Kleinkunst

Mundartakteur Peter Gutschalk in Neuschloß

Peter Gutschalk begeistert im Bürgersaal in Neuschloß mit seinem humorvollen Soloprogramm über das Rentnerdasein.

Von 
Rosi Israel
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Peter Gutschalk als neuer Touristenbeauftragter für Neuschloß. © Rosi Israel

Lampertheim. „Da habe ich den Salat“, sagt der Volksmund, wenn eine schwierige Situation oder ein chaotischer Zustand eingetreten ist. „Jetzt heeb isch de Salat“, sagt Peter Gutschalk auf Lambada Platt auf der Kleinkunstbühne im Bürgersaal Neuschloß. Das ist auch der Titel seines aktuellen Soloprogramms, in dem er erst einmal über sein Rentnerdasein babbelt, inklusive ernüchternden Erkenntnissen, ironisch ausgelegt.

Zuvor erobert Ortsvorsteherin Carola Biehal die Bühne und begrüßt die Mundartfans, auch im Namen der Bürgerkammer und „cultur communal“, mit den humorvollen Worten: „Ich bin keine Comedy-Dame, aber ich bin begeistert, dass der Saal voll ist, anders als zu manch politischen Veranstaltungen.“ 80 Stühle sind belegt und somit ist die Show ausverkauft.

Peter Gutschalk bringt als Neurentner sein Publikum zum Lachen. © Rosi Israel

Gutschalk hat seine Event-Crew mitgebracht und mit Teamgeist spulen sie das Programm reibungslos ab. Der Mundartakteur war in Neuschloß schon im Meutekeller aufgetreten und jetzt im Bürgersaal, der sich im ersten Stock befindet, das sei ein steiler künstlerischer Aufstieg. „Jetzt bin ich ganz oben angelangt“, witzelt Gutschalk. Der wandelbare und tiefsinnige Lampertheimer Künstler mit Sonderklasse bildet sich ein, seit Renteneintritt würden ihn die Leute so komisch angucken. „Und was kommt in den Briefkasten geflattert?“, denkt Gutschalk laut und gibt die Antwort: „Werbung für Treppenlifte, Blutdruckmessgeräte und Viagra.“

Die Treuepunkte von der Apotheke häuften sich nun und das Wort „knackig“ – bedingt durch das Gelenkknacken – erhalte eine völlig andere Bedeutung. Das Lebensgefühl sei rückläufig, quasi vom Rock ’n‘ Roll zum Rollator. Der Mundartakrobat scheint in einer prekären Lebenslage zu sein. Die Älteren im Saal scheinen die Problematik zu kennen und lachen anerkennend. Zumal sich der Neurentner auf Anraten seines Hausarztes mit einer merkwürdigen Diät – Sojareis und Tee – rumschlägt. „Früher kannten wir nur Kartoffelbrüh und Hausschlachtenes“, stellt der Kabarettist fest und kneift den Mund zusammen.

„Hier sagt dir die Wildsau persönlich gute Nacht“

Gutschalk ist ein Mimik- und Körpersprache-Experte und lässt seinem Mienenspiel freien Lauf. Die Empfehlung des Arztes als Auslöser nehmend, meint Gutschalk, die Deutschen glaubten und machten das, was ihnen gesagt wird. Im Gegensatz zu den Franzosen, die ihr Leben in vollen Zügen in guter Gemeinschaft genießen. Das rät der 65-Jährige denn auch den Gästen und singt aus voller Brust: „Ich mach’, was ich will.“

Apropos Rentnertreff, das Kroneberger Eck am Waldrand hat zugemacht, mittlerweile treffen sich Rentner am Altrhein. Dem Stammtischtreffen in der Kneipe trauert Gutschalk hinterher. „Dort hat man babbeln können und das Gebabbl blieb in der Wirtschaft. Heute posten die Senioren“, sagt er.

Später beginnt der Showteil, der sich zum Lachen komisch entwickelt. Gutschalk, mit schwarzhaariger Perücke und Glitzerjackett, verteilt als Roy Adriano, neuer Touristenbeauftragter und Repräsentant für „Newcastle“, Liebe in Form von Herzlutschern, da es „in der heutigen Zeit wenig Liebe gibt“. Neuschloß habe Ähnlichkeit mit einem gallischen Dorf, besitze jedoch mediterranes Flair. „Hier sagt dir die Wildsau persönlich gute Nacht“, spottet der protzige Touristenmanager und singt Howard Carpendales Lied „Fremde oder Freunde“.

Freie Autorin

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