Lampertheim. Zwei neue Veröffentlichungen über die Spargelstadt sind erschienen und werden begeistert aufgenommen. Sowohl der traditionelle Lampertheimer Jahreskalender des Heimat-, Kultur- und Museumsvereins (HKMV) als auch das Buch „Ein Rundgang durch Alt-Lampertheim“ von Ludwig Franz, wurden nun Bürgermeister Gottfried Störmer überreicht.
„Das sind ganz tolle Leistungen“, würdigte Störmer die Publikationen. Stefan Herz, der Erste Vorsitzende des HKMV, betonte, dass die Zeitreise durch die Geschichte Lampertheims spannend sei. „Wir sind unserem Mitglied Ludwig Franz sehr dankbar für die zur Verfügung gestellten Bilder und die Begleittexte im Buch und im Kalender“, sagte Herz. Beides kann nun käuflich erworben werden. Zum Pressegespräch herrschte deshalb große Freude unter den Beteiligten.
Historische Aufnahmen wecken viele Erinnerungen
Beim Durchblättern der Heimatlektüre entstanden lebhafte Gespräche und die Betrachter der schwarz-weißen Bilder schwelgten gemeinsam in Erinnerungen – vor allem bei jenen Abbildungen, die Häuser zeigen, die noch im Zeitabschnitt zwischen 1950 und 1960 standen. Störmer, Franz und Herz outeten sich als Zeitzeugen. Sie waren sich einig, dass das Buch und der Kalender im Kreise der Familien für einen amüsanten Austausch sorgen könnten. Obendrein seien die beiden Werke schöne Weihnachtsgeschenke.
Die jetzt verwendeten Bilder sind Repros aus dem Archiv von Ludwig Franz. Er erklärt im Vorwort des Buches die Entstehung von Lampertheim und nimmt dann seine Leserinnen und Leser mit auf einen spannenden Rundgang durch die ehemalige Hauptstraße, die Kirch-, die Hinter- , die Mittel- und die Pfarrgasse, das Neudorf, den Hayernweg, die Weid- und die Lochgasse sowie den Guldenweg und endet in der Bahnhofsstraße.
Ein Bild zeigt die Hauptstraße im Unterdorf, die heutige Römerstraße, im Jahr 1940. Dazu beschreibt Franz den einstigen Straßenverlauf. In der Römerstraße 83 ½ stand 1960 ein kleines Fachwerkhaus, in dem sich die Schuhmacherei von Christian Ipseitz befand. Danach übernahm sein Sohn Andreas Ipseitz den Laden als Friseurstube.
Auch das frühere Pfarrhaus von St. Andreas in der Römerstraße 73 ist zu sehen, ein Schnappschuss um 1900. Gleiches gilt für das Rathaus. Hier beschreibt Franz die Entstehungs- und Vernichtungsgeschichte. Die Rückseite des Bucheinbandes hat der Autor mit dem Repro einer Postkarte versehen, die das Rathaus in den 1950er Jahren zeigt und nachkoloriert wurde. Zum Bild vom Wirtshaus „Zum Schwanen“ (1930) in der Römerstraße 98 erklärt er, dass dort die erste Gemeindeschmiede stand und der Schmied nebenbei eine Straußwirtschaft betrieb. Mit „Mein Elternhaus“ (1950) betitelt Franz das Wohnhaus und den Friseursalon seines Vaters Adam Franz in der Wilhelmstraße 38. „Vor dem Haus ist die Dekoration für eine Fronleichnamsprozession zu sehen.“, erklärte Ludwig Franz. Der 75-Jährige arbeitet noch immer im elterlichen Friseurgeschäft, das er 1976 übernommen hatte.
Die Schillerschule wurde 1892 eingeweiht. Die Fotografie zeigt einen eisernen Zaun um das Gebäude. Das Bild von der Domkirche aus dem Jahr 1920 zeigt den Pfarrgarten, wo sich heute die Domwiese befindet. Aus den 1950er Jahren stammt die Aufnahme vom Kiosk „Emilio Magro“, wo Obst, Gemüse und Eis angeboten wurden. „Die Verkaufsstelle stand Ecke Kaiserstraße/ Neue Schulstraße“, erläuterte Franz. Bürgermeister Störmer konnte sich an den Eisgenuss noch genau erinnern.
Franz beschreibt auch die Tabakverarbeitung in der Fabrik Süß &Söhne in der Wilhelmstraße 45. Das Bild ist im Jahr 1970 entstanden.
Der Lampertheimer Kalender präsentiert Wirtshäuser. Die Produktion und den Druck übernahm Hans-Michael Platz von der Typographischen Werkstätte Biblis. Ludwig Franz bedankte sich beim Freundeskreis Alt-Lampertheim für die gemeinsam gesammelten Bilder. In seinem Grußwort zum Kalender schreibt Bürgermeister Störmer: „Die ersten Wirtshäuser in den 1770er Jahren waren allesamt in der Römerstraße angesiedelt.“
Viele traditionsreiche Gasthäuser sind inzwischen geschlossen
Das Gasthaus „Zur Krone“, eines der ältesten Wirtshäuser in Lampertheim, hat seinen Namen behalten. Das Titelblatt zeigt das heutige Lokal „Stadt Athen“ in der Sedanstraße 3 in den 1960er Jahren, als es noch „Zur Stadt Berlin“ hieß. Den Monat Januar ziert das Wirtshaus „Zum Neckartal“, eine Fotografie aus dem Jahr 1930. Hierzu schreibt Franz in der Historie, dass das Gasthaus in den 1920er Jahren von der Familie Steffan eröffnet wurde. „1964 wurde umgebaut, es entstand eine Kegelsportanlage“, so der Autor. 1992 übernahm Rüdiger „Ritze“ Strubel die legendäre Einrichtung. „Wie viele Wirtshäuser in Lampertheim wurde auch das Neckartal geschlossen“, bedauerte Ludwig Franz.
Der Kalender kostet 10 Euro. Die Auflage zählt 500 Stück. Das Buch kostet 20 Euro, hier beträgt die Auflage 600 Stück. Es wurde vom Verlag Linus Wittich Medien herausgebracht. Der Verkaufserlös kommt dem Heimatmuseum zugute. Erhältlich ist beides in der Buchhandlung Bücherkiste, bei Derst Cigarren und mehr, beim Stadtmarketing und im Friseursalon Ludwig Franz.
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