Lampertheim. Der aufopferungsvolle Einsatz der „Kerweborscht“ und ihres Anwärters Nicolas Coronado war vor allem zur Eröffnung der Lambada Kerwe am frühen Samstagabend am Alten Rathaus gefragt. Dass ihr Steckenpferd nicht nur ein beliebter Zeitvertreib, sondern ein richtiger Knochenjob ist, war bei der Begleitung der fröhlichen und trinkfesten Gesellen zu erfahren.
Kerweborscht ziehen vom Heimatmuseum zum Alten Rathaus
Am Nachmittag trafen sich die Kerweborscht im Hof des Heimatmuseums, um die Kerwe auszugraben. Doch ehe es losgehen konnte, ernannte „Owwerkerweborscht“ Markus Gutschalk den „Borschtsprecher“ Rainer Anthes zum „Ehrenkerweborscht“ und legte ihm eine entsprechende Schärpe um. In seinen Dankesworten sprach der Geehrte über Lampertheimer Traditionen, die unbedingt erhalten bleiben sollten. Dazu zählen für ihn auch die Rituale der Kerweborscht. Immer wieder hallte der Schlachtruf der Borscht über den Hof: „Wem g’hert die Kerwe?“ und die Antwort ließ nicht auf sich warten: „Unsa!“ Zur fröhlichen Runde gehörten auch Kerweredner Heinz „Clever“ Eichenauer, Spargelkönigin Nadine III. und die „Zwoa Spitzbuam“, die Musiker Michael Hagenmeyer (Akkordeon) und Volker Berg (Saxofon).
Die „Museumsgeister“ um den Vorsitzenden des Heimat-, Kultur- und Museumsvereins Stefan Herz tätigten letzte Handgriffe, um sich auf den Besucheransturm am Abend vorzubereiten. Dann mahnte Bulldog-Pilot Christoph Oberfeld die Kerwegesellschaft zum Boarding auf der Rolle. Die Spargelhoheit durfte auf dem Bock des Traktors, Baujahr 1952, mitfahren. Auch die roten und weißen Rosen kamen mit an Bord, die von der Stadt Lampertheim bezahlt und von den „Borscht“ an die Besucherinnen verteilt wurden.
Der große Kranz mit den rot-weißen Bändern, gebunden vom Floristenteam Schuster, wurde von den „Laufborscht“ an der Spitze des Kerwezugs durchs Kerwedorf entlang der Römerstraße getragen. Die Musikanten spielten „Die Lambada Kerwe is do“ und der lustige Tross setzte sich in Bewegung. Während der ausgelassenen Fahrt war die katholische St.-Andreas-Kirche immer im Blickfeld, an deren Weihe mit dem Fest alljährlich am zweiten Septemberwochenende erinnert wird.
Den ersten Stopp auf ein Bier legten die „Kerweborscht“ am Stand des Fußballvereins VfB Lampertheim ein. Mit der Melodie des Schlagers „Rosamunde“ ging die Fahrt vorbei an den Ständen weiterer Lampertheimer Vereine und der Händler sowie an den Fahrgeschäften. Beim nächsten Stopp luden die Siebenbürger Sachsen zu einem Schnaps ein. Dann war das Alte Rathaus erreicht.
Spargelkönigin Nadine III. schwärmt von der Kerwe
Auf dem Europaplatz warteten schon die „Kerwegäscht“. Schnell erklommen Kerweredner „Clever“, Bürgermeister Gottfried Störmer und Nadine III. mit der restlichen Kerweprominenz die Treppen, um auf den Balkon herauszutreten. Der Spargelhoheit wurde der Vortritt gelassen. Die Kerwe sei ein Stück Heimat, sie verbinde Menschen und schaffe unvergessliche Momente, schwärmte Nadine III. Sie dankte wertschätzend den teilnehmenden Vereinen, Schaustellern und Gastronomen. „Lasst uns drei schöne Tage verbringen“, animierte die Lieblichkeit.
Heinz „Clever“ Eichenauer Clever wünschte in seiner Redd den Gästen drei Tage lang einen „gesunde Dorscht“ und begrüßte insbesondere den zukünftigen „Bojemoschter“ Alexander Scholl mit den Worten: „Der feiert heit e Premiere, des is gewiss, weil er de erschte Howwemer uff rer Kerweeröffnung in Loambadda iss.“ Clever werde ein genaues Auge auf den Neuen haben, vielleicht gebe es ja „nächst Johr“ was Witziges über ihn zu berichten.
Ein Lieblingsthema von Clever sind die langen Straßensperrungen. Dafür hat er nur eine Erklärung: „Valleicht bohren die dort jetzt nach Öl?“ Er kritisierte die zweifelhaften Ausgaben der Regierung „fer jeden Scheißdreck in de Welt un hier bei uns weern die Krankenkassebeiträge schun wier erhöht.“
Die hohen Kosten bei der Sanierung der Zehntscheune verglich „Clever“ mit der Elbphilharmonie in Hamburg. Dann kam „E Stroph“ üwwer das Stadtoberhaupt Gottfried Störmer. Er stehe als „Bojemoschter zum letschte Mol uff dem Balkon, denn er steige ball runner vum städtische Thron un geht ab Dezember in soi wohlverdiende Pension. Dess iss dem heit nit einerlei. Zwölf Jahr Bojemoschter is e langie Zeit. Aber nit immer Zuckerschlecke.“
Für Gottfried Störmer ist es die letzte Kerwe als Bürgermeister
„Clevers“ Redd erntete Beifall und „Bravo“- Rufe. Er taufte noch mit Wein den Kranz, den der „Kerweborscht“ Finn Schumacher aufgehängt hatte. Nun war Gottfried Störmer an der Reihe. Er gab dem Kerweredner Recht. Bei seiner Rede schwang Wehmut mit, das letzte Mal auf dem Balkon zu stehen. Störmer dankte den städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und wünschte seinem Nachfolger eine gute Hand. Mit dem Holzhammer schritt er dann zur Tat und schaffte mit drei Schlägen den Fassanstich. Mit dem Freibier für alle und einem Geschenk von den „Kerweborscht“ für Störmer war die Kerwe eröffnet.
Gleich nebenan hatte Konditormeister Michael Oberfeld sein Café geöffnet und versüßte den Gästen mit einer extra kreierten Kerwetorte den Tag. Wer es gemütlich wollte, verweilte im idyllischen Pfarrgarten der St.-Andreas-Gemeinde. „Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr, sind wir wieder mit einem Weinausschank dabei“, sagte Pfadfinder Björn Burwitz.
Bei den Jugendlichen stand derweil der Autoscooter hoch im Kurs. Laura und ihre Freundinnen trafen sich an dem beliebten Fahrgeschäft. Die elektrisch betriebenen Fahrzeuge zogen die Mädchen magisch an, die begeistert Fahrt aufnahmen.
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