Lampertheim. Die dunkle Jahreszeit steht bevor. Damit rücken bei manchen Menschen in Lampertheim so genannte Angsträume wieder stärker ins Bewusstsein. Wir haben nachgefragt.
„Ich habe zwar keinerlei Bedenken, wenn es um die Sicherheit in Lampertheim geht“, sagt Doris Erhardt. Aber nach Einbruch der Dunkelheit gehe die 80 Jahre alte Frau selten aus dem Haus. „Sollte ein Event sein und es spät am Abend werden, dann nehme ich das Auto, um sicher zurückzukehren.“ Früher sei sie mit dem Rad in die Innenstadt gefahren, doch das sei ihr gestohlen worden. „Und das, obwohl es angeschlossen war.“ Sascha Klett sagt, er selbst fühle sich in Lampertheim sicher. „Wenn ich abends durch die Straßen gehe, bin ich tiefenentspannt“, so der 44 Jahre alte Mann mit der muskulösen Figur. Wenn jedoch seine 13-jährige Tochter nach Einbruch der Dämmerung unterwegs ist, wird sie von den Eltern begleitet. Sowohl sie als auch ihre Mutter würden die Bahnhofsunterführung meiden. Für sie sei der Bereich ein unangenehmer Ort. „Beide nehmen einen längeren Umweg in Kauf, oder ich hole sie ab“, sagt Klett. „Der Bahnhof und die Unterführung sind für mich Angsträume. Im Stadtkern fühle ich mich sicher“, sagt auch Ingrid Becker. Die Seniorin würde gerne Abendveranstaltungen in Mannheim besuchen und dafür den Zug nutzen. „Aber das ist mein Problem. Es ist mir nicht möglich, bei Dunkelheit alleine zu fahren. Und das finde ich schrecklich.“ Frauen fürchteten sich vor nächtlichen Bahnfahrten und dem Aufenthalt am Lampertheimer Bahnhof.
Becker kann aber auch Tipps für den Ernstfall geben, sie hat einen Selbstverteidigungskurs besucht. Das helfe ihr bis heute. „An so einem Kurs teilzunehmen, empfehle ich allen Frauen. „Wenn etwa auf dem Gehweg dicht hinter einer Frau ein Mann läuft und die Frau daher ein bedrückendes Gefühl ergreift, sollte sie stehenbleiben und den Mann vorbeilassen. „Eventuell mit der Aufforderung, er soll vorbeigehen.“
Friederike Knörzer würde ihre Tochter, die im Teenager-Alter ist, „auf keinen Fall“ abends alleine nach Hause kommen lassen. In der Innenstadt könnte es in der Dunkelheit zu Belästigungen kommen, fürchtet sie. Auch der Bahnhof sei ein bedenklicher Ort, betont Knörzer. Ist sie beruflich mit der Bahn unterwegs, versucht sie, nicht erst am Abend in der Spargelstadt anzukommen. Auch ihren Vater bitte sie, die Unterführung nicht mit dem Rad zu befahren.
„Junge Familien lieben den Stadtpark“, schwärmt Ramona Bara. Zum Spielen und Toben gehe sie mit ihren Söhnen dorthin. „Wir fühlen uns dort sehr gut aufgehoben. Die Kinder laufen alleine rum, ich mache mir keine Sorgen.“ Dagegen hat die Familie auf dem Ringspielplatz Bedenken.
Emily Brehm ist 19 Jahre alt. Sie berichtet, dass ihr Sicherheitsgefühl vor allem von der Tageszeit abhänge. Mit der Dämmerung komme „definitiv“ ein Gefühl von Unsicherheit auf. „Wenn ich mit meinem Hund abends Gassi gehe, vermeide ich dunkle Wege, insbesondere das sogenannte Pfeiffertälchen, da dieses nur wenig oder teilweise gar nicht beleuchtet ist.“ Auch der Bahnhof sei ein Ort, den sie schnellen Schrittes durchlaufe. Oftmals mit Kapuze, damit nicht deutlich werde, dass sie eine Frau ist. Brehm glaubt, es gehe vielen Frauen in Lampertheim ähnlich. Eine Lösung wären aus ihrer Sicht bessere Beleuchtung und erhöhte Polizeipräsenz. Auch das sei ein Grund, warum Brehm demnächst den Polizeiberuf ergreifen möchte: „Mir sind Gerechtigkeit und ein soziales Miteinander schon immer sehr wichtig.“ Zudem gebe die Polizei ein Gefühl von Sicherheit. „Davon möchte ich ein Teil sein.“
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