Umwelt

Mehr als Müllabfuhr

Seit 20 Jahren ist der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße, kurz ZAKB, nicht nur für die Entsorgung des Mülls verantwortlich - der Verband hat auch die Energie- und die Kreislaufwirtschaft vorangebracht.

Von 
Stephen Wolf
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Staatssekretär Oliver Conz (links) spricht bei der Feier zum Jubiläum des Zweckverbands Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße. © Berno Nix

Hüttenfeld. Als der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) vor 20 Jahren gegründet wurde, galt Müllentsorgung vielerorts noch als notwendiges Übel. Heute hat sich der Blick auf den Wirtschaftszweig verändert. In Hessen gilt der ZAKB mit Sitz im Lampertheimer Stadtteil Hüttenfeld als Vorzeigeunternehmen, wie Staatssekretär Oliver Conz (parteilos) aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bei einer Feier am Freitag betonte.

Der Verband

  • Dem ZAKB gehören 21 Mitgliedskommunen an. Im kommenden Jahr will Wald-Michelbach beitreten..
  • Für den ZAKB sind 240 Mitarbeiter im Einsatz.
  • Jährlich werden mehr als drei Millionen Behälter geleert. Im Kreisgebiet werden 18 Wertstoffhöfe bewirtschaftet. Von den Leistungen des ZAKB profitieren etwa 275 000 Bürger.
  • Kommenden Sonntag, 3. Juli, öffnet der ZAKB mit einem Tag der offenen Tür in Hüttenfeld zwischen 10 Uhr und 16 Uhr seine Tore . 

Wertstoffhöfe und ein Energiepark

Als kommunaler Entsorger sammelt, verwertet und beseitigt der Verband alle Abfälle aus privaten Haushalten im Kreis Bergstraße. Gemeinsam mit einer Tochtergesellschaft beschäftigt das Unternehmen mittlerweile 240 Mitarbeitende und betreibt eigene Anlagen an mehreren Standorten in der Region – von einem Abfallwirtschaftszentrum, über Wertstoffhöfe und Sammelstellen bis hin zu einem Energiepark. Kreislaufwirtschaft sei ein Schlüssel, um dem schnellen Verbrauch von Rohstoffen und Energie entgegenzuwirken, sagte der Staatssekretär.

Werden Produkte wiederverwendet, müssen weniger natürliche Rohstoffe abgebaut und aufwendig verarbeitet werden. Auf diese Weise widme sich das südhessische Unternehmen einer bedeutenden Zukunftsaufgabe, die dem Umwelt- und Klimaschutz diene. „Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft“, fügte Conz hinzu. Dafür stehe der ZAKB, der auf vorbildliche Weise Abfall trenne, um daraus hochwertige Rohstoffe wie etwa Kompost zu gewinnen.

Positiv sei zudem, dass der Verband dank Photovoltaik, Biomasse und Deponiegas jährlich mehrere hundert Haushalte mit Wärme und Strom aus erneuerbaren Energieträgern im Landkreis versorgt. Der Krieg in der Ukraine verdeutliche auf schmerzhafte Weise, wie gefährlich etwa Abhängigkeiten im Energiebereich sind. So sorgt aktuell für Unmut, dass Russland seine Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 gedrosselt hat. Unternehmen der Abfallwirtschaft leisten aus Sicht des Staatssekretärs daher einen Beitrag zur Unabhängigkeit Deutschlands: „Da reiht sich der kleine ZAKB in die große Weltgeschichte ein“, sagte Conz.

Von einer „politischen Erfolgsgeschichte“ sprach der mit dem Coronavirus infizierte Landrat Christian Engelhardt (CDU). Seine Rede zum Jubiläum wurde als Videobotschaft auf der Feier gezeigt, die auf dem Gelände des Zweckverbands stattfand. Mit der Gründung des Zweckverbands vor 20 Jahren sei es gelungen, „die in Hessen rechtlich sehr komplexen Zuständigkeiten der Abfallentsorgung“ auf ein gemeinsames Fundament zu stellen, sagte Engelhardt, der auch ZAKB-Verbandsvorsitzender ist.

Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) sprach für die Rathauschefs der Mitgliedskommunen. Er bescheinigte dem Verband Offenheit für Innovationen. Mit dieser Eigenschaft ausgestattet, könne man die Herausforderungen der Gegenwart meistern. ZAKB-Geschäftsführer Sascha Bocksnick hob die Bedeutung der Bioabfälle hervor, die neben der Energieerzeugung auch als hochwertige Dünger der Landwirtschaft dienen. „Auf den Feldern wachsen später wieder neue Pflanzen, deren Reste letztlich wieder in der Biotonne landen. So schließt sich der Kreis.“

Künftig werde es darum gehen, diesen Kreislaufgedanken auf weitere Abfallsorten auszuweiten. Wie Bocksnick ausführte, soll künftig mit Hilfe neuer Technologie die Sortierquote deutlich gesteigert werden. Auf diese Weise könnten immer mehr Stoffe zurück in die Kreislaufwirtschaft geraten. So arbeite man etwa an einem Verfahren, mit dem sich „Biokohle“ aus Grünschnitt herstellen lasse.

Drohungen gegen Mitarbeiter

Matthias Schimpf, Vorsitzender der Verbandsversammlung, bedankte sich bei den Mitarbeitern, die den Zweckverband zu einem modernen und bürgernahen Dienstleistungsunternehmen geformt hätten. Allerdings berichtete Schimpf, dass Mitarbeiter, die täglich bei Wind und Wetter für die Bürger im Einsatz seien, immer öfter massiver Kritik oder sogar aggressiven Drohungen ausgesetzt seien. Solche Anfeindungen werde man zur Anzeige bringen. „Unsere Mitarbeiter sind wichtig und müssen unterstützt werden“, sagte Schimpf unter Applaus.

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