Hüttenfeld/Mannheim. Seit Jahren protestieren Hebammen für bessere Arbeitsbedingungen. Neu ist, dass nun auch Familien auf der Straße stehen und Hebammen fordern. Trotz leichter Erhöhung der Gebühren sieht die Zukunft für die Berufsgruppe weiter düster aus. Deshalb zogen rund 450 Menschen über die Mannheimer Planken und forderten von der Politik mehr als Bekundungen, sondern die konkrete Bereitschaft, sich des Problems anzunehmen.
Dass die relativ kleine Berufsgruppe mit rund 20 000 Hebammen in Deutschland dennoch eine wichtige Rolle für die Gesellschaft spielt, zeigt sich zum Beispiel im Vergleich mit den USA, wo es relativ gesehen noch weniger Hebammenbetreuung gibt: Dort liegt die Kaiserschnittrate bei Geburten jenseits der 50 Prozent, während laut der Weltgesundheitsorganisation nur bei 10 bis 15 Prozent der Kaiserschnitt medizinisch wirklich notwendig ist. In Holland liegt die Rate bei 13,5 Prozent, dort spielen Hebammen eine große Rolle in der Begleitung von Schwangerschaft und Geburt. Dies zeigt beispielhaft die Bedeutung sowohl für die individuelle Familie als auch ökonomisch gesehen für die Gesellschaft, denn ein Kaiserschnitt kostet ein Vielfaches im Vergleich zur natürlichen Geburt. "Dieser Notausgang sollte Notausgang bleiben, denn sonst steht der Gewinn durch diese Operation nicht im Verhältnis zu dessen Risiken", erklärt Verena Berger, Hebamme aus Hüttenfeld.
Schwangere haben laut Berger ab dem Schwangerschaftstest einen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenbetreuung, das wüssten viele noch immer nicht. Stattdessen gebe es immer wieder Frauen, die sich zu spät auf die Suche nach einer Hebamme machten. "Allein in den letzten zwei Wochen musste ich drei Frauen mitteilen, dass ich keine Kapazitäten mehr habe. Besonders in Urlaubszeiten und an Feiertagen kommt es zu Engpässen, denn auch hier an der Bergstraße ist dann der Bedarf höher als das Angebot", berichtet Berger, die auch Vorsitzende des Hebammanverbandes Kreis Bergstraße ist. ron
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