Lampertheim. „Dieses Orchester ist ein warmherziger Organismus, dem man mit Freude lauschen möchte“. Was Moderatorin Jutta Werbelow ihrem Publikum versprach, sollte sich bewahrheiten. Zum Neujahrskonzert der Starkenburg Philharmoniker strömten 600 Besucher in die Hans-Pfeiffer-Halle. Das von „cultur communal“ veranstaltete Event hat Tradition – zum mittlerweile zehnten Mal gastierte das 50-köpfige Ensemble um Dirigent Günther Stegmüller in der Spargelstadt.
Angekündigt war eine „verrückte Mischung“ aus den verschiedensten Genres. Oper, Operette, sinfonische und Filmmusik bildeten den Schwerpunkt. „Wir reisen durch die Highlights von 20 Jahren Orchester“, erklärte die Moderatorin, die auch Schlagzeugerin ist, mit Blick auf das runde Jubiläum.
Um ein spannendes Programm in hoher Qualität zu bieten, hatte Stegmüller bei seinen Musikern die Lieblingsstücke abgefragt. Eines davon ist die Ouvertüre aus Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“. Imposant brachten die Symphoniker die Eröffnung des 1862 uraufgeführten Werks auf die Bühne. Gespielt wurde in der Besetzung eines klassischen Sinfonieorchesters mit Streichern, Holzbläsern, Blechbläsern, Pauken und Schlaginstrumenten.
„Wir befinden uns im Sizilien des Jahres 1282“, fuhr Jutta Werbelow fort. In der Nacht vor dem Aufstand gegen die Franzosen hätten sich jene Geschehnisse zugetragen, die in der Arie „Mercè, dilette amiche“ besungen werden. Mit Hingabe intonierte Sopranistin Gunda Baumgärtner das rasante Stück, dessen Rhythmus einen Teil des Publikums mitklatschen ließ.
Sizilien ist auch die Heimat eines Klassikers von Pietro Mascagni (1863-1945). Sein Intermezzo aus „Cavalleria rusticana“ gilt nicht nur als eines der schönsten überhaupt, sondern fand auch Eingang in die Filmgeschichte. Francis Ford Coppola verarbeitete das Motiv im Schlussteil von „Der Pate III“. Gänsehaut-Stimmung ergriff die Halle.
„Freunde, das Leben ist lebenswert“, heißt es im ersten Akt der Operette „Guiditta“. Die Arie von Franz Lehár (1870-1948) schmetterte Antonio Rivera, vom Publikum hörbar goutiert. Auch im Duett kam der Tenor zum Zuge: „Sieh dort den kleinen Pavillon“ präsentierte der gebürtige Mexikaner im Wechsel mit Gunda Baumgärtner. Dabei buhlte er in der Rolle des Camille um Valencienne, wie es „Die lustige Witwe“ vorsieht.
Nach dem „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms (1833-1897) blieb man den Magyaren treu: „Czárdás“ ist die vermutlich bekannteste Komposition des Italieners Vittorio Monti (1868-1922). Für diese Form der traditionellen Tanzmusik konnte es nur Einen geben: Ludwig Bone ist Erster Geiger der Starkenburg Philharmoniker und stammt selbst aus Siebenbürgen, wo der Czárdás zuhause ist. Für seine gekonnte Darbietung erntete der Solist Jubelstürme.
Zu den Favoriten des Orchesters zählt aber auch „Die Fledermaus“. Gleich zwei Mal standen Auszüge aus der Operette von Johann Strauss (1825-1899) auf dem Notenblatt: Neben der Ouvertüre erklang „Im Feuerstrom der Reben“. Von Giacomo Puccini (1858-1924) war „O mio babbino caro“ zu hören, die Arie der Lauretta aus „Gianni Schicchi“.
Den „Raider‘s March“ kennt indes jeder Filmfan: Die unverwechselbare Titelmelodie aus „Indiana Jones“ ist eine Schöpfung des 1932 geborenen US-Amerikaners John Towner Williams. Weiter auf dem Programm stand der Soundtrack aus „Out of Africa“, geschrieben von John Barry (1933-2011). Beschwingt ging es noch einmal bei „Fiddle, Faddle“ von Leroy Anderson (1908-1975) zu, hispanisches Flair vermittelte „Granada“ aus dem Liederzyklus von Augustin Lara (1897-1970).
Mit dem Zuspruch zum Konzert zeigte sich die Stadt derweil zufrieden: Eine 80-prozentige Auslastung des Saals bedeute einen „sehr schönen Wert“, resümierte Manfred Scholz, Leiter des Fachbereichs Bildung, Kultur und Ehrenamt.
Das Orchester
Die Starkenburg Philharmoniker bestehen seit 20 Jahren. Gründer und musikalischer Leiter ist Günther Stegmüller. Der Dirigent und Pianist hat in den USA, Russland und diversen europäischen Ländern konzertiert und verfügt über umfangreiche musikpädagogische Erfahrung.
Das Ensemble mit rund 50 Mitgliedern führt klassische und szenische Werke auf. Die Musiker stammen aus allen Teilen der Region. Vertreten sind Schüler, Studenten, Berufstätige und Berufsmusiker.
Mehr als 150 Konzerte haben die Starkenburg Philharmoniker absolviert. 16 CDs wurden eingespielt. dtim
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