2. Lampertheimer Demokratiekonferenz

Lampertheimer diskutieren über Glaubwürdigkeit von Medien

"Menschen machen Medien - Medien machen Menschen" unter diesem Motto stand die 2. Lampertheimer Demokratiekonferenz, zu der am Samstag gut 40 Menschen im Litauischen Gymnasium in Hüttenfeld zusammengekommen waren

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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In einer Online-Umfrage sollten die Teilnehmer der Demokratiekonferenz via Smartphone über ihre Mediennutzung Auskunft geben. © Berno Nix

Hüttenfeld. „Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich noch glauben kann.“ Mit diesem Satz hat am Samstag eine Teilnehmerin der 2. Lampertheimer Demokratiekonferenz die zentrale Frage des Tages auf den Punkt gebracht. Wie sich zurechtfinden in der Fülle an Nachrichten, Information und Meinungen, die tagtäglich über einen hereinbrechen – in den Printmedien, in Radio, Fernsehen und auch in den sozialen Medien mit ihren vielfältigen Kanälen? Darum ging es im einleitenden Vortrag von Pablo Jost (kl. Bild) von der Universität Mainz und in vier Workshops im Anschluss.

Einseitig, unkritisch, regierungsnah? Unter dieser Fragestellung hat Jost in einem Forschungsprojekt die Berichterstattung in Krisenzeiten untersucht. Dafür hat sein Team insgesamt 12 000 Beiträge von drei großen überregionalen Tageszeitungen und der Nachrichtenredaktionen von Tagesschau (ARD), heute (ZDF) und RTL aktuell ausgewertet, die während der Flüchtlingskrise 2016, während der Coronapandemie 2020 und nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in 2022 veröffentlicht wurden. Josts klares Fazit: Die deutschen Leitmedien informieren nicht einseitig und unkritisch und sind auch nicht regierungsnah. Im Gegenteil in allen diesen drei Krisen wurde die jeweilige Regierung immer wieder deutlich für ihre Politik kritisiert.

„Wir haben in Deutschland mit die beste und vielfältigste Medienlandschaft der Welt – auch wegen des starken öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, stellte der wissenschaftliche Mitarbeiter im Lehr- und Forschungsbereich für politische Kommunikation fest. Und er forderte deutlich dazu auf, diese Medien zu nutzen, weil man sich auf ihre Glaubwürdigkeit verlassen könne. Es sei fatal, wenn sich immer mehr Menschen aus der Nutzung dieser Medien zurückziehen. Gut und richtig informierte Bürger seien essenziell für eine funktionierende Demokratie. Denn die Medien haben in dieser Staatsform drei wichtige Aufgaben: Sie müssen informieren, zur Meinungsbildung beitragen und die Regierung kontrollieren.

Wie es gelingen kann, diese Funktionen aufrecht zu erhalten, falsche Behauptungen (Fake News) und fragwürdige Beeinflussungen zum Beispiel durch Influencer zu erkennen und sich dagegen zur Wehr zu setzen, darum ging es in den anschließenden Workshops mit Volker Siefert vom Hessischen Rundfunk, Sarah Schmidt vom Recherchenetzwerk Correctiv, Lukas Spahlinger von der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau und den beiden Medienlotsinnen am Mannheimer Ursulinengymnasium Karla Lutz und Ciena Hirsch. Wie intensiv in diesen Arbeitsgruppen diskutiert wurde, wurde abschließend für alle gut 40 Teilnehmer in einer Schlussrunde zusammengetragen.

Am Ende waren Teilnehmer wie Organisatoren zufrieden: mit den geführten Gesprächen, den gewonnenen Erkenntnissen, und dem gelungenen generationsübergreifenden Gedankenaustausch. Denn das war positiv festzustellen: Gut die Hälfte der Anwesenden waren Lampertheimer Schüler oder andere junge Interessierte, die zeigten, dass sie mit der Informationsflut durchaus gut umzugehen wissen.

Die Demokratiekonferenz fand im Litauischen Gymnasium in Hüttenfeld und im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie im statt. Die Stadt nimmt seit 2022 an dem Bundesprogramm teil, mit dem ein Zeichen gegen Extremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit gesetzt werden soll.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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