Lampertheim. René Lochmann pendelt von Lampertheim in das Flutkatastrophengebiet Ahrweiler, von dort aus nach Eckernförde und wieder nach Ahrweiler. In der Spargelstadt und in der Hafenstadt an der Ostsee sammelt er Hilfsgüter ein, um diese zu den Flutopfern zu bringen. „Ich gebe die Spenden direkt vor Ort an die Hilfsbedürftigen weiter“, erzählt Lochmann im Gespräch mit dieser Redaktion. In beiden Städten, Lampertheim und Eckernförde, hatte der 44-Jährige einen Aufruf gestartet, für die Menschen in Not zu spenden.
„Ich bin in der Nacht über 700 Kilometer gefahren und erst in den frühen Morgenstunden zurückgekommen. Im Gebiet Ahrweiler habe ich Tüten mit Nahrungsmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs an Wohnsitzlose verteilt. Diese Menschen hatte man scheinbar ganz vergessen“, berichtet Lochmann. Er habe verlässliche Kontakte, auch bei der Bundeswehr, die im Katastrophenfall hilft, und sagen könne, wo die Obdachlosen zu finden sind.
Die gefüllten Tüten aus Eckernförde sind verteilt und nun kommen die Lampertheimer Hilfsgüter an die Reihe. Nach einer kurzen Pause am Morgen gibt der Fitnesstrainer noch einen Kurs für Senioren, und dann packt er mit dem Lampertheimer Kampfsporttrainer Karlheinz Ihrig vor der Fitness-Insel sein Auto voll.
„Die Leute haben nach den Überflutungen gar nichts mehr“, sagt Ihrig. Der Trainer hat von gespendetem Geld Hygieneartikel, Getränke und Handy-Ladekabel gekauft. „Vor allem das Ahrtal ist schwer getroffen“, ergänzt Lochmann. Er habe erfahren, welch großes Leid die Menschen dort erlebt haben. Orte seien von der Außenwelt abgeschnitten. Da er die Aufräumarbeiten nicht stören möchte, gibt er die Sachen in einer Sammelstelle ab.
„Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist groß. Auch die Lampertheimer sind sehr engagiert“, freut sich Lochmann. Ihrig bedankt sich bei der Lampertheimer Yoga-Lehrerin Monika Strauß und beim Bürstädter Dobermann-Verein. Auch er selbst und sein Kampfsport-Team haben Geld gegeben. „Bis zum Abend wollen noch Mitglieder des Fitness-Studios ihre Spenden vorbeibringen und dann starte ich die dritte Lieferung nach Ahrweiler“, sagt Lochmann.
Tatkräftige Unterstützung
Dort habe er nicht nur die Hilfsgüter abgeladen, sondern auch Sandsäcke geschleppt und Wasserpumpen angeschlossen. Die Flutopfer seien sehr dankbar und freuten sich über Hilfe und Zuwendungen. „Mein Handy bleibt während dieser Zeit im Auto. Die Flutopfer und Helfer reagieren sehr sensibel auf Smartphone-Gaffer und Kameras. Sogar Radfahrer behindern Einsatzkräfte und fotografieren oder filmen“, schildert Lochmann die Situation in den betroffenen Gebieten. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit, in die Hochwasserregionen zu fahren und Menschen in Not zu helfen.
„Wer den Menschen in den Flutgebieten helfen möchte, kann seine Spenden in der Gaußstraße 28 abgeben. Aktuell eignen sich Nahrungsmittel, die in Tüten der Größe DIN A4 verpackt sind. Die kleinen Rationen kann ich den Betroffenen gut in die Hand geben“, sagt er. Eine solche Tüte könne beispielsweise mit zwei Flaschen Wasser, Hafer- oder Müsliriegeln, Sandwich, Vitaminsaft, Apfel und Banane, Magnesium, Vitamin B 12 und eventuell einer Karte mit Wünschen gefüllt sein.
Auch sonst engagiert sich der Lampertheimer Extremsportler und sammelt über sportliche Aktivitäten Spendengelder. „Ich lasse mir zum Beispiel keine Preisgelder auszahlen“, sagt er. Sein Engagement gelte unter anderem der Deutschen Krebshilfe. Insgesamt habe er in seinem Leben schon 265 000 Euro für gemeinnützige Zwecke gegeben, sagt Lochmann, während er weiter Tüten in sein Auto packt.
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