Sommertour

ICE-Trasse wird heiß diskutiert

Lokalpolitiker der Lampertheimer, Lorscher und Einhäuser SPD treffen sich mit Bürger - und Umweltinitiativen sowie Anwohnern zum Gespräch

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dtim
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Die Diskussion in Lorsch lockte 20 Teilnehmer an, links im Bild Jürgen Reiter von der Bürgerinitiative „Mensch vor Verkehr“. © Dirk Timmermann

Lampertheim. In einem Punkt waren sich die knapp 20 Teilnehmer einig: Die geplante ICE-Neubaustrecke von Gernsheim nach Mannheim ist sinnvoll, um die bestehenden Bahnstrecken zu entlasten. Im Rahmen der SPD-Sommertour trafen sich Lokalpolitiker der Lorscher, Lampertheimer und Einhäuser SPD sowie Vertreter von Bürgerinitiativen und Anwohnern zu einer Diskussionsrunde zum Thema ICE-Trasse.

In einem zweiten Punkt waren sich die Teilnehmer ebenfalls einig: Die „bergmännische Variante“ ist die wünschenswerteste. Die Bauweise tief unter der Erde würde verhindern, dass große Mengen an Wald verloren gehen, erklärte Karl Hans Geil von der Bürgerinitiative Lampertheim, kurz BILA.

Genau dieses Schicksal droht jedoch der Naturlandschaft in Richtung Lorsch, sollte sich die „Vorzugsvariante 2b“ der Deutschen Bahn für den Streckenbereich Frankfurt-Mannheim im Kreis Bergstraße durchsetzen. Dann nämlich würde auf einer Länge von insgesamt zehn Kilometern ein 22 Meter breiter und 18 Meter tiefer Graben ausgehoben, in den die Tunnelröhren einbetoniert und mit Erde überworfen werden.

Ob die „offene Bauweise“ abgewendet werden kann, wofür vor allem die Umweltinitiative „Mensch vor Verkehr“ seit Jahren kämpft, ist derzeit noch offen. Abhängen wird die Entscheidung der Bahn, die sich auf Kostenargumente beruft, und von Probebohrungen auf der Lampertheimer Gemarkung, die frühestens zum Jahresende beginnen. 40 Bohrpunkte im Wald und 30 auf dem Feld sind vorgesehen.

Unabhängig davon, welche Variante des Trassenbaus am Ende realisiert wird: Es wird mehr Güterverkehr geben. „Das ist politisch so gewollt“, sagt Karl Hans Geil mit Blick auf die geforderte Verlagerung des Transports auf die Schiene. Zum einen werde der Güterverkehr künftig auf der ICE-Neubautrasse verlaufen, die dafür zwischen 23 und 5 Uhr freigegeben werden soll. Und auch auf den Bestandsstrecken wird mit steigendem Aufkommen gerechnet, insbesondere auf der Riedbahnstrecke. Deswegen ist Lärmschutz ein großes Thema.

Kritik übten die Diskussionsteilnehmer in Bezug auf eine Kenngröße, die für die Realisierung der Trasse mitentscheidend ist: „Die Deutsche Bahn kalkuliert mit einem Gefälle von zwölf Promille“, beklagte Jürgen Reiter von „Mensch vor Verkehr“. Ein derart starkes Gefälle an Auf- und Abstieg zum Tunnel könnten Güterzüge, die in Zukunft „eher länger und schwerer“ würden, kaum bewältigen. Zu befürchten sei ein verstärktes Ausweichen auf Altstrecken. Selbst der von der Deutschen Bahn ins Spiel gebrachte Ansatz von neun Promille sei noch zu hoch. Passend sei ein Gefälle von sechs Promille, wie es bei Projekten in der Schweiz gewählt werde, so Reiter.

Dass man sich hinsichtlich der Bauweise auch auf die ungeliebte „offene Variante“ einstellt, wurde im Laufe des Treffens deutlich. Ihr Hauptaugenmerk wollen die Vertreter der Bürgerinitiativen daher neben dem Lärmschutz vor allem auf den „Lückenschluss“ im Lorscher Wald richten. Der bisher noch als freie Strecke geplante, knapp zwei Kilometer lange Abschnitt solle demnach in den Tunnel integriert werden.

Mit dem Bau der ICE-Trasse wird nicht vor Ende der 2020er-Jahre begonnen. Karl Hans Geil zufolge gibt es derzeit „Kostenexplosionen an allen Ecken“, wodurch sich die nächsten Schritte weiter verzögerten. dtim

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