Lampertheim/Biblis. Wie hält man es 60 Jahre lang mit Klaus Schlappner aus? Eine Frage, die nur die Ehefrau des früheren Fußballtrainers, umtriebigen Sportfunktionärs und Unternehmers beantworten kann. „Wenn eine Ehe so lange hält, dann hat das natürlich etwas mit Vertrauen und gegenseitigem Respekt zu tun“, sagt die 79 Jahre alte Lampertheimerin. Ohne sie wäre „Schlappi“ wohl nicht so weit gekommen.
„Als es in den 90er Jahren darum ging, ob ich als Trainer nach China gehen soll, aber auch bei vielen anderen Entscheidungen war die Meinung meiner Frau immer ausschlaggebend“, betont die mittlerweile 83 Jahre alte Trainerlegende. Dass es nicht ohne gegenseitige Unterstützung geht, wird bei einem Besuch des bekannten Ehepaars in Jägersburg deutlich. Hier, im einstigen Kutscherhaus, in dem angeblich schon Friedrich Schiller Station machte, haben die Schlappners in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Gäste bewirtet.
Internationale Sportfunktionäre kamen ebenso wie chinesische Diplomaten und natürlich Fußballspieler und Trainer aus aller Welt.
Bei Waldhof Mannheim war Schlappi der Star
Doch bis dahin war es ein weiter Weg für das Paar, das heute drei erwachsene Kinder und eine stattliche Anzahl von Enkeln und Urenkeln hat. Während der frühere Elektromeister Ende der 70er Jahre seine Fußballlehrer-Lizenz in Köln erwarb und wenige Jahre später mit dem SV-Waldhof in der Bundesliga Sportgeschichte schrieb, hielt Irene die Familie zusammen. Bei Waldhof Mannheim war der Trainer mit dem Pepitahut der Star des Teams.
Und daheim? Zu glauben, Klaus Schlappner sei auch im Wohnzimmer der Stern gewesen, um den sich seine Frau wie ein Planet drehte, wäre wohl falsch. „Meine Frau ist jedenfalls die Chefmanagerin in unserem Haus“, stellt Schlappner klar. Beinahe jugendlich gekleidet, gelbe Hose und dunkles Polo-Shirt, sitzt er in seinem Korbsessel und blickt zu seiner Frau Irene. Die schmunzelt.
Gleichwohl hält der Patriarch mit seinem Rollenverständnis nicht hinter dem Berg. Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um den Haushalt. Doch so einfach die Formel klingen mag, die Ehe der Schlappners stellt sich bis heute vielschichtiger dar. Dort, wo früher der Pferdestall des einstigen Kutscherhauses war, ist heute das Büro von Irene Schlappner untergebracht.
An der Wand hängt eine Weltkarte, auf dem Schreibtisch steht der Monitor des Computers. Hier schreibt und versendet die ausgebildete kaufmännische Angestellte beispielsweise E-Mails im Namen des früheren Trainers. Schlappner selbst weigert sich seit Jahren vehement, solche Nachrichten selbst zu tippen. Er formuliert sie handschriftlich. Ohne seine Frau würde die Welt daher deutlich weniger über die Ansichten des früheren Trainers erfahren.
China als gemeinsames Abenteuer
Auf der anderen Seite durften die Eheleute in ihrem gemeinsamen Leben auch große Abenteuer erleben. Noch heute erzählt das Paar begeistert über die Jahre in China. Etwa davon, wie die resolute Südhessin Irene Schlappner schon nach wenigen Tagen den zugewiesenen Chauffeur nicht mehr ans Steuer ließ und stattdessen selbst mit dem Wagen an die Große Mauer fuhr.
Klaus Schlappner sagt heute, es sei vor allem Neugierde gewesen, die ihn dazu bewog, das chinesische Nationalteam als Trainer unter seine Fittiche zu nehmen. Jahre zuvor, 1984, hatte sein SV-Waldhof das chinesische Team beim größten Turnier in dem asiatischen Land besiegt. „Eine Sensation“, sagt er noch heute. Auch privat habe das Paar von dieser Lebensphase Anfang der 1990er Jahre profitiert. „Wir waren im gesamten Land unterwegs. Meine Frau und ich saßen mehr im Flieger als in unserer Wohnung in Peking“, erinnert sich der frühere Trainer, nach dem ein großes Stadion in der Millionen-Stadt Quingdao benannt ist.
In Lampertheim kennengelernt
Irene Schlappner, ebenfalls flott gekleidet mit roter Bluse und weißer Hose, nickt wissend. Dabei dürfte sie die Geschichten ihres wortgewaltigen Ehemanns schon oft gehört haben. Aber langweilig wird das wohl nie. Zu den Stationen in Klaus Schlappners Berufsleben gehörten neben China beispielsweise auch der Iran, die Mongolei und sogar Nordkorea und Sumatra. Für einen Lampertheimer Bub und seine Frau haben die beiden Partner jedenfalls einen weiten Weg hinter sich.
Dennoch, das Paar legt großen Wert darauf, dass der Erstwohnsitz noch immer Lampertheim ist. In der Stadt haben sich die Eheleute vor mehr als 60 Jahren kennengelernt. „Hier sind wir verwurzelt. Wir halten engen Kontakt zur Lukasgemeinde und pflegen enge Kontakte in die Stadt“, bekennt „Schlappi“. Am heutigen Donnerstag feiern die Eheleute ihre Diamantene Hochzeit in der Domkirche. Dort, wo sie geheiratet haben und wo auch ihre drei Kinder getauft wurden.
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