Hüttenfeld. Als Ort der Begegnung und Vernetzung will die evangelische Gemeinde in Hüttenfeld ihre Kirche für die Flüchtlingsarbeit öffnen. Bei einem öffentlichen Treffen wurden die Möglichkeiten der Unterstützung besprochen, und es wurde über die Situation der Geflüchteten vor Ort informiert.
Seit dem 22. Mai sind 37 Menschen, darunter 17 Kinder, in der Alten Forstschule im Wald zwischen Hüttenfeld und Neuschloß untergebracht. Diese Menschen wollen die evangelischen Kirchengemeinden der beiden Stadtteile aus ihrer Isolation herausholen und in die Gemeinschaft einbinden. Wie Pfarrer Thomas Höppner-Kopf erklärte, wolle man dieses Vorhaben mit dem neuen Raumkonzept der Kirche verknüpfen, wonach das Gotteshaus zukünftig verstärkt als Gastraum genutzt werden soll. An Ideen dafür mangelt es nicht: Spieletreff, Begegnungscafé, gemeinsames Musizieren oder Basteln sind nur einige der Angebote, die sich der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Ulrich Thomas, in der Gustav-Adolf-Kirche vorstellen könnte.
Möglichkeiten auch in Neuschloß
Bei solchen Zusammenkünften könnten die ukrainischen Neuankömmlinge mit der Hüttenfelder Bevölkerung in Kontakt kommen. Zudem könne man auch helfen, die Geflüchteten an Vereine zu vermitteln, wenn jemand beispielsweise sportinteressiert ist. Weitere Möglichkeiten ergeben sich, begünstigt durch die Lage der Unterkunft, auch in Neuschloß. Die neuen Nachbarn können dort beispielsweise die Krabbelgruppe oder das Kirchenkino der Johannesgemeinde besuchen, schlugen Adele Erlenlämper und Alexandra Olbrich vom Kirchenvorstand in Neuschloß vor.
Da die ukrainischen Geflüchteten allerdings erst kürzlich in der Alten Forstschule angekommen sind, stellte sich die Frage nach dem Bedarf an Angeboten und der generellen Situation in der Unterkunft. Wie Rose Kohr, Ehrenamtskoordinatorin der Stabsstelle Soziales bei der Stadt Lampertheim, berichtete, handelt es sich bei den Neuankömmlingen um eine vertraute, familiäre Gruppe, die unter sich gut strukturiert und sehr selbstständig sei. Sie fänden sich gut zurecht, und mit den Fahrrädern, die sie vom EMIL in Lampertheim erhalten haben, erledigten sie bereits ihre Einkäufe in der Kernstadt. „Die Menschen sind sehr entspannt, hilfsbereit und offen“, schilderte Kohr ihre Erfahrungen aus den Besuchen in der Unterkunft.
Die einzige Hürde sei aktuell die Sprache. Die Geflüchteten sprechen demnach weder Deutsch noch Englisch, was sich mit dem Start der Integrationskurse allerdings bald ändern soll. Das Lernmobil aus Viernheim werde zukünftig drei Mal wöchentlich vor Ort unterrichten, wobei die Alphabetisierung dabei an erster Stelle steht.
Interessen herausfinden
In der aktuellen Situation, nur wenige Wochen nach dem Einzug, schätzt Rose Kohr den Bedarf an Freizeitangeboten daher als weniger dringend ein. Das könnte sich aber ändern, sobald die Sprachkurse starten und die Menschen sich besser eingelebt haben. Mithilfe von Profilbögen wolle die Stadt die Interessen der Geflüchteten herausfinden, so dass man auf ihren Bedarf eingehen könne. Anhand dieser Informationen könnten dann auch die evangelischen Gemeinden ihr Angebot anpassen und die Geflüchteten gezielt einladen. Kohr bittet allerdings darum, Besuche und Einladungen zu Veranstaltungen vorerst mit der Stadt abzuklären, damit nicht zu viele fremde Besucher in die Forstschule kommen.
Die evangelische Kirche möchte in jedem Fall eine Anlaufstelle für die neuen Mitbürger sein. Durch Offenheit und Engagement hofft die Kirche, den Geflüchteten den Neuanfang zu erleichtern.
Mit der Fertigstellung weiterer Wohncontainer Ende Juni könnten bald noch weitere Geflüchtete aus der Ukraine in Hüttenfeld untergebracht werden, was die ehrenamtliche Arbeit umso wichtiger macht. Bis zu 100 Menschen können dann auf dem Gelände der Alten Forstschule ein vorübergehendes neues Zuhause finden.
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