Hofheim. Mit einer sehenswerten Ausstellung zur Hofheimer Geschichte in den Räumlichkeiten der Künstlerinitiative Lampertheim (KIL) im Mai dieses Jahres hatte der gleichnamige Arbeitskreis erstmals für Aufsehen gesorgt. Die KIL war auch Ausgangspunkt des erstmals angebotenen historischen Stadtteilspaziergangs, an dem rund zwei Dutzend Besucher teilnahmen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Alexander Scholl gestalteten in erster Linie Charlotte Laible-Bär und Yvonne Ohl dieses neue Format des Arbeitskreises, der bei seinem nächsten Treffen im November einen Jahresplan für das kommende Jahr abstimmen möchte. Vor Beginn der historischen Zeitreise erhielten die Gäste erst einmal Weinprobiergläser und wurden zum „Piffche“ eingeladen. Charlotte Laible-Bär blieb die Erklärung nicht schuldig, das „Piffche“ in einer Maßeinheit von 0,1 Liter konnte gerade so „abgepetzt“ werden.
Bezeichnung „Schwabblereck“ erläutert
Die KIL war vielen Besuchern noch als altes Schulgebäude oder anschließend als Post ein Begriff. Beim nahe gelegenen „Schwabblereck“ an der Ecke Bahnhofstraße/Backhausstraße lieferte die ebenfalls in der Arbeitsgruppe mitwirkende Rina Keller Informationen aus erster Hand. Schließlich hatte deren Urgroßvater das Gasthaus „Zum Löwen“ 1868 von seinen Eltern übernommen. Das Gasthaus schloss 1962 seine Pforten, auf den Kinobetrieb im Tanzsaal folgte 1973 die Volksbank, mittlerweile befindet sich ein Friseursalon im Gebäude.
Auch der Wandel im Nebengebäude war enorm, nach einer Reinigung folgte eine Eisdiele, aktuell gibt es darin eine Pizzeria. Die Erklärung der Bezeichnung Schwabblereck sorgte allgemein für Erheiterung, denn der Opa von Rina Keller war offensichtlich schwabbelig. Zu allen Gebäuden in der Backhausstraße lieferten Charlotte Laible-Bär und Yvonne Ohl reichlich historisches Wissen. So befand sich in der Backhausstraße 3 in früheren Jahren nach der Drogerie Grundel eine Postannahmestelle und Änderungsschneiderei. Daneben in der Backhausstraße 5 ein Kindergarten der evangelischen Kirchengemeinde und ein Schwesternhaus, später die Regentropfen-Werkstatt.
Erinnerung an das Hochwasser im Jahr 1892
So ging es weiter bis zur seit 1989 geschlossenen Schmiede Bletzer. Beim Rundgang durfte der Rathausplatz nicht fehlen. Das für Hofheim einschneidende Ereignis, das Hochwasser von 1892 nach einem Dammbruch, wurde ebenfalls intensiv beleuchtet. Mindestens 40 Häuser wurden weggeschwemmt. „Was war unser Altes Rathaus früher?“, so die Fragestellung der beiden. Das Gebäude diente als Amtsstube, Gerichtssaal und Wohnung für den Schullehrer, der auch die vorhandene Glocke läutete. Die öffentliche Waage beheimatet das Alte Rathaus nach wie vor. Auf der anderen Straßenseite der Backhausstraße ging es zurück zum „Penningsbettche“ gegenüber der KIL, dort gab es an der Endstation das dritte „Piffche“. fh
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