Lampertheim. Es ist beinahe ein Naturgesetz: Je länger die Frühlingssonne am Himmel steht, desto mehr Kunden tummeln sich vor Eis-Oberfeld am kleinen Schillerplatz. So ist es auch in diesem April. Und doch gibt es eine Entwicklung, die im Hintergrund für Veränderungen sorgt.
Gestiegene Rohstoffpreise, Lieferengpässe und der Krieg in der Ukraine wirken sich auf die tägliche Produktion des Familienbetriebs aus. „Mittlerweile müssen wir das Doppelte an Zutaten bestellen, um sicher zu sein, dass wir ausreichend Vorrat haben“, sagt Kurt Oberfeld, der in dem Geschäft seit 43 Jahren tätig ist.
Wegen des Kriegs werde voraussichtlich Sonnenblumenlecithin in den kommenden Wochen knapp, nennt er ein Beispiel. Dieser Stoff, der bisher zum überwiegenden Teil in dem osteuropäischen Land produziert wurde, gilt als ein wichtiger Bestandteil zahlreicher Süßspeisen. So sorgt der Emulgator dafür, dass sich Fett und Wasser verbinden. „Gut möglich, dass es zu Nachschubproblemen bei dieser wichtigen Zutat kommt, sagen die Händler“, erzählt Oberfeld.
Bei Milch und Zucker seien mitnichten Engpässe zu erwarten. Gleichwohl müsse man in Zeiten hoher Kraftstoffpreise bedenken, dass jede zusätzliche Lieferung den Preis für Lebensmittel in die Höhe treibt.
Nachschub am Telefon gesichert
Angezogen hat Oberfelds Angaben zufolge beispielsweise auch der Preis für Eistüten und Waffeln. Diese traditionellen Zutaten für Speiseeis bestehen zumeist aus Weizenmehl, was wiederum knapp zu werden droht, weil die beiden „Kornkammern“ Ukraine und Russland wegen des Kriegs als Lieferanten wohl ausfallen.
Wie der Inhaber erzählt, verbringt er deshalb viel Zeit am Telefon. Das sei nötig, um den Nachschub für verschiedene Eissorten und weitere Waren zu sichern. „Das sind zeitweilig zähe Verhandlungen mit den Lieferanten. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt der 67 Jahre alte Lampertheimer.
Dank der langwierigen Telefonate seien die Lager gut gefüllt. „Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie gab es auch Engpässe, die haben wir aber in Abstimmung mit den Großhändlern gut in den Griff bekommen“, erinnert sich Oberfeld. „Ob das nun auch so möglich ist, steht in den Sternen“, fügt er hinzu. Immerhin, Vanille- und Schokoeis, aber auch die Sorten Stracciatella, Kirsch und Erdbeere sind fürs Erste gesichert. Mehr oder weniger gebe es in der seit 1925 bestehenden Eis-Diele auch in diesem Jahr die gleichen Eissorten wir im Vorjahr.
Auch wenn viele Zutaten schon teurer geworden sind, manche Produkte in den kommenden Wochen noch knapper und damit mehr Geld kosten dürften – den Preis für Eis will Kurt Oberfeld stabil halten. „Der Preis für eine Spachtel muss im Rahmen bleiben, so dass auch Kinder und Familien sich noch Eis leisten können“, sagt er. Schließlich seien Süßwaren wie Eis „Nervennahrung“, fügt der Lampertheimer hinzu. Gerade in Zeiten des schrecklichen Kriegs in Osteuropa und in der noch immer grassierenden Pandemie sei es wichtig, dass sich die Menschen auch etwas gönnen können, betont Oberfeld, der gemeinsam mit seiner Frau, seiner Tochter und deren Mann sowie mit seinem Schwager das Traditionsgeschäft betreibt. Um steigende Kosten auszugleichen, habe man jedoch die Preise bei Spezialitäten im Schokoladenhaus des Familienbetriebs leicht erhöhen müssen.
Immerhin: Die steigenden Energiekosten bereiten dem Lampertheimer Unternehmen noch keine größeren Sorgen, da eine sparsame Luftkühlanlage seit einigen Jahren das Eis in der Neuen Schulstraße vor Erwärmung schützt. „Das war eine gute Anschaffung“, sagt Oberfeld.
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