Fastnacht

Hofheimer Karnevalisten zünden Feuerwerk der guten Laune

Die zahlreichen Mitwirkenden aus den Reihen des Hofheimer Carneval-Vereins (HCV) begeistern in der ersten ihrer drei Prunksitzungen das Publikum im ausverkauften Bürgerhaus

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Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr sorgt mit seinen Trommeln für reichlich Wirbel im Hofheimer Bürgerhaus. © fh

Hofheim. Die Erfolgsgeschichte des Hofheimer Carneval Vereins (HCV) scheint kein Ende zu nehmen. Rund 200 aktive Fastnachter sorgten in der ersten von drei im Eiltempo ausverkauften Prunksitzungen für ein Feuerwerk der guten Laune. Damit wurden die Protagonisten der enormen Erwartungshaltung mehr als gerecht. Die Mischung aus Tänzen, Bütten, Show und Gesang stimmte einmal mehr und vertrieb von der ersten Sekunde an das Alltagsgrau im bunten Bürgerhaus.

„Humor ist gesunder Menschenverstand, der tanzt“, gab der bestens aufgelegte Sitzungspräsident (und Hofheimer Ortsvorsteher) Alexander Scholl zum Besten und leitete mit einem dreifach donnernden „Howwe Helau“ das Spektakel ein. Mit den Wichteln, Flower Powers und Piccolos prägten getreu den Mainzer Vorbildern die jüngeren Garden den Auftakt, sorgten mit tollen Tänzen im Beisein zahlreicher Ehrengäste und Ehrenmitglieder nicht nur für ein beeindruckendes Bild, sondern auch gleich für die erste Saalrakete.

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Mitreißende erste Prunksitzung in Hofheim

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Als „Fra vum Protokoll“ griff Katrin Scholl reichlich vorhandene Steilvorlagen aus der Kommunalpolitik und Stadtverwaltung dankend auf, wurde für ihren pointierten Vortrag zu recht gefeiert. Ob eine mit unzähligen Pannen versehene Vollsperrung der Bahnhofstraße, die Sporthallensanierung, der Schildbürgerstreich mit Bodenschwellen im Feldweg, ein nicht funktionierender ÖPNV oder das Aufräumen mit Social Media – ihr gelang ein perfekter Beitrag mit ersten Seitenhieben in Richtung Kernstadt.

Große Garde tanzt zweimal

Zweimal durfte die sehenswerte große Garde des HCV auf die Bühne, begeisterte neben dem Gardetanz mit einer faszinierenden Late-Night-Show im Stil des „Moulin Rouge“. Nicht wegzudenken von der HCV-Bühne ist Martina Vock, die dieses Mal als Hexe auftrat, die sich mit dem Ehrenvorsitzenden Eddy Stöwesand den idealen Büttenredner zusammenhexte: „Erscheine aus dem Hexentopf, heb de Wersching, hoch de Kopf.“ Wie die Garde hatten auch die Piccolos mit „Theater“ noch einen Showtanz zu bieten.

Wieder in Topform: Markus Scholl als „Till vom HCV“. © fh

Ein Alleinstellungsmerkmal der Howwemer Fastnacht ist seit Jahren Markus Scholl als „Till vom HCV“. Ausgestattet mit einmaliger Narrenfreiheit hält er kritisch und mit ernstem Ton den Menschen wie kein anderer den Spiegel vor. Scholl beeindruckte einmal mehr mit einem erstklassigen, 20-minütigen in Reimform frei dargebotenem Vortrag aus der eigenen Feder – das ist Fastnacht auf allerhöchstem Niveau und endete in stehenden Ovationen. Der Verzicht auf die Row-Zero-Zone, wenn im deutschen Parlament der Bodensatz sitzt („Wenn Habeck sich mit Ideen an die Wirtschaft wendet, es immer in einer Katastrophe endet“), Schuldenbremse als Problem der Syrer und Türken, weltweiter Spott und Hohn dank Ampel, USA-Wahl, Z-Generation waren seine Themen. „Reines Braun kann eine richtige Kackfarbe sein“, stellte er fest und dass der Till aufgehört habe, sich aufzuregen: „Wenn mir alle auf die Eier gehe’, dann geh’ ich einfach Rasen mähe’.“ Nach Tills Auftritt war mit einem unterhaltsamen Einblick ins „Howwemer Kaufhaus“ mit perfekter Hitauswahl durch die Verwandlungskünstler der „Wonneproppen“ erst einmal Durchatmen angesagt.

Gerührter HCV-Chef

Den „Nachbarn, wie ihn sich wohl jeder wünscht“, verkörperte Volker Hildebrand in der Bütt. Da wird auch mal eine Aufklärungsdrohne eingesetzt, Veganer mit Frikadellen beworfen oder der Hasenstall zur Pilgerstätte beim „Wunner vun Howwe“ – ein genialer, zu recht mit stehenden Ovationen gefeierter Vortrag des gerührten HCV-Chefs.

Förmlich in den Tiefenrausch der Unterwasserwelt tanzte sich die Happy Dance Company. Eine Augenweide die aufwendige und gleichermaßen perfekte Kostümierung. Als Hitsänger startete Alexander Scholl gleich zu Beginn des zweiten Teils durch, brachte mit gewohnter Leichtigkeit und gelungener Hitauswahl den Saal sofort auf Betriebstemperatur. In die 1980er Jahre entführten die „Pink Ladies“ mit einer großartigen Performance. Comedian Sebastian Neubecker („in Worms studiert, klingt wie ein Widerspruch in sich“) verdeutlichte die Schwierigkeiten, was es heißt, eine Kneipe in Hofheim zu eröffnen. Ein beeindruckendes Trommelfeuerwerk entfachte die unter der Leitung von Erik Minder und Steffi Bär stehende Formation der Freiwilligen Feuerwehr.

Beim Auftritt der Pink Ladies zur Musik aus den 1980er Jahren wird es auf der Bühne ganz schön eng. © fh

Schwimmen steht bei Heike Hildebrand ganz hoch im Kurs, hat sie in „Lambada“ am Beckenrand doch Mr. Baywatch entdeckt. Herzhaft der Vergleich mit dem Kugelgrill, perfekt das auf der Bürste gespielte Bittlied für den Bademeister, Cellulitis als Körpersprache und die Seitenhiebe in die Kernstadt: „Die müsste theoretisch all schwimme kenne, sin jo inne hohl.“

Sensationelle Power dank einer beeindruckenden Choreographie brachte das Männerballett beim „Hit Radio HCV“ zu Musik der 1980er und 1990er Jahre auf die Bühne. Gleichzeitig im brodelnden Bau die perfekte Überleitung auf Livegesang von Alexander Scholl, Alisha Scholl, Natascha Bittmann und Markus Reis („Das alles sind wir“, „Für die Ewigkeit“) und dem bunten Finale zur HCV-Hymne „Howwe am Rhoi“ aller Protagonisten dieses faszinierenden Narrenspektakels. 

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