Lampertheim. Seit Februar hat die Lampertheimer Stadtbücherei eine neue Leiterin. Jetzt haben Erster Stadtrat Marius Schmidt und Rolf Hecher, Leiter des Fachbereichs Bildung, Kultur und Ehrenamt, Christine Kanold offiziell vorgestellt. Barbara Burkard, die langjährige Chefin, war Ende vergangenen Jahres in Ruhestand gegangen.
„Ich trete hier ein großes Erbe an“, ist sich Kanold durchaus der Fußstapfen bewusst, die Burkard hinterlassen hat. Aber ihr ist nicht bange, im Gegenteil, sie wertet es als großen Vorteil, dass die Stadtbücherei von den Lampertheimern gut genutzt, geschätzt und auch von der Politik gewollt ist.
Die hat erst jüngst eine wichtige Entscheidung getroffen und die Standortfrage für die Stadtbücherei geklärt: Ein Umzug in das Schulzentrum-West – nach Neubau des Lessing-Gymnasiums und grundlegender Sanierung der Alfred-Delp-Schule – ist vom Tisch. Die Stadtbücherei bleibt in der Stadtmitte im Haus am Römer. Marius Schmidt befürwortet, dass das Stadtparlament so entschieden hat. „Die Bücherei ist ein sehr publikumswirksamer und wichtiger Bereich der Stadt“, sagt er und nimmt sogar das Wort „Aushängeschild“ in den Mund.
Trotzdem gibt es aber für Kanold in den kommenden Jahren viel zu tun, denn es gilt, die Stadtbücherei als Lebens- und Lernort auszubauen und zukunftsfähig zu machen. „Dafür haben wir mit Christine Kanold eine kreative, leistungsfähige und meinungsstarke Leitung gewonnen“, gibt es Vorschusslorbeeren vom Ersten Stadtrat. Und auch Fachbereichsleiter Rolf Hecher ist „sehr froh“, dass Kanold von der Stadtbücherei Heppenheim nach Lampertheim gewechselt ist.
Mit neuem Konzept in die Zukunft
Eine Hauptaufgabe der neuen Chefin wird sein, ein neues Konzept für die Stadtbücherei zu erarbeiten. Bei der Organisationsuntersuchung, der vor einiger Zeit alle Bereiche der Stadtverwaltung unterzogen worden waren, war herausgekommen, dass die Bücherei durchaus Entwicklungspotenzial hat. Dabei wird es unter anderem darum gehen, welche Rolle das Medium Buch weiterhin spielt, welche Bedeutung andere Medien bekommen, wie die Räume besser genutzt werden können. Und eine weitere Erkenntnis der Untersuchung: Die Bücherei soll sich weniger verwalten, dafür aber aktiver auf die Lampertheimerinnen und Lampertheimer zugehen und sie zur Mediennutzung animieren. „Wir dürfen nicht mit dem zufrieden sein, was wir haben“, meint Hecher, betont aber, dass keine Eile besteht. Die Bücherei sei gut aufgestellt.
„Wir sind eine Familienbibliothek, das ist ganz klar. Aber ich möchte es nicht bei den Kindern- und Jugendlichen belassen, sondern alle Lampertheimer ansprechen. Wir dürfen die Erwachsenen nicht vergessen“, formuliert Kanold eines ihrer Ziele. Ihre Hoffnung: Über Eltern oder Großeltern lassen sich auch die Kinder für den Gang in die Bücherei und das Lesen begeistern. Dazu solle die Zusammenarbeit mit Lampertheimer Vereinen und Einrichtungen wie der Volkshochschule oder der Jugendförderung intensiviert werden.
So könne die Bücherei auch als Ort für Gemeinschaft und Begegnung ausgebaut werden. Dafür sei es wichtig, die Aufenthaltsqualität zu steigern, zum Beispiel durch mehr Arbeitsplätze und Sitzmöglichkeiten, und die umfassenden Öffnungszeiten beizubehalten. Schließlich sei die Lampertheimer Bibliothek 27 Stunden in der Woche offen. „Das ist beachtlich“, findet Kanold und berichtet, dass in Heppenheim nur 19 Stunden pro Woche geöffnet ist.
Erste konkrete Ideen, um mehr Leben in die Bücherei zu bringen, gibt es bereits: So beteiligt sich das Team am Hessischen Familientag am Samstag, 15. Juli. Dann wird die Bücherei geöffnet sein und zu Vorleseaktionen einladen. Im kommenden Jahr soll es einen „Star-Wars-Tag“ geben. „Das spricht vor allem auch Jungs an“, weiß die Mutter dreier Söhne aus ihrer Heppenheimer Erfahrung.
Und dann geht es auch ganz klassisch darum, neu erworbene Bücher prominenter zu präsentieren, aktiv auf potenzielle Leser zuzugehen und aktuelle Themen aufzugreifen. So hat die Stadtbücherei passend zur Bundesgartenschau, die bald in Mannheim startet, zahlreiche neue Natur- und Gartenbücher angeschafft, weil das Thema jetzt noch präsenter ist denn je.
Medienpädagogin unterstützt
Kanold scheint in Lampertheim gut angekommen zu sein. Längst hat sie sich in die technischen Systeme eingearbeitet und auch das Miteinander mit den Kolleginnen passt. Da sie auch Mutter ist, hat sie zurzeit nur eine halbe Stelle und wird bei ihrer Arbeit von einer Medienpädagogin unterstützt. Die ist keine Unbekannte in Lampertheim: Susanne Camus, bisher bei der Jugendförderung aktiv, arbeitet nun mit einer halben Stelle in der Bücherei mit.
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