Lampertheim. Beim diesjährigen ökumenischen Jugendkreuzweg stand die Straßenkunst im Mittelpunkt. Jugendliche der evangelischen Lukasgemeinde und der katholischen Kirchengemeinde Mariä Verkündigung machten sich gemeinsam mit Kerzen, Plakaten und einem Holzkreuz auf den Weg zu sieben Stationen in der Stadt. Unter dem Motto "Jesus Art" zeigten die Stationsbilder des Osnabrücker Künstlers Mika Springwald Kreuzwegsituationen, welche die Probleme der heutigen Zeit darstellen.
Mittels Stencil-Art, einer modernen, markanten, wie auch politischen Kunstform, bei der Farbsprühdosen und Schablonen zum Einsatz kommen, soll die Lebenswirklichkeit bei der Begegnung mit Menschen im Alltag widergespiegelt werden.
"Bereits im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam den Jugendkreuzweg organisiert", erklärte Gemeindereferentin Martina Kron. An allen Stationspunkten wurden nicht nur die Bilder besprochen, sondern auch Gebete gesprochen und passende Lieder gesungen. Der Weg führte von Mariä Verkündigung über die Goetheschule, zum Marienkrankenhaus, zur Schillerschule, in den Dom bis zur Baptistengemeinde in der Römerstraße. Gesanglich begleitet wurde der Jugendkreuzweg durch Kantorin Andrea Hintz-Rettenmaier der Lukasgemeinde. Julia Metzner spielte Querflöte.
Am Startpunkt versammelten sich alle Teilnehmer an der Kreuzigungsgruppe und erinnerten an die Verurteilung Jesus. Ein Plakat zeigte einen Jungen mit gebeugtem Kopf. Auf dem Rücken hat er einen Rucksack. Im Vordergrund erkennt man ein Polizeiabsperrungsband, im Hintergrund Zeitungsausschnitte mit Einschusslöchern. "Was ist das für ein Mensch, was hat er im Rucksack, welche Wünsche trägt er?" wurde gefragt. Dabei wurde der eigene Umgang mit Menschen, Toleranz und Solidarität beleuchtet.
Von der Entscheidung, jemandem Hilfe zu leisten, auch in schwierigen, gar gefährlichen Situationen, zeugte das Plakat der zweiten Station mit dem Titel "Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern". Es zeigt einen Menschen in gelbem Schutzanzug und Atemschutzmaske.
"Ein Obdachloser im Straßendreck - warum ist er soweit nach unten gekommen, ist er selbst schuld, sollen wir die Augen davor verschließen?" lautete die Frage an der dritten Station mit dem Titel "Jesus bricht unter dem Kreuz zusammen". Das Bild zeigte die Verelendung, in die sich ein Mensch hineinmanövrieren kann. Auch das vierte Plakat verstörte. Ein Mädchen, in rotem Pulli, an ihrer Seite ein Teddybär - beide haben nur einen Arm. Unter dem Titel "Jesus begegnet den weinenden Frauen" wirkt es einsam und verloren, als wenn ein Riss durch alles, was schön und gut war, ging.
Beim fünften Stationsbild "Jesus wird seiner Kleider beraubt" reißt ein Mann seine Maske vom Gesicht. Angesprochen werden dabei Bloßstellung und Verbergen. Die vorletzte Station im Dom "Jesus wird ans Kreuz geschlagen" zeigt ein Bild einer Flüchtlingsfamilie und Stacheldraht. Das Plakat bei der letzten Station "Jesus stirbt am Kreuz" in der Baptistenkirche zeigte einen Menschen in Schwimmweste. "Ist Gott meine Rettungsweste, wohin geht meine Reise?" wurde gefragt.
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