Lampertheim. „So blicke ich nun auf dieses Bild, Gebhardts Gemälde mein Interesse stillt […] An den Gräben, mit den Gärten im Rücken, es hat sich kaum was verändert, außer den Brücken [...]“, schreibt Annie Bush, die Koordinatorin der Literatur-Initiative-Lampertheim (LIL) über das Gemälde „Burggasse“ von Johannes Gebhardt. Von dem Lampertheimer Kunstmaler sind derzeit 18 Gemälde im Haus am Römer zu sehen. Bürgermeister Gottfried Störmer eröffnet am Donnerstagabend die Ausstellung.
Die Ölgemälde sind Leihgaben von Helmut Kaupe. Der Kunstinteressierte, ebenfalls Mitglied der LIL, unterstützt die Ausstellung zum 125. Geburtstag des Kunstmalers Johannes Gebhardt gemeinsam mit der Volkshochschule Lampertheim.
Störmer dankte Kunstsammler Kaupe, dass er Gebhardts Gemälde für die 66. Bildkultur-Schau des Fachbereiches 40 – Bildung, Kultur und Ehrenamt bereitstellt. Außerdem ging Störmers Dank an die neun LIL-Mitglieder, die sich im Vorfeld der Ausstellung kreativ betätigt und kurze, schwärmerische Bildbeschreibungen mit poetischen Worten verfasst hatten.
Kulturamtsleiter Rolf Hecher hatte bereits zum Pressegespräch betont, dass die Reihe Bildkultur zum ersten Mal mit Texten der LIL-Schaffenden einhergeht. „Wir sind eine kleine engagierte Gruppe, mit der Passion zum Schreiben. Wir haben uns im Januar das erste Mal getroffen und wollen das nun regelmäßig tun und zusammen arbeiten“, erklärte Annie Bush.
Für den musikalischen Rahmen der Vernissage sorgte Musikschulleiter Joachim Sum mit alten Volksliedern auf der Gitarre – passend ausgewählt aus der Zeit, in der Gebhardts Werke entstanden sind.
Über die Stadtgrenzen hinaus
Am Anfang seines künstlerischen Schaffens sei Gebhardt noch ein Hobbymaler gewesen, doch schon bald habe er die Malerei zum Beruf gemacht. In zahlreichen Lampertheimer Haushalten sowie außerhalb der Stadtgrenzen und sogar in Amerika dürften Gemälde von Gebhardt hängen, vermutete Festredner Kaupe.
In Gebhardts Arbeiten erkenne der Betrachter die Liebe, die der Künstler seinem Heimatort und der Natur gegenüber gehegt habe. So sind in der Galerie beeindruckende Gemälde vom Lampertheimer Biedensand, der Lüneburger Heide und der Alpen zu sehen. Mit den Bildern seien Motive konserviert, die so schon lange nicht mehr vorhanden seien.
Wie auch die „Hütt am Altrhoi, zwische Riedgras unn Melde vum Schnagglrous, dem Lambada Velte“. Das einfache Häuschen, die sogenannte „Villa Roos“ des Lampertheimer Originals Valentin Roos, hatte Gebhardt damals naturgetreu abgebildet. Dieses Motiv ziert übrigens auch das Cover des Buches „Johannes Gebhardt – Kunstmaler und Naturfreund aus Lampertheim“ von Autor und Ausstellungsinitiator Helmut Kaupe, welches für 20 Euro bei im Rathaus-Service und in der Stadtbücherei erworben werden kann.
Ebenso werden im Haus am Römer Malereien mit blühenden Obstbäumen präsentiert. Wie ein Bild, das die Obstbaumblüte in den Gärten zeigt. Ihm gegenüber hängt ein Werk mit dem Namen „Blick an die Bergstraße“ mit Kirsch- und Apfelbäumen. Zu sehen sind rosafarbene und weiße Blüten. „Der Berg im Hintergrund wird der Melibokus sein“, schätzte Kaupe.
Bilder bis 1937 mit „Biegi“ signiert
Kaupe, der sich mit Gebhardts Schaffensprozessen auseinandergesetzt hat, kann viele Anekdoten über die Entstehung der Gemälde erzählen. Wie eine Geschichte über das Bild mit dem Hirsch im Herbstwald: Der Betrachter werde stutzen, wenn er die unterschiedlichen Signaturen der Kunstwerke entdeckt. „Bis 1937 hat der Künstler seine Werke mit ,Biegi’ und ab 1938 mit ,Gebhardt’ gezeichnet“, erläuterte Kaupe.
Auch ein für Gebhardt seltenes Phänomen ist zu sehen. So zeigt die Malerei auf dem Rheindamm von 1936 Personen. „Ein Blick aufs Bild, und ich kenne den Ort, fast 90 Jahre und doch gleich bekannt. Brücke und Bäume, Wasser und Damm, alltäglicher Anblick auf Leinwand gebannt“, schreibt Sarah Illies von der LIL-Gruppe über das Gemälde.
Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 5. April, im Haus am Römer zu sehen. Besitzer von weiteren Gebhardt-Werken, die diese noch für die Schau bereitstellen möchten, können sich an das städtische Kulturamt wenden.
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