Illegale Müllentsorgung

Lampertheim: Wilder Müll steigt rasant an

Immer öfter wird Müll illegal entsorgt. Mit ehrenamtlichen Aktionen wie der "Sauberen Gemarkung" versucht die Stadt Lampertheim, dagegen anzukämpfen.

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Antonia Böhm
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Ob Autoreifen, Farbeimer, Matratzen: Manche Menschen werfen ihren Dreck einfach in die Landschaft, statt ihn ordentlich zu entsorgen. © Berno Nix

Lampertheim. Müll, der piepst? – Was zunächst wie ein kurioser Einzelfall klingt, ist Teil eines wachsenden Problems: Die illegale Müllentsorgung nimmt stetig zu und stellt die Stadt vor große Herausforderungen. Abgestellte Couchgarnituren, Autobatterien oder auslaufende Ölkanister in und um Lampertheim sind keine Seltenheit, sondern eine wachsende Belastung für Anwohner und Umwelt. Die Situation hat mittlerweile so ernste Ausmaße angenommen, dass der Müll trotz zahlreicher ehrenamtlicher Sammelaktionen weiterhin wächst.

Dramatischer Anstieg der illegalen Müllentsorgung

Die Stadtverwaltung, insbesondere die Technischen Betriebsdienste, kämen der Entsorgung des wilden Mülls nicht mehr hinterher. „Teilweise vergehen von der Meldung des Mülls bis zur Entsorgung bis zu vier Wochen“, erklärt die Pressestelle der Stadt Lampertheim auf Anfrage dieser Redaktion. Dass das Problem zunehme, zeige auch die Mängelmelder Plattform „Lampertheim direkt“. Die Pressestelle berichtet: „Alleine im Januar 2025 gingen über diese Plattform insgesamt 45 Meldungen zu wildem Müll ein. Zudem engagieren sich Ehrenamtliche als Paten und säubern verschiedene Bereiche. Auch von diesen haben sich im Januar zwei gemeldet und Standorte mit Fundstücken durchgegeben, die zu groß oder zu schwer waren, um sie privat mitzunehmen und zu entsorgen.“ Zusätzlich gehen Anrufe und E-Mails bei der Ordnungsbehörde ein.

Gefahr für Umwelt, Tiere und den eigenen Geldbeutel

Diese Woche sei von einem Anrufer ein wild entsorgter piepsender Müllsack gemeldet worden. Dieser entpuppte sich glücklicherweise als ein aktivierter Rauchmelder und stellte keine Gefahr dar. Doch gefährlich werde es aber öfter für „Umwelt oder Tiere, wenn beispielsweise Autobatterien, auslaufende Ölkanister, offene Farbeimer und dergleichen wild entsorgt werden“. Auch der erste Stadtrat Marius Schmidt (SPD) zeigt sich entsetzt: „Ich kann nicht verstehen, wie man die Umwelt so verschandeln kann. Unsere Gemarkung ist so wunderschön.“

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Es sei nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, der jedoch einen erheblichen Einfluss auf das Wohl aller habe. Finanziell sinnvoll sei das Abladen von wildem Müll auch nicht. „Es gibt den Hausmüll, öffentliche Mülleimer und den Wertstoffhof, um Müll zu entsorgen. Das wilde Abladen des Mülls wird in jedem Fall teurer als beispielsweise ein Besuch beim Wertstoffhof“, betont Schmidt. Denn die illegale Entsorgung werde auch entsprechend geahndet. Schmidt äußert sich, dass wenn ein reiner Appell an die Bevölkerung nicht helfe, es eine Bußgelderhöhung zur Folge haben müsse.

Aktion Saubere Gemarkung soll Müllberge reduzieren

Um gegen das Problem vorzugehen, seien in Lampertheim derzeit neun Müllpaten aktiv unterwegs. „Bei den ehrenamtlich Tätigen handelt es sich um Menschen, die aktiv die Stadtverwaltung unterstützen und in bestimmten Arealen Müll einsammeln. Wir würden uns hier auch sehr über weitere Unterstützer freuen“, erklärt die Pressestelle der Stadt.

Auch die Aktion Saubere Gemarkung leistet einen großen Beitrag. Unter dem Motto „Gutes für seine Stadt und die Umwelt tun und dabei für Werte wie Achtsamkeit und Bürgerengagement werben“ sammeln am Samstag, 22. März engagierte Bürgerinnen und Bürger wilden Müll. Schwerpunkte der „Frühjahrsputzaktion“ von 9 bis 12 Uhr sind das Rheinufer, der Waldrand und große Bereiche der Lampertheimer Gemarkung. Marius Schmidt ist sich sicher, dass auch dieses Jahr wieder eine beträchtliche Menge Müll gesammelt wird: „Es wird keiner zurückkommen und sagen, ich war heute arbeitslos. Es wird bestimmt wieder mehr als nötig sein.“ Zusätzlich zu dieser Aktion finden auch noch der „Sauberhafte Kindertag“, der „Sauberhafte Schulweg“ und das „Rhine Clean Up“ statt.

Saubere Gemarkung

Vereine, Gruppen und Einzelpersonen sind aufgerufen, sich auch in diesem Jahr am Aktionstag „Saubere Gemarkung“ zu beteiligen. Er findet am Samstag, 22. MÄrz von 9 bis 12 Uhr in Lampertheim und seinen Stadtteilen statt.

Wer mitmachen möchte, meldet unter folgenden E-Mail-Adressen an: ordnungsbehoerde@lampertheim.de (für Kernstadt, Neuschloß und Hofheim), kettler.beate@web.de (für Hüttenfeld) und bkrosengarten@mail.de (für Rosengarten).

Bei der Anmeldung sollten Stadtteil, die Anzahl der Helfenden und Kontaktdaten angegeben werden.

Die Anmeldefrist endet am Montag, 10. Februar.

Schwerpunkte der Aktion sind das Rheinufer , der Waldrand und weite Teile der Lampertheim Gemarkung , wo es die Schutzmaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest zulassen.

Die Stadtverwaltung stellt Personal, Fahrzeuge, Müllsäcke und Container zur Verfügung.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten Arbeitshandschuhe und Eimer mitbringen. Für sie besteht durch die Stadt Unfall- und Haftpflichtversicherungsschutz. swa

Die Sammelaktionen verteilen sich über das ganze Jahr und trotzdem nimmt die Menge an gesammeltem Müll weiterhin zu. „Im vergangenen Dezember mussten 5.500 Euro für die reine Entsorgung des Mülls ausgegeben werden. Hinzu kommen dann noch Transport- und Personalkosten in nicht unerheblichem Umfang“, berichtet die Pressestelle. Bezahlt werden muss das aus Steuergeldern – ein Beitrag, den letztlich also die Verursacher und alle anderen leisten. Schmidt appelliert daher an die Bevölkerung: „Wir können nicht nur an uns selbst denken. Wir alle tragen Verantwortung, wie es um uns herum aussieht. Ich kann nur an die Gesellschaft appellieren. Unsere Gemarkung zu verschandeln ist sowohl dem eigenen Geldbeutel als auch der Gesellschaft gegenüber unfair.“

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