"MorgenJazz" - Gitarrist Michael Sagmeister und sein Trio begeistern beim Konzert auf dem Lampertheimer Schillerplatz auch Fachleute im Publikum

Kreativität, die Funken sprüht

Von 
Markus Mertens
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Lampertheim. Wenn Musik gut ist, kann sie Geschichten erzählen. Wenn sie so gut ist, wie die von Jazzgitarrist Michael Sagmeister, wird jeder Akkord zu einem eigenen Kapitel spontan erzählter Lebensgeschichte. An diesem sommerwarmen Sonntagvormittag ist dies auf dem Lampertheimer Schillerplatz in jeder Note, jedem Solo, jedem melodischen Zwinker greifbar.

Zwar klagt der Musiker über Müdigkeit und die Sonne sticht grell vom Himmel, dennoch ist Sagmeister ein Meister seines Fachs. Technisch längst in der Champions League angekommen, sprüht seine Kreativität Funken. Dabei ist es keineswegs so, als hätte sich der Hauptakteur auf der "MorgenJazz"-Bühne" des "Südhessen Morgen" jemals auf eine geradlinige Entwicklung festgelegt. Denn statt Standards in eigenen Fassungen zu spielen, siedelt Sagmeister die Nummern zwischen dem Fusion-Jazz eines Herbie Hancock oder den Bebop-Volten Thelonious Monks an und lässt sie den Geist eines lebendig progressiven Jazz atmen.

Gemeinsame Handschrift

Michael Küttner (Schlagzeug) und Stefan Engelmann (Bass), die gemeinsam mit ihrem Bandleader das Michael Sagmeister-Trio komplettieren, verbindet eine gemeinsame Handschrift. Dabei sind die Rollen klar verteilt: Stefan Engelmann spendet an den grollenden Saiten den soliden Untergrund zwischen Grunge und Funk, auf dem Michael Küttner mit seinen dynamischen Trommelhieben aufsetzen kann, um den Gitarrenwanderungen Michael Sagmeisters den rechten Boden zu bereiten.

Viele Zuhörer lassen auf dem Schillerplatz trotz der Hitze die Hüfte schwingen, wippen mit den Füßen und spenden fleißig Applaus. Unter ihnen ist auch Klaus Herweck. Der Lampertheimer hat mit George Gershwin, Cole Porter und Benny Goodman den Jazz seiner Zeit geradezu aufgesogen, dem "MorgenJazz" dabei als treuer Gast schon alle Ehre erwiesen. Zwar räumt der Musikliebhaber ein, dass "nicht jede Nummer so progressiv sein darf, damit mir das noch zusagt", aber "sehr beeindruckt" zeigt sich der Jazzfreund dennoch.

Dass Sagmeisters Fähigkeiten auch bei Leuten vom Fach ankommen, lassen Helmut Neumann und Mirko Scymarek aus Viernheim hören. Als Gitarristen haben sie den Musiker schon aus Radio-Zeiten kennengelernt, als der junge Gitarrist mit heutigen Legenden der Szene wie Volker Kriegel zusammen musizierte. "Dieser Sound, diese Harmonien, diese Leichtigkeit bei gleichzeitiger technischer Versiertheit - das kann man nur bewundern", erklärt Helmut Neumann im Gespräch mit dem "Südhessen Morgen" und hat damit vielleicht das schönste Kompliment ausgesprochen - der Jubel ist Zeuge.

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