Musiker-Initiative

Lampertheimer Multitalent überzeugt

Der heimatverbundene Künstler führt durch ein Programm, das von Liedermacher und Kabarettist Bodo Wartke inspiriert ist.

Von 
Rosi Israel
Lesedauer: 
„Unkompliziert“: Hans-Peter Stoll und Jana Seifert fechten eine rhetorische Auseinandersetzung Liebender aus. © Rosi Israel

Lampertheim. Wenn Bodo Wartke, der Liedermacher und Musikkabarettist, mit seinem Chanson-Programm auftritt, dann zeichnet er sich nicht nur als spitzenmäßiger Musiker aus, sondern ebenso als charmanter Moderator, mit elegantem Erscheinungsbild.

Hans-Peter Stoll, Mitglied der Musiker-Initiative Lampertheim (MIL), der am Donnerstagabend in die Rolle von Wartke schlüpfte, steht dem Original in nichts nach. Mit dem LA Salonorchester begeistert der Lampertheimer die Besucher und Besucherinnen im Schwanensaal. Am Schluss des Konzertes, das den Titel „Swingende Gelegenheiten-Bodo Wartke Songs“ trägt, umjubelt das Publikum die Bühnenakteure und schmetterte ihnen laute „Zugabe“-Rufe entgegen.

„Hans-Peter Stoll ist einfach genial“, sagt jemand. Dieses außergewöhnliche Konzert bietet Stoll zudem die Möglichkeit, seine Wandlungsfähigkeit als Conférencier und Chansonnier im Bühnenlicht zu zeigen. Die Lieder des Wahlberliners Wartke sind gewitzt und widersprüchlich. Manchmal besinnlich und romantisch, aber auch gesellschaftskritisch und zuweilen mit schwarzem Humor gespickt.

Auf alle Fälle nimmt der Liedermacher Wartke Ereignisse und Eventualitäten für seine vertonten Liedgeschichten und Wortspielereien auf, die zum Nachdenken anregen, aber auch humorvoll und unterhaltsam sind. Wie Wartke, so setzt Stoll obendrein sein schauspielerisches Talent mit viel Leidenschaft ein und sorgt mit seinen Sprüchen und verschmitzter Mimik für Heiterkeit bei den Zuschauenden. „Ich trau‘ mich nicht“, so das erste dargebotene Lied im Schwanensaal, dessen Text die Zuschauenden dem Sänger Stoll natürlich nicht abnehmen.

„Viele Texte lerne ich tatsächlich beim Autofahren“, verrät Stoll. Seine gute Auffassungsgabe kommt ihm auch als Sprecher zugute. Denn der Spargelstädter ist professioneller Hörspielsprecher und geübt im Aufnehmen seiner Sprache am Mikrofon. Auch bei dieser Tätigkeit muss Stoll rasch in andere Rollen springen und den Text lebendig lesen.

„Sie erleben heute eine Premiere“, sagt Hans-Peter Stoll in die Zuschauerrunde und stellt in charmanter Manier und in Reimen das siebenköpfige Lampertheimer Salonorchester vor.

Auch das Orchester glänzt

Das ebenso mit musikalischer Qualität und dem elegante Auftreten in aparter Kleidung, beeindruckt. Stoll erklärt enthusiastisch: „Es sieht nicht nur gut aus, es spielt auch gut.“ Und startet den Beweis: „Es kann nicht nur Swing, sondern auch anders.“ Schon spielen die Instrumentalisten und Instrumentalistinnen einen Marsch zu Wartkes „Architektur in Deutschland“. Ein Marsch sei etwas typisch Deutsches, meint Stoll zum Publikum, das mit den Fußballen wippt. Außerdem achtet Stoll im Laufe des Konzertes darauf, dass sich jede Musikerin und jeder Musiker musikalisch vorstellen kann: Manuel Jandl am Piano, Frank Willi Schmidt am Kontrabass, Hans-Jürgen Götz am Schlagzeug, Chiara Metzner an der Violine, Roland Wenz am Saxofon, Chris Kapust an der Trompete und Traudi Bisanz an der Posaune. „Von Wartke gibt es ganz viele Lieder, die als Titel einen Frauennamen besitzen“, erklärt das Lampertheimer Multitalent und singt sich während des Songs „Konstanze“ durch fast alle Tanzstile.

Beim Liebeslied „Bettina“ sind Schlagzeuger Götz mit seiner solistischen Percussion und Spezialgast Jana Seifert mit einer Tanzeinlage gefragt. Wartkes Evergreen „Liebeslied“– ich will‘s in allen Sprachen singen – intoniert Stoll in verschiedenen Sprachen, unter anderem im Lambada Platt.

Mit einer Szene überrascht Stoll bei „Unkompliziert“. Das Lied nimmt eine nicht vorhersehbare Entwicklung; und die rhetorische Auseinandersetzung der beiden Liebenden wird auf dem roten MIL-Sofa ausgefochten, das dafür extra auf die Bühne gebuckelt wurde. roi

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen