Brauchtum

Hüttenfeld feiert Kerwe ohne künstliche Intelligenz

Die Hüttenfelder Kerwe hat wieder viele Menschen in den Lampertheimer Stadtteil gelockt. Höhepunkte waren der Kerwelauf und die Kerwerede des Theatervereins "ZwiBuR".

Von 
Ronald Ehret
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Heike und Ralf Ehret waren für die Kerwerede verantwortlich. © Ronald Ehret

Hüttenfeld. Schon bei der Eröffnung der Hüttenfelder Kerwe am Freitagabend durch den Ortsvorsteher Karl-Heinz Berg und Bürgermeister Gottfried Störmer konnte man erahnen, dass es ein heißes Volksfest gibt. Störmer erklärte, dass die Eröffnung die letzte Amtshandlung Bergs als Ortsvorsteher sei, da er Ende August sein Amt niederlegen wird.

Die Teilnehmer des 34. Kerwelaufes, organisiert von der SG Hüttenfeld um Präsident Bernd Ehret, bekamen die Temperaturen am Samstagnachmittag zu spüren. Es waren nur 85 Läuferinnen und Läufer angetreten, die wegen der Schwüle nicht zu beneiden waren.

Ortsvorsteher Karl-Heinz Berg gab den Startschuss zu den drei Disziplinen, dem 2000-Meter-Lauf der Schüler, dem 10 000-Meter-Lauf und dem Halbmarathon, die durch die Wälder rund um Hüttenfeld führten. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Volksbank Südhessen- Darmstadt und einigen Hüttenfelder Firmen.

Nur sechs Kinder nahmen am 2000-Meter-Schülerlauf teil, 52 Teilnehmer gingen über die 10 000 Meter an den Start, und 27 Läuferinnen und Läufer versuchten sich im Halbmarathon über 21 300 Meter. Bei den Schülern kam Yafet Kfleyesus-Araya vom TV Lampertheim (11:12) auf den ersten Platz. Dritte wurde seine Schwester Rodas (11:23), kurz hinter Aaron Rhein (11:13) ebenfalls aus Lampertheim. Auf der Zehn-Kilometer-Strecke siegte Stefan Adams vom TTC Lampertheim in 38:09 Minuten. Auf den zweiten Platz kam der Ludwigshafener Dennis Mahle (39:06), gefolgt von Max Brendel (39:32). In der Königsklasse lief Eric Nies aus Maikammer mit 1:15:50 eine Traumzeit. Zweite und damit beste Frau wurde Tatjana Euler (1:31:30) vom TV Dieburg, gefolgt von Michael Zacher vom TSV Amicitia Viernheim (1:31:34).

Familiär war die Stimmung im Kerwedorf. Die SG Hüttenfeld bot Schnitzelvariationen, Wurstsalat, Gyros und Ofenkartoffeln an. Der Verein der Vogelfreunde ergänzte das Angebot mit ihren Hausmacher Wurstbroten. Die Feuerwehr sorgte in ihrem Partyzelt für Stimmung. Am ersten Abend war für die Jugend „Ballermann“ angesagt. Am Samstag gab es für die etwas Älteren Hits aus den 1980er und 1990er Jahren. Angeheizt wurde die Stimmung mit kühlen Cocktails. Für den Hunger gab es Hamburgervariationen. Das kulinarische Angebot wurde am Sonntagmittag mit Kaffee und selbst gebackenen Kuchen abgerundet.

Wer dem Trubel entfliehen wollte, der zog sich ins Zelt der litauischen Gemeinde zurück und genoss bei Kerzenschein ein kühles Glas Wein. Ein Karussell und der „Caribbean Star“ waren Anlaufpunkte für die jüngeren Kerwebesucher. Und was wäre eine Kerwe ohne Zuckerwatte, gebrannte Mandeln und leckere Crêpes.

Für die Kerwerede war der Theaterverein „ZwiBuR“ verantwortlich. Sie wurde wie schon im vergangenen Jahr von Heike Ehret und Ralf Ehret (nicht verwandt oder verschwägert) geschrieben und vorgetragen. Mit dem Kehrreim „Ich geb eich den Rot, macht eich net aus allem was draus, nemmt liewer mol die Luft eraus. Denn a wonns immer schlimmer werd, verdrieße losse ma uns net”, rahmten die beiden Begebenheiten in Hüttenfeld ein. Ob der Fußgängerüberweg am „Kreizweg“ oder der Umbau der evangelischen Kirche – alles wurde auf die Schippe genommen. Die Redner bedauerten, dass die Landwirtschaft immer mehr an Auswärtige vergeben wird und es in Hüttenfeld immer weniger Originale wie die „Zeitungsliss“ oder „de Badausel“ gibt.

Und trotz Instagram und schnellerem Internet, das vielleicht in Hüttenfeld kommen soll, wird die Künstliche Intelligenz bei ZwiBuR nicht einkehren. Ralf gab ein Beispiel zum Besten, wie eine Kerwerede aussehen könnte, die mit künstlicher Intelligenz geschrieben wurde. Sein Resümee: „Was uns betrifft, mir hätte gern, die nächsten Jahre ganz unmodern, e handgemachte Kerwered, und dass en Mensch aus Fleisch und Blut hier vorne steht und redde dud“. Dem stimmte das begeisterte Kerwepublikum mit langanhaltendem Applaus zu.

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