Advent

Lampertheimer Pfadfinder besuchen Familien als Nikolaus

Jedes Jahr organisieren die Lampertheimer Pfadfinder am 6. Dezember für Familien den Besuch des Nikolaus. Die Nachfrage ist immer enorm. Den Akteuren macht es viel Spaß. Vor allem ist ihr Improvisationstalent gefragt

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Die Nikoläuse Nils Rudolph (v.l.), Alexander Tybussek, Björn Burwitz und Tim Siegel. Matthias Wiegand fehlte beim Fototermin. © Berno Nix

Lampertheim. „Von drauß’ vom Walde komm’ ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!“ Mannigfach werden diese Anfangszeilen von Theodor Storms berühmten Gedicht „Knecht Ruprecht“ am Nikolaustag zu hören sein - auch in Lampertheim.

Sicher nicht nur, aber vor allem auch von den Knechten, die den Heiligen Nikolaus in Lampertheimer Häuser begleiten - verkörpert von Männern der katholischen Pfadfinderschaft St. Georg.

Fünf Bischöfe im roten Habit, mit hoher Mitra, langem Hirtenstab und weißem Rauschebart werden in der Kernstadt unterwegs sein zu den Familien, die ihren Besuch gebucht haben. Wie seit vielen Jahren liefen die Telefone heiß, als sich die Lampertheimer anmelden konnten. Längst nicht alle kamen zum Zuge, 50 Familien können sich am Mittwochabend auf den Nikolaus-Besuch freuen.

60 Jahre alte Tradition

„Eine Anruferin hat es 170 Mal versucht und sich riesig gefreut, dass sie durchgekommen ist“, erzählt Björn Burwitz, der Obernikolaus bei den Lampertheimer Pfadfindern. Seit 25 Jahren hängt er sich regelmäßig am 6. Dezember einen der roten Mäntel um, die schon vor fast 60 Jahren für diesen Zweck angeschafft wurden.

1965 waren die Pfadfinder-Nikoläuse erstmals in Lampertheim unterwegs. Für Burwitz war der Besuch der obligatorischen Nikolausschule zur Einführung in die Materie der Anfang seiner Pfadfinder-Karriere, erinnert er sich im Gespräch mit dem „Südhessen Morgen“. Inzwischen gehört er bereits seit vielen Jahren dem Vorstand der Pfadfinder an.

Burwitz und seine Kollegen Nils Rudolph, Tim Siegel, Alexander Tybussek und Matthias Wiegand können so manche Anekdote aus ihrem alljährlichen Ein-Tags-Nikolaus-Leben erzählen. So sei einmal das Auto unterwegs kaputt gegangen, einmal durch den Hirtenstab eine Fliese gesprungen und auch schon mal ein Mantel gerissen.

Auch an der falschen Adresse habe schon fast jeder von ihnen einmal geläutet. Doch meistens geht alles glatt, und nach etwa 20 Minuten lassen die verkleideten Männer meist eine gut gelaunte Familie zurück.

Mit oder ohne Party

Wie die Lampertheimer den hohen Besuch in ihren Nikolausabend einbauen, sei ganz verschieden, berichten die Pfadfinder. Während bei manchen Familien richtig viel los sei, oft auch noch Großeltern oder Freunde dabei seien, gebe es auch Eltern, die allein mit ihren Kindern den gütigen älteren Herrn und seinen Begleiter mit Geschenkesack und Rute erwarten. Wie die Kinder auf deren Erscheinen reagieren, sei sehr unterschiedlich.

„Das ist ein schmaler Grat zwischen Respekt und Angst“, meint Tim Siegel. Manche Kinder seien ein wenig erschrocken, auch wenn sie hören, was der Heilige aus seinem Goldenen Buch vorträgt. Der Unbekannte weiß doch so allerhand über die Mädchen und Jungen und fragt durchaus nach, wie das mit dem Aufräumen oder den Hausaufgaben so klappt.

„Aber wir sind der gute Nikolaus, der die Stärken der Kinder herausstellt“, betont Burwitz und macht klar, dass der Nikolaus keinen Erziehungsauftrag hat. Das würde auch den Eltern gesagt, die im Vorfeld per E-Mail einige Informationen über die zu beschenkenden Kinder einreichen müssen.

Früher wurden die Angaben meist handschriftlich notiert und der Zettel zusammen mit den Geschenken am vereinbarten Ort hinterlegt. „Das konnte man dann manchmal gar nicht lesen.“ Nun sind sie froh, dass ein bisschen mehr Zeit zur Vorbereitung ist.

Doch auch wenn jeder von ihnen eine gründliche Einführung ins Nikolaus-Sein bekommen hat - Improvisationstalent ist das, was alle fünf am meisten in diesem Job brauchen. „Manche Kinder werden regelrecht starr vor Angst, andere tragen freudig-locker ein Gedicht vor“, berichtet Björn Burwitz.

Toll sei es, eine Familie mehrere Jahre hintereinander zu besuchen. Wenn man sich dann noch erinnert, was in den Vorjahren so Thema war, sei so manches Kind doch verblüfft. Schön sei auch, wie lange manche Mädchen und Jungen an der Illusion festhielten, dass da der echte Bischof kommt.

Spenden fließen in Jugendarbeit

Die Nikolaus-Visite ist übrigens kostenlos, eine Spende zugunsten der Jugend in der Pfadfinderschaft aber willkommen. Die leuchtenden Kinderaugen sind für Burwitz und seine Mitstreiter der schönste Lohn an diesem anstrengenden Abend. Seit der Corona-Pandemie finden die Treffen im Freien statt. Auch wenn jetzt wieder Hausbesuche möglich wären, haben sie das beibehalten.

„Das ist viel atmosphärischer“, finden sie. Viele Familien organisieren regelrecht kleine Feste mit leckerem Essen und Trinken. Zu blöd nur, dass Plätzchen mit Rauschebart und dicken Handschuhen so schwer zu naschen sind.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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