Lampertheim. Die fast 200 Gäste kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Bei der Premiere des Schwanks „’s Disgo-Fiewa“ mit der Volksbühne Lampertheim folgte eine Lachsalve nach der anderen, und selbstverständlich gab es regelmäßig Szenenapplaus. Das Ensemble unter der Regie („Reschie“) von Michael Tschirner hatte die Komödie „Für immer Disco“ von Andreas Wening frei in die „Loambadda Mundad“ übertragen. Das Ergebnis waren zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung in der ehemaligen Notkirche für alle, die „ihr“ Lampertheim lieben und über sich selbst lachen können.
Familie wie sie leibt und lebt
Jedes Mitglied des Ensembles war ein Star für sich. Angefangen mit einer patenten Ilse Prüssing als Birgit Bräuler und Fraa vum Jaggob. Mit Lockenwicklern im Haar und Staubsauger in der Hand sorgte sie mit Gesang für Sauberkeit. Mit ihrem herben Humor war sie das Zentrum der Familie. Allerdings, ihre Dochda Lena (Saskia Fischer) zog den Stecker und beendete das Konzert mit Staubsauger als Blasorchester. Es kam zur Diskussion über Lenas Freundin Melanie. Mutter Bräuler: „Der ihre Highheels sind höher als ihr IQ. Die ist kein Umgang für dich.“
Als sich Schroinamoaschda Jakob Bräuler (gekonnt: Frank Griesheimer) einmischte, hatte Tochter Lena genug: „Ich steh’ unter strengster Kontrolle wie eine Leibeigene.“ Vater Jakob konterte: „Hast du schon Amnesty International angerufen?“ Nach dem Abgang der Tochter entfachte sich ein heftiger Schlagabtausch zwischen den Eltern, so dass sich die Midlife-Crisis des Vaters offenbarte. Die Fraa vum Jaggob: „Männer werden älter, älter und älter – Frauen werden reifer.“
Ohne Einladung betrat Iwend-Männedscha Herman Herweck (Andreas Kirsch) die Stube und setzte sich ungebeten an den Tisch. Zunächst muckste Mutter Bräuler auf, doch rasch konnte Herweck das Ehepaar für sich gewinnen: Er weckte in Jaggob die Sehnsucht nach der eigenen Jugend, als der mit seinem Freund Ludwig König (klasse gespielt von Michael Swietlicki) als die Glitter-Boys Erfolg hatte. Er möchte das Duo auf Riwaivvl-Tuanee schicken. Erst hat Mutter Bräuler Vorbehalte. Doch dann wird sie zur gnallhadden G’schäfdsfraa, „die wu ean Moann iwwaral browiad hee zu vamiddle.“
Männer im Jugendwahn
Da half dann alles nichts: Die zerstrittenen Freunde Jakob und Ludwig mussten sich für neuen Ruhm und Reichtum versöhnen, um erneut „ean doomolische Hidd ins Migro zu pläägsen“. Auch wenn einer den Text nicht mehr wusste und statt „Kiss me“ „Kill me“ sang. Im Jugendwahn verfielen die Herren auf allerlei Tricks, um dem Alter ein Schnippchen zu schlagen. Selbst Mutter Bräuler war davor nicht gefeit. Als ihr das Getöse zu viel wurde, griff sie zum „Gleichgültigkeitspräparat“ –grandios gespielt.
Da gab es noch Mira Bell (Traudel Krause) als naive und heftige Fän-Club-Laidarin. Nicht fehlen durften bei dem Starrummel der Fänsehbroduzend Knut (Sven Soldan), der Hausdoggda (Michael Heiß) und die Dschunalischdin Agnes (Rita Klemmer). Florian Uhl als Doansleere Hossa ließ die Puppen, pardon die Herren tanzen: „Energie musse fliesse, aus der Hüfte.“ Doch die Glitter-Boys schafften es auf hohen Plateau-Schuhen und in Glitter-Outfit nur zu den wildesten Verrenkungen. Wie gut, dass die C-Prominendi Coco (Stephanie Seelinger) schließlich bei der Bräuler-Familie dafür sorgte, dass der Höhenflug nicht gar zu unsanft in der Realität endete.
Beim Schluss-Applaus tanzte die Gruppe im „Disgo-Fiewa“ – plötzlich waren all die gespielten Zipperlein vergessen. Die waren tatsächlich so gut gespielt, dass man sie fast geglaubt hätte. Ein großes Lob für die Pflege der lebendigen Mundart und das gute Teamspiel.
Noch einzelne Restkarten
„’s Disgo Fiewa“ wird noch an folgenden Terminen gespielt: Montag, 24., Freitag, 28., Samstag, 29. Oktober, Samstag, 5., Sonntag, 6., Freitag, 11., Samstag, 12., Freitag, 18., sowie Samstag, 19. November.
Die Aufführungen finden in der ehemaligen Notkirche an der Römerstraße statt und beginnen jeweils um 20 Uhr.
Der Eintritt kostet pro Person zehn Euro. Fast alle Vorstellungen sind ausverkauft. Einzelne Restkarten gibt es noch online unter www.ticket-regional.de/volksbühne-lampertheim oder telefonisch unter 0651/ 97 90 777. mgb
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