Lampertheim. Lesungen, Konzerte, Theateraufführungen oder Versammlungen in einem ansprechenden Ambiente - das könnte in Zukunft in der Zehntscheune auf dem Programm stehen, wenn die umfassende Sanierung im Rahmen des Stadtumbaus abgeschlossen ist. Mit ein bisschen Fantasie lässt sich beim Baustellenrundgang erahnen, wie vielfältig das Haus künftig genutzt werden könnte. Der Jugendförderung, der Musik- und der Volkshochschule, den Beiräten und auch Vereinen sollen die Räume künftig zur Verfügung stehen. Das Team der selbstverwalteten Seniorenbegegnungsstätte hatte entschieden, sein Domizil in der Alten Schule zu belassen, auch wenn das Gebäude nicht barrierefrei ist.
Doch noch ist es ein langer Weg bis zur Wiedereröffnung der denkmalgeschützten Zehntscheune aus dem 18. Jahrhundert. Die Bauarbeiten werden sich, so die Schätzung der Verwaltung, noch bis 2026 hinziehen. Für die Sanierung sind insgesamt Baukosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro veranschlagt. 67 Prozent davon übernimmt das Land Hessen über das Förderprogramm Stadtumbau. Bei einem Rundgang erläutern Dietmar Lidke, Leiter des Fachbereichs Immobilienmanagement bei der Stadtverwaltung, und seine Mitarbeiterin Nicole Giacomazzi, was bisher geschehen ist und was wie geplant ist.
Von Ballast befreit
Im Inneren ist alles entfernt worden, was über die Jahrzehnte eingebaut worden war. So sind im Erdgeschoss zwei große Räume und im ersten Obergeschoss der Saal von allem baulichen Ballast befreit worden. Fußböden und Decken wurden entfernt, so dass die Räume völlig neu gestaltet und aufgeteilt werden können. Im Saal wurde die Wandverkleidung abgerissen, die eine zweite Fensterreihe verdeckte. Auch die Bühne im Saal wurde abgebaut. Stattdessen soll es eine transportable Bühne geben, die vorrangig im Saal stehen soll, bei Bedarf aber auch an anderer Stelle aufgebaut werden könnte. Die Jugendförderung, die schon seit der Schließung der Zehntscheune verstärkt auf mobile Angebote setzt, wird das komplette Dachgeschoss bekommen: Hier werden ein größerer Gruppenraum eingerichtet, zwei Büros, eine Teeküche und eine behindertengerechte Toilette. Der Behindertenbeirat bekommt ein eigenes Büro im Erdgeschoss, wo es ebenfalls eine barrierefreie Toilette geben wird.
Förderprogramm Stadtumbau
- 2016 wurde Lampertheim in das Städtebauförderprogamm des Landes aufgenommen, das inzwischen unter dem Namen „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ firmiert. Es ist auf zehn Jahre angelegt.
- Das 2018 anerkannte Integrierte Handlungskonzept (ISEK) dient auch als Handlungsleitfaden.
- Hauptziele sind die „Minimierung vorhandener demografischer, sozialer, wirtschaftlicher und klimatischer Probleme“. Außerdem soll die Funktion als Mittelzentrum gestärkt werden.
- Aktuelle Projekte des Stadtumbaus sind neben der Sanierung der Zehntscheune die Sanierung des Heimatmuseums, des Alten Rathauses und die Neugestaltung des Alfred-Delp-Platzes. Aber auch das Strategiekonzept für den innerstädtischen Einzelhandel, das Klimakonzept, die Umgestaltung des Bahnhofsumfelds und die Sanierung der Alten Viernheimer Straße gehören dazu.
- Die Arbeiten am Heimatmuseum sind weitgehend abgeschlossen. Hier wurde die Fassade an der Straßenseite erneuert. In der Scheune wurde morsches Gebälk ausgetauscht.
- Am Alten Rathaus wurden bereits die Fenster ersetzt, neue Klappläden folgen. Außerdem werden die Innenräume saniert. Auch Elektrik und Heizung müssen erneuert werden. Diese Arbeiten sollen noch 2024 beginnen.
Der Saal im ersten Stock und die Räume im Erdgeschoss, deren Größe mit Faltschiebewänden variiert werden kann, sollen unterschiedlichen Nutzern und Zwecken zur Verfügung stehen. Hier wird es ein Foyer und einen Thekenbereich geben, in dem Speisen und Getränke ausgegeben werden können. Das an der Ostseite angebaute Treppenhaus wird abgerissen und durch einen Turm mit Glasfront ersetzt, in dem neben der Treppe auch ein Fahrstuhl Platz findet, der bis ins Dachgeschoss fährt. Hier werden außerdem auf den verschiedenen Etagen eine Garderobe und die Damen- und Herrentoiletten untergebracht. Das Haus wird nach der Sanierung komplett barrierefrei sein. „Das war Voraussetzung, um die Förderung im Rahmen des Stadtumbaus zu bekommen“, erläutert Lidke.
Wie es so ist bei Gemäuern dieses Alters, an denen in den zurückliegenden Jahrzehnten viel verändert wurde, haben sich auch in der Zehntscheune bei den bisherigen Arbeiten Schadstoffe gefunden, die entfernt werden mussten. So sei lungengängige Glasfaser entdeckt worden und auch Asbest im alten Lebensmittelaufzug, erläutert Dietmar Lidke, Leiter des Fachbereichs Immobilienmanagement. Inzwischen sei aber alles frei von Schadstoffen, beruhigt er beim Rundgang.
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Denkmalamt redet mit
Im gesamten Gebäude werden die Elektrik und die Heizung erneuert. So werden im Saal alle Heizkörper entfernt und es wird eine Lüftungsanlage installiert. Weil es einen zweiten Rettungsweg geben muss, wird eine Wendeltreppe eingebaut, die vom Dachgeschoss in einen dann abgetrennten Bereich des Saals und von dort in das im hinteren Teil gelegene alte Treppenhaus führt. Außerdem bekommt die Zehntscheune neue Fenster - mit Sprossen. „Da spricht die Denkmalpflege viel mit“, erklärt Giacomazzi. Und weil das Dach zuletzt nach einem Brand in den 1970er Jahren neu gedeckt wurde, wird auch das erneuert. „Damit wir nicht in ein paar Jahren wieder anfangen müssen“, sagen die beiden Fachleute.
Der Trakt hinter der Zehntscheune, die sogenannte Remise, wird im Zuge der Sanierung ebenfalls erneuert. Hier werden im Erdgeschoss ein Büro und ein Lagerraum eingerichtet, außerdem werden die Heizungs- und Lüftungstechnik sowie die Haustechnik hier untergebracht. Allein die Scheune am Ende des Hofes bleibt, wie sie ist. Den Hof will die Stadt am Ende der Sanierung ebenfalls herrichten.
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