf einer Länge von 40 Kilometern vernichtete eine Flutwelle Straßen, Brücken, Gas-, Strom- und Wasserleitungen. Etwa 9000 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. 135 Menschen kamen um, davon 134 im Ahrtal. Zwei werden noch immer vermisst. Verletzt wurden 766 Menschen.

Wie der Kreis Bergstraße bei einer Veranstaltung in Lampertheim mitgeteilt hat, sollen vor allem die in verschiedenen Kommunen dezentralisiert gelagerten Sandsäcke dazu beitragen, den Wasserfluten im Notfall Einhalt zu gebieten. „Allein in Lampertheim lagern 75 000 Sandsäcke“, sagte Klaus Reiber. Insgesamt gebe es im Kreis 180 000 Sandsäcke. Der 55 Jahre alte Kreisbrandmeister ist Lampertheimer, er wies darauf hin, dass die Gemarkung der Stadt immerhin auf einer Strecke von zwölf Kilometern direkt am Rhein liegt.

Wichtige Rolle für Lampertheim

Zwar gebe es dank zahlreicher landwirtschaftlicher Flächen eher wenig bebaute Gebiete, die bei einem Übertritt des Flusses in Gefahr geraten. Mit Blick auf das Gewerbegebiet Nord mit seinen Firmen ist es jedoch erforderlich, jährlich die Standfestigkeit des Deichs zu kontrollieren, wie Reiber sagte. Früher wurden Sandsäcke zentral gelagert, was zu langen Lieferwegen führte, hob Landrat Christian Engelhardt (CDU) hervor. Mit Blick auf die Infrastruktur spielt der Lampertheimer Standort eine wichtige Rolle. Denn bei der Feuerwehr befindet sich die einzige Sandsackfüllmaschine im Kreis. Im Ernstfall füllen die Lampertheimer die Sandsäcke auf und transportieren die althergebrachten, aber wirksamen Hilfsmittel in Gefahrengebiete.

Die können sich mittlerweile so gut wie überall befinden, wie der Landrat sagte. So gehe es heute nicht nur noch um drohende Hochwasser an Rhein und Neckar: „Der Klimawandel und damit zusammenhängende Starkregenereignisse können dazu führen, dass auch kleine Bäche plötzlich zu reißenden Gewässern werden.“

Beim Gewässerverband Bergstraße arbeiten Experten an Karten, die Anwohnern zeigen sollen, ob sie in Hochwassergebieten leben beziehungsweise Starkregen eine mögliche Bedrohung darstellt. „Geplant ist aber, dass wir ähnlich wie bei einem Stadtplan Gefährdungszonen einzeichnen“, sagte Ulrich Androsch, Geschäftsführer des Verbands mit Sitz in Lorsch. Das alleine wäre nicht neu. Doch wolle man auch Ereignisse darstellen, die bisher nicht in Erwägung gezogen wurden. Mit den Ereignissen im Ahrtal habe ein neues Denken begonnen. Die Karten sollen dazu beitragen, Hausbesitzer für die gestiegene Gefahr zu sensibilisieren, so dass sie ihr Eigentum besser schützen können.

Redaktion

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