Volksbühne

Lampertheimer Volksbühne begeistert mit neuer Mundart-Komödie

Wie sieht es im Himmel aus? Wie es dort oben zugehen könnte, erzählt das Ensemble der Volksbühne Lampertheim im neuen Mundartstück „Wuu zua Hell gejd's zum Himml?" mit sehr viel Humor

Von 
Rosi Israel
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Ob ein Schlückchen hilft? Isolde Schlappner (Stephanie Seelinger) bietet Engel Philippus (Frank Burkhardt) Nektar aus dem Flachmann an. © Berno Nix

Lampertheim. Wie sieht es im Himmel aus? Ist es ein schöner Ort? Findet man dort die Ewigkeit? Die Themen Himmel und Himmelspforte und ganz nebenbei der Hölle, dem Ort der ewigen Verdammnis für Sünder, haben die Mitglieder der Volksbühne Lampertheim mit ihrem neuen Mundartstück „Wuu zua Hell gejd‘s zum Himml?“ aufgenommen und könnten nun verraten, was für ein „birogradischer Bleedsinn“ den Arbeitsablauf im Himmelsreich bestimmt – wenn sie wollten.

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Am Freitagabend wurde die erfolgreiche Premiere des „Schwoangk in drei Aggde“ gefeiert, und da noch weitere Vorstellungen folgen, wird es hier keine näheren Informationen zum Wohnort Gottes und der „Birogradie“ geben. Nur so viel kann verraten werden: Das Bühnenstück ist ein lustiges und unterhaltsames Werk, das vom neuen Volksbühnen-Regisseur Michael Swietlicki „iwwaseddsd un modifiziad“ wurde. Das Original „Wo zur Hölle geht’s zum Himmel?“ stammt vom Autor Andreas Wening.

Der Schürzenjäger schwebt nicht gerade auf rosa Wolken

Der „Molamoaschda“ Wilhelm Guthier (Frank Griesheimer) hat sich unfreiwillig auf den Weg zum Garten Eden gemacht und muss im himmlischen Reich einige Turbulenzen erleben, die eine unheilvolle Entwicklung nehmen. Wegen eines Sündenfalls auf Erden schwebt der Schürzenjäger Guthier im Himmel nicht etwa auf rosa Wolken. Nein, er steht vor dem jüngsten Gericht. Der technische Apparat des Laientheaters hat – entsprechend dem Handlungsort über den Wolken – als Bühnenkulisse blauen Himmel mit weißen Kumulusformationen und mit einer Himmelspforte gefertigt.

Das Gericht, bestehend aus Himmelsverwaltungsbeamtinnen, thront am Empfangsbüro. Die „Abdeilungslaidarin“ Gisela Geigenbläsa (Traudel Krause) macht Wilhelm Guthier mit Verwaltungsamtsdeutsch und -vorgaben ordentlich Stress. Es bringt ihn zur Weißglut. Er reagiert zornig und will wissen: „In welchem Irrenhaus bin ich denn hier gelandet?“ Seine Retourkutsche sind die Schimpfwörter: „Spinatwachtel, Giftnudel und Krawallschachtel.“ Stephanie Seelinger spielt die „Laidarin vum Beschwerde-Mänädschmend“ und greift rigoros durch. Später kommt raus, sie hat selbst Dreck am Stecken.

Weitere Termine

Die nächsten Vorstellungen stehen am 13., 15., 16., 22. und 23. November an sowie am 17., 18., 22., 24. und 25. Januar.

Wenn die unbedarfte „Pragdikoandin“ Alina Alessi (Christine Kern) an der Anmeldung „Doggda“ Winter begegnet, schmilzt sie förmlich dahin. Überhaupt verdreht er so mancher Frau den Kopf. Den „Doggda“ und „Oawald vun“ Wilhelm stellt Sven Soldan dar. Vor allem Heike Tschirner hat einen Marathon zu meistern. Vor den Aufführungen ist sie für Frisuren und Make-up der Akteurinnen und Akteure verantwortlich, und anschließend schlüpft sie selbst in die Rolle von Luise Guthier, der „Fraa vun“ Wilhelm. Diese lässt kein gutes Haar an ihrem Mann und will ihn in der Hölle schmoren sehen: „Rache ist brenzlig. Er soll gegrillt werden wie ein Hinkel.“ Laut ihrem Mann ist Luise allerdings schwer an „Tupperkulose“ erkrankt.

Veronika Wegerle (Natascha Burkhardt), die überarbeitete „Oaweldin vun“ Luise drückt auf vielfältige Weise aus, wie männerfeindlich sie ist. Sie lästert wie bei einem feministischen Krisengipfel und spricht mit scharfer Zunge über Misserfolge mit Männern. Überhaupt kommt das männliche Geschlecht im Bühnenwerk schlecht weg. Doch die Männer im Zuschauerraum können über die Anspielungen laut lachen.

Viel zu lachen haben die Besucher beim Theater der Volksbühne. © Berno Nix

Der „Ädzengl“ Philippus (Frank Burkhardt) ist der Knaller, schon allein wegen seines himmlischen Engelskostüms. Seine führende Stellung besteht darin, die Verhandlung der Klägerin Luise Guthier zu leiten. Mit Philippus ist nicht zu spaßen, und Luzifer „Fäschd dä Finschdaniss“ (Steffen Götz) ist bereits in Lauerstellung. Er will sich mit Casanova Wilhelm in Richtung Hölle zum Fegefeuer aus dem Staub machen.

Weil das Werk eine Komödie ist, werden Handlung und menschliche Fehler überzogen dargestellt, damit das Publikum viel zu lachen hat. Es lebt von der Situationskomik des ausdrucksstarken Ensembles. Das beweist zudem ein gutes Gedächtnis, denn die Texte inklusive Zungenbrecher haben es in sich. Am Ende folgt – dem Lustspiel entsprechend – eine unerwartete Wendung. Wer mehr wissen will, kann es bei den weiteren Aufführungen erfahren.

Freie Autorin

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