Lampertheim. Beharrlich geht Volker Schork sämtliche Punkte auf seiner Checkliste durch. Der 59 Jahre alte Mann vom ACE Auto Club Europa ist an diesem regnerischen Freitag an den Lampertheimer Bahnhof gekommen, um die Park & Ride-Plätze (P & R) zu begutachten. Das Konzept der Pendlerparkplätze soll Autofahrern helfen, sicherer und schneller sowie möglichst stressfrei ans Ziel zu kommen. Gleichzeitig soll dadurch der Autoverkehr in den Innenstädten reduziert werden. In Folge dürfte die Umweltbelastung durch Emissionen sinken, der Fahrzeugverschleiß bleibt überschaubar.
„Luft nach oben“
Die gute Nachricht: Beide Parkplätze direkt an Lampertheims Zugstation bewertet Schork mit „bestanden“. Das ist zwar nicht die Bestnote, die „exzellent“ gelautet hätte. Denn dafür fehlen hier beispielsweise sowohl Ladesäulen für E-Mobilität als auch ein Angebot für Leihräder sowie etwa eine Auslastungsanzeige.
Aber die beiden Park & Ride-Bereiche bieten immerhin Beleuchtung, Behindertenparkplätze und eine Möglichkeit, Fahrräder abzustellen. Würden auch noch solche Merkmale fehlen, wäre die Anlage am Bahnhof „durchgefallen“, wie die dritte Kategorie des ACE lautet. Insgesamt nimmt die Organisation vier Kategorien in den Blick: Angebot beziehungsweise Ausstattung sowie Barrierefreiheit, Sicherheit und zusätzliche Mobilitätsangebote.
„In Lampertheim ist noch Luft nach oben“, sagt ACE-Mann Schork über die Parkflächen, die Pendlern von der Deutschen Bahn (DB) kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Schließlich sei es eine Zukunftsaufgabe, immer mehr Menschen dafür zu gewinnen, den Wagen stehen zu lassen und für den Weg zur Arbeit den Schienenverkehr zu nutzen. „Und das möglichst stressfrei, ohne Barrieren und vor allem sicher“, ergänzt Norbert Fuchs, der Kreisvorsitzende des ACE in der Region Starkenburg.
Gerade mit Blick auf die Zentren Mannheim, Darmstadt und Frankfurt, die von vielen Pendlern angefahren werden, müssten die Bedingungen stimmen, sagt Fuchs. Schließlich wirke es sich für alle negativ aus, wenn die Nerven blank liegen. So leide die Verkehrssicherheit, und für Autofahrer gehe wertvolle Lebenszeit verloren.
Damit Pendler ihr Auto abstellen, um anschließend in den Zug oder den Bus zu steigen, seien gerade P & R-Flächen von großer Bedeutung. Das leuchtet ein. Denn wer rechtzeitig in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteigen will, hat keine Zeit bei der Parkplatzsuche zu verlieren. „Dass wir in Lampertheim am Bahnhof noch keine E-Ladesäulen haben, ist natürlich ein Nachteil“, fügt Schork hinzu und blickt auf den Bahnhof. Schließlich sei es politisch gewollt, dass die E-Mobilität stärker genutzt werde, um im täglichen Straßenverkehr weniger Schadstoffe in die Luft zu blasen. Alles in allem aber könnten Pendler am Lampertheimer Bahnhof ein gutes Angebot nutzen.
Große Bedeutung des Bahnhofs
Mit den Veränderungen im Bereich der Mobilität dürfte die Bedeutung des Lampertheimer Bahnhofs künftig wieder zunehmen. Noch sind allerdings viele Fragen rund um die Anlage offen. Da wäre zum Beispiel die von der Stadt gewünschte Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes, was sich womöglich auch auf die P & Ride-Plätze auswirkt.
Allerdings steht der klassizistische Bahnhofsbau, der aus drei Flügeln besteht, noch immer zum Verkauf. Allgemein gilt es als wahrscheinlich, dass sich die Stadt das Gebäude früher oder später sichert. Alle anderen im näheren Bahnhofsumfeld gelegenen Grundstücke gehören bereits der Kommune. Auf Pendler aus der Stadt sowie der Region kommen allerdings so oder so schwierige Zeiten zu.
Vor allem die von der Bahn geplante Generalsanierung der Riedbahn im Sommer 2024 könnte eine nervenaufreibende Angelegenheit werden. Zumal es schon in jüngster Zeit immer wieder Einschränkungen auf der Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt aufgrund bestimmter Arbeiten gab, was wiederum für Ärger sorgte.
Zwar war ein Schienenersatzverkehr im Einsatz, um die ärgsten Folgen zu lindern. Wie Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) im jüngsten Ortsbeirat von Neuschloß aber sagte, sei dies eine anspruchsvolle Aufgabe gewesen, die man besser hätte lösen können. Dies zu bewerkstelligen sei zwar Aufgabe der Bahn. Aber die Stadt wolle die DB auf Probleme hinweisen.
Die Bahn habe aber zugesagt, der Stadt Lampertheim ein Konzept für die kritische Phase im Sommer 2024 vorzulegen. „Es gibt dafür noch keinen Termin“, sagte Störmer. Sicher ist aus Sicht des Rathauschefs jedoch, dass es „eine echte Herausforderung“ wird, ein halbes Jahr lang in den Morgenstunden von 5 bis 9 Uhr Busse bereitzustellen, um zwischen 3000 und 3500 Menschen zu befördern.
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